Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower
Vielleicht war ich voreingenommen, aber das ist mir egal. Es war jedenfalls die Show, an die ich mich immer erinnern werde. Besonders der letzte Song.
Dieser Song heißt »I’m Going Home«. Tim Curry, der im Film Frank N. Furter spielt, weint bei diesem Song. Patrick aber lächelte – und es fühlte sich genau richtig an.
Ich konnte sogar meine Schwester überreden, mit ihrem Freund zur Show zu kommen. Seit dem ersten Mal hatte ich das immer wieder versucht, aber sie wollte nie. Diesmal jedoch kam sie. Und weil sie und ihr Freund die Show
noch nie gesehen hatten, waren sie »Jungfrauen« und mussten vor der Show diese ganzen peinlichen Sachen machen, ehe sie richtig dazugehörten. Ich hatte meiner Schwester vorher lieber nichts davon gesagt, und so mussten sie und ihr Freund auf die Bühne und den Time Warp tanzen.
Wer beim Tanzen verlor, musste danach so tun, als ob er oder sie Sex mit einer großen grünen Plastikpuppe hätte. Also brachte ich meiner Schwester und ihrem Freund schnell den Time Warp bei, denn das wollte ich nicht – meiner Schwester auf der Bühne beim Tanzen zuzusehen, machte Spaß, aber ich glaube nicht, dass ich es verkraftet hätte, sie mit einer großen grünen Plastikpuppe rummachen zu sehen.
Ich fragte meine Schwester auch, ob sie später noch mit zu Craig käme, aber sie sagte, dass einer ihrer Freunde ebenfalls eine Party gab und sie dorthin gehen würden. Das war okay für mich, denn immerhin war sie zur Show gekommen. Und bevor sie ging, umarmte sie mich nochmal. Zweimal am gleichen Tag! Ich habe meine Schwester wirklich lieb. Vor allem, wenn sie nett zu mir ist.
Die Party bei Craig war toll. Craig und Peter hatten Champagner gekauft, um mit allen anzustoßen, die ihren Abschluss gemacht hatten. Und wir haben getanzt und uns unterhalten. Und ich habe Mary Elizabeth Peter küssen und sich freuen sehen. Und ich habe Sam Craig küssen und sich freuen sehen. Und ich habe Patrick und Alice gesehen, denen es nichts ausgemacht hat, dass sie niemanden zum Küssen hatten, weil sie viel zu beschäftigt damit waren, über ihre Zukunft zu reden.
Und ich saß einfach mit einer Flasche Champagner neben dem CD-Spieler und spielte Songs, die gerade zur Stimmung passten. Craig hatte eine wirklich gute Sammlung, und immer wenn die Leute müde wirkten, spielte ich etwas Schnelles, und wenn sie wirkten, als wollten sie sich unterhalten, spielte ich etwas Ruhiges. Es war eine schöne Methode, auf einer Party allein zu sein und sich gleichzeitig als Teil des Ganzen zu fühlen.
Später bedankten sich alle bei mir und sagten, es sei die »perfekte Untermalung« gewesen. Craig sagte sogar, ich solle mir doch etwas Geld als DJ verdienen, solange ich noch auf die Schule ging – so wie er als Model arbeitete –, und ich fand das eine gute Idee. Vielleicht schaffe ich es ja, mir genug Geld für das College zurückzulegen, sollte es bei mir mit dem Rotary Club nichts werden.
Mein Bruder sagte allerdings neulich am Telefon, dass ich mir um meine Collegegebühren keine Sorgen zu machen bräuchte, wenn er es unter die Profis schafft. Er würde sich dann darum kümmern. Ich kann es kaum erwarten, meinen Bruder wiederzusehen. Er kommt zur Abschlussfeier meiner Schwester nach Hause, was wirklich nett von ihm ist.
Alles Liebe,
Charlie
9. Juni 1992
Lieber Freund,
heute Abend ist Prom Night. Die Schule gestern war nicht leicht – jetzt, wo meine Schwester und meine ganzen Freunde nicht mehr kommen, kenne ich dort fast niemanden mehr.
Am schlimmsten war die Mittagspause, denn sie erinnerte mich an die Zeit, als alle wütend auf mich waren wegen Mary Elizabeth. Ich bekam nicht einmal mein Sandwich runter, und dabei hatte Mom mir mein Lieblingssandwich gemacht, vermutlich weil sie wusste, wie traurig ich so ganz allein sein würde.
Die Gänge kamen mir ganz anders vor. Und die Schüler aus der Elften benahmen sich ganz anders, weil sie ja jetzt die Ältesten waren. Sie hatten sich sogar T-Shirts drucken lassen. Keine Ahnung, wer sich so etwas ausdenkt.
Und ich musste immer wieder daran denken, dass Sam in zwei Wochen zur Penn State fährt. Und Mary Elizabeth wird mit ihrem Freund beschäftigt sein. Und meine Schwester mit ihrem. Und Alice und ich haben nicht so viel miteinander zu tun. Patrick wird zwar noch eine Weile da sein, aber ich vermute, dass er nicht mehr so viel Zeit mit mir verbringen will, jetzt, wo er nicht mehr so traurig ist. Ich weiß, dass ich mir das vielleicht nur einbilde, aber
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