Das Alte Aegypten
hier aus gut zu kontrollieren, was der Stadt mit den berühmten weißen Mauern den Beinamen „Waage der beiden Länder“ einbrachte. Bis zum Ende des Alten Reichs (2181 v. Chr.) wurde Ägypten von hier aus regiert, hier war mit der gigantischen Kultanlage des Gottes Ptah, des Schöpfergottes und Schutzgottes von Memphis, der religiöse Mittelpunkt. Auch als später Theben zur Hauptstadt wurde, blieb Memphis das Zentrum des Nordens und war immer wieder königliche Residenz. Hier trafen sich die großen Gütertransporte auf ihrem Weg in den Süden, egal über welchen Nilarm sie ins Land gelangt waren. Immer mehr ausländische Händler, Phönizier, Griechen und Perser siedelten sich an und machten die Metropole im 1. Jahrtausend v. Chr. zu einem Schmelztiegel, dessen Ruhm weit über Ägypten hinaus strahlte. In der Ptolemäerzeit (305-30) lief ihr die Neugründung Alexanders des Großen am Mittelmeer, Alexandria, jedoch zunehmend den Rang ab, die Schließung der heidnischen Tempel durch den römischen Kaiser Theodosius I. versetzte ihr 391 n. Chr. schließlich den Todesstoß. Die nun schon über 3000 Jahre alte Stadt begann zu veröden, ihre Tempel und Paläste zu verfallen. Übrig blieben vor allem Grundmauern und die monumentalen Relikte einer Standfigur Ramses II. (1279-1213) aus dem 10. Jh. v. Chr., daneben Reste eines Balsamierungshauses für den Apis-Stier, der lebenden Manifestation des Ptah, mit zwei riesigen Balsamierungstischen aus Alabaster. Viele Ruinen liegen unter dicken Schichten Nilschlamm begraben, Teile davon wiederum unter dem Grundwasserspiegel, weshalb sich Grabungen schwierig gestalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich künftigen Archäologen hier noch ein lohnendes Betätigungsfeld bietet.
Menes
Laut Herodot, dem griechischen Geschichtsschreiber und Geograph, soll Ägyptens sagenhafter König Menes der Gründer von Memphis sein. Der Reichsgründer, erster Herrscher über ein vereinigtes Ober- und Unterägypten, soll die sumpfige Gegend trocken gelegt haben. Daneben habe er die Schrift erfunden und die Gesetze zu einem Gesetzeswerk zusammengefasst, Kultur und Zivilisation gebracht. Er vereinigt in seiner Person mehrere historische Gestalten und symbolisierte den Anfang der ägyptischen Geschichte
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Im Westen von Memphis befanden sich ausgedehnte Nekropolen, Totenstädte, die sich von Nord nach Süd über etwa 35 Kilometer erstreckten und zu denen Giza ebenso wie Sakkara gehören. Die sich hier in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt erhebende Pyramide Pepis I. (2321-2287) erhielt den Beinamen Men-nefer, was so viel wie „beständig an Vollkommenheit“ bedeutet und in seiner griechischen Form „Memphis“ zum Namen für die ganze Stadt wurde.
Inmitten von Palmenhainen stieß man in den letzten beiden Jahrhunderten auf spärliche Überreste der einstigen Hauptstadt. Die ursprünglich wohl am südlichen Eingangstor des Ptah-Tempels stehende Kolossalstatue Ramses’ II. wurde 1888 ausgegraben und ist heute in einem modernen Schutzgebäude zu besichtigen
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Ratgeber fürs Leben
Weisheitslehren
„Wenn du einer bist, an den man sich bittend wendet, so sei freundlich, wenn du auf die Rede eines Bittstellers hörst. Fahre ihn nicht an, bis er sich erleichtert und das gesagt hat, weswegen er gekommen ist … Gutes Anhören erfreut das Herz.“ Dies ist eine der Weisheiten, die die Lehre des Ptahhotep, Wesir unter König Djedkare (2414-2375), enthält. In ihren 37 Kapiteln gibt der Wesir, nachdem er vom König die Erlaubnis erbeten hatte, sich einen Schüler erziehen zu dürfen, gute Ratschläge in Bezug auf die Tischsitten, die Unterschiede, die ein korrektes Verhalten gegenüber anderen je nach deren Stellung erfordert und die Vorzüge einer guten Rede. „Und seine Majestät der König sprach zu seinem Wesir Ptahhotep: ‚So lehre ihn die alten Sitten, damit er ein Vorbild sein möge für die Kinder der Beamten; möge er gehorsam und verständig werden, denn niemand ist von Geburt an weise.’“
Dass sich Weisheit nicht vererbt, sondern von einem Lehrmeister auf den anderen übertragen werden musste, war den Ägyptern bewusst. So bilden Weisheitslehren schon von Anfang an in der Literatur des Landes eine große Rolle. Verfasst wurden sie von Prinzen, Wesiren und anderen hohen Beamten, aber auch von zwei Königen, so die Lehre für Merikare, einen König der 10. Dynastie, und die Lehre Amenemhets I. (1985-1955). Leider nicht erhalten ist die
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