Das Alte Aegypten
Dritten Zwischenzeit – nicht in Frage gestellt, wenn sie von den Ägyptern selber auch kaum verstanden worden wäre. Sie rechneten nach Dynastien, Gruppierungen von mehreren, zeitlich aufeinander folgenden Königen, die beispielsweise in verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander standen, gleicher Herkunft waren oder die gleiche Hauptstadt nutzten. Die 30 Dynastien, die von Manetho im 3. Jh. v. Chr. eingeführt wurden und in ähnlicher Besetzung auch in den Königslisten zu finden sind, folgen dabei nicht immer linear aufeinander – Könige mehrerer Dynastien regierten zu manchen Zeiten gleichzeitig in verschiedenen Landesteilen
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Mit vier Königslisten bildet die Liste Sethos’ I., die sich in seinem Tempel in Abydos erhalten hat, einen wesentlichen Anhaltspunkt für die Chronologie der ägyptischen Herrscher. In zwei Reihen sind die Namen von 76 Pharaonen zu erkennen
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(c) akg, Berlin
Die Einteilung der Zeit
Der altägyptische Kalender
Wer glaubt, dass das Jahr mit seinen 365 Tagen zu je 24 Stunden eine Erfindung unserer Tage ist, der irrt. Auch ein Blick an den Beginn unserer Zeitrechnung, 2000 Jahre zurück, zu Julius Caesar, dessen Kalender im 16. Jh. von Papst Gregor XIII. überarbeitet wurde, genügt nicht, um zu den Wurzeln unseres Kalenders zu gelangen. Vielmehr waren es die Ägypter und das bereits etwa drei Jahrtausende vor Christi Geburt, die durch Beobachtungen des Mondumlaufs und der jährlichen Wiederkehr der Nilüberschwemmung zu dem Schluss kamen, dass ein Jahr 365 Tage haben müsse. Sie unterteilten es in drei Jahreszeiten zu jeweils vier Monaten: Achet, die Überschwemmung selbst, Peret, das Frühjahr, wenn die Aussaat erfolgte und das Getreide zu sprießen begann, und Schemu, die Erntezeit. Jeder Monat wiederum zählte 30 Tage, was sich aus dem Lauf des Mondes ergab. Da den Berechnungen der Ägypter ein dezimales Zahlensystem zugrunde lag – beruhend auf den zehn Fingern – unterteilten sie jeden Monat in drei Wochen zu jeweils 10 Tagen.
Viele Augenblicke sind ein Tag
Auch der 24-Stunden-Tag ist eine Erfindung der Ägypter: Spätestens seit der Ersten Zwischenzeit (2181-2025) unterteilte man beide Tageshälften, den zwölf Monaten entsprechend, jeweils in zwölf gleiche Teile. Deren Länge variierte je nach Jahreszeit: Waren die Tage während der Überschwemmungszeit länger, die Nächte kürzer, dauerte eine Tagesstunde länger als eine Nachtstunde. Gemessen wurde die Zeit mittels Sonnen- und Wasseruhren, einfache Auslaufuhren, bei denen Wasser aus den Öffnungen eines Gefäßes ran. Sie verfügten über unterschiedliche Skalen mit waagerechten Markierungen, damit sie die je nach Jahreszeit verschieden langen Stunden korrekt anzeigen konnten – den unterschiedlich starken Wasserdruck versuchte man dabei ebenfalls in der Anzeige zu berücksichtigen. Im Gegensatz zu den Babyloniern kannten die Ägypter keine Unterteilung der Stunde in 60 Minuten. Ihre kleinste Zeiteinheit war die „at“, der Augenblick, dessen Länge nicht definiert war.
Epagomenen
Drei Jahreszeiten zu jeweils vier Monaten, jeder Monat 30 Tage? Das ergibt 360 und nicht 365 Tage, eine Diskrepanz von fünf Tagen also. Die Epagomenen, die fünf (grch.) „hinzugefügten Tage“, die aufeinander folgenden Geburtstage der Götter Osiris, Horus, Seth, Isis und Nephthys, sorgten dafür, dass die Diskrepanz zwischen dem ägyptischen Sonnenjahr und dem realen Sonnenjahr, das etwa sechs Stunden länger ist, nicht zu groß wurde. Und selbst diese kleine Abweichung bekamen die Ägypter, wenn auch erst am Ende der Pharaonenzeit, in den Griff: Unter der Herrschaft der Ptolemäerkönige (305-30) wurde das Schaltjahr eingeführt. Dieser später unter Julius Caesar und Papst Gregor XIII. überarbeitete Kalender bildet die Basis unseres neuzeitlichen Kalenders
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Wann beginnt das neue Jahr?
Obwohl das astronomische Jahr etwas länger dauert als 365 Tage, kannte man mit dem 19. Juli bereits einen festen Neujahrstermin, dessen Grundlage eine Beobachtung am Sternenhimmel bildete: An diesem Tag erschien der hellste Stern, Sirius, der Hundsstern, unmittelbar vor Sonnenaufgang am östlichen Horizont, nachdem er 70 Tage von der Sonne überstrahlt worden war. Ein passendes Datum, denn etwa zu dieser Zeit trat Jahr für Jahr der Nil auch über seine Ufer.
Neben dem Siriusjahr und dem 365-tägigen Sonnenjahr kannten die Ägypter noch andere Kalendarien, die sich am Zeitpunkt religiöser Feste orientierten und oft auf dem Mondmonat beruhten,
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