Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower
wäre. Wie diese Karaoke-Bar in Downtown. Oder dieser Tanzclub. Oder die Umkleide von diesem Fitnessstudio … Manchmal schleppte Patrick jemanden ab, manchmal nicht. Er sagte, man könnte nie wirklich wissen, ob es »sicher« war.
Die Abende, an denen er jemanden abschleppte, war er hinterher immer traurig, und das fand ich schlimm, denn am Anfang war Patrick immer ziemlich gut gelaunt. Er sagte dann, er fühle sich frei, und heute Abend finde er seine Bestimmung. Solche Sachen. Aber am Ende des Abends wirkte er nur noch traurig. Manchmal redete er über Brad, manchmal nicht. Und nach einiger Zeit war die ganze Sache für ihn nicht mehr interessant genug, und er hatte auch nichts mehr, womit er sich betäuben konnte.
Heute Abend waren wir noch einmal in dem Park, in dem sich die Männer treffen. Und Patrick hat Brad dort mit einem anderen Typen gesehen. Brad war zu beschäftigt, um uns zu bemerken. Und Patrick hat nichts gesagt. Und nichts gemacht. Er ist einfach nur zurück zum Auto. Auf dem Heimweg warf er die Weinflasche aus dem Fenster, und sie zerbrach mit einem lautem Knall. Und als er mich absetzte, gab er mir keinen Kuss, wie er es sonst immer gemacht hatte. Er bedankte sich nur bei mir, dass ich sein Freund war, und dann fuhr er davon.
Alles Liebe,
Charlie
21. Mai 1992
Lieber Freund,
das Schuljahr ist fast vorbei. Nur ein guter Monat noch für mich, und nur wenige Wochen für die Leute im letzten Jahr wie Sam und Patrick. Dann sind Prom Night und die Abschlussfeier, und alle sind jetzt schon mit den Vorbereitungen beschäftigt.
Mary Elizabeth geht mit ihrem neuen Freund Peter zur Prom Night. Meine Schwester geht mit Erik, und Patrick mit Alice. Und Craig hat Sam versprochen, diesmal mitzukommen. Sie haben sogar eine Limousine und alles gemietet. Meine Schwester fährt allerdings in Eriks Wagen mit, einem Buick.
Bill war in letzter Zeit ziemlich wehmütig, weil sein erstes Jahr als Lehrer zu Ende geht. Zumindest hat er mir das so gesagt. Er hatte ja vorgehabt, nach New York zu ziehen und Stücke zu schreiben, aber jetzt sagt er, er sei sich nicht mehr sicher, ob er das auch will. Er unterrichtet wirklich gerne Englisch und denkt, dass er nächstes Jahr vielleicht auch den Schauspielkurs übernehmen kann.
Ich vermute, dass er viel darüber nachgedacht hatte, denn nach »Der Fremde« hatte er mir länger nichts mehr zu lesen gegeben. Er wollte aber, dass ich mir einige Filme ansehe und dann einen Aufsatz darüber schreibe, wie ich sie finde. Es waren Die Reifeprüfung , Harold und Maude , Mein Leben als Hund (mit Untertiteln!), Der Club der toten Dichter und Verdacht auf Liebe (ein Film, der ziemlich schwer zu kriegen ist).
Ich habe mir sie alle an einem einzigen Tag angesehen. Das war ziemlich cool.
Der Aufsatz, den ich darüber schrieb, ähnelte allerdings ziemlich meinen letzten Aufsätzen, denn was mir Bill zu lesen oder sehen aufgab, ähnelte sich ja auch immer ziemlich. Bis auf »Naked Lunch«.
Als er mir dieses Buch gegeben hatte, hatte er sich gerade von seiner Freundin getrennt und sich »philosophisch« gefühlt, wie er es ausdrückte, und als wir vor Kurzem über »Unterwegs« sprachen, entschuldigte er sich dafür, dass er sein Privatleben seinen Job hatte beeinträchtigen lassen. Und ich nahm die Entschuldigung an, weil ich nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen. Es ist schon komisch, seine Lehrer als Menschen zu sehen. Offenbar hat er sich inzwischen mit seiner Freundin wieder versöhnt – sie wohnen jetzt nämlich zusammen. Zumindest hat er das erzählt.
In der Schule hat mir Bill schließlich dann das letzte Buch für dieses Schuljahr gegeben. Es heißt »Der ewige Quell« und ist ziemlich dick.
Er gab es mir und sagte: »Sei vorsichtig beim Lesen. Es ist ein tolles Buch. Aber versuche, ein Sieb zu sein und kein Schwamm.«
Manchmal vergisst Bill offenbar, dass ich erst sechzehn bin. Ich bin aber ganz froh darüber.
Ich habe das Buch noch nicht angefangen. In meinen anderen Kursen hinke ich nämlich ziemlich hinterher, weil ich so viel Zeit mit Patrick verbracht habe. Wenn ich aber noch aufholen kann, werde ich mein erstes Jahr auf der Highschool mit glatten Einsern abschließen, was mich sehr freut. In Mathe hätte es beinahe nicht geklappt, aber dann sagte Mr. Carlo, ich solle aufhören, die ganze Zeit
nach dem Warum zu fragen, und mich einfach an die Formeln halten. Das habe ich dann auch, und jetzt kriege ich in den Tests immer die volle Punktzahl. Ich wünschte
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