Das Alte Aegypten
Beherrscher des Chaos, zerstückelt wurde. Isis fügte den Körper wieder zusammen und gebar das Kind Horus, der seitdem seine Aufgabe darin sah, seinen Vater zu rächen. Dies ist eine Version des Mythos, in einer anderen ist Horus der Bruder des Seth. Immer jedoch sind sie Kontrahenten, die schließlich von den Göttern die Entscheidung erbitten, wer von beiden den ägyptischen Thron erlangen soll. Zuerst werden sie Landesgötter von Ober- bzw. Unterägypten, zuletzt wird Seth zum Gott der Wüste, Horus gelangt auf den Thron des vereinigten Landes.
Kanopen
Imset, Hapi, Duamutef und Kebechsenuef, die – in dieser Reihenfolge – die vier Himmelsrichtungen Süden, Norden, Osten und Westen repräsentierten, galten seit dem Alten Reich (2686-2181) als Freunde des Königs, die diesem bei seinem Aufstieg in den Himmel behilflich waren. Sie wurden von den vier Göttinnen Isis, Nephthys, Neith und Selket beschützt und Leber, Lunge, Magen und Gedärm zugeordnet. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Bewachung der in den Kanopen aufbewahrten Eingeweide der Toten. Diese etwa seit dem 25. Jh. v. Chr. bekannten Krüge, die mit der Mumie bestattet wurden, erhielten Verschlüsse in Gestalt der Köpfe der vier Horussöhne, die man sich in Gestalt von Mensch, Pavian, Schakal und Falke vorstellte
Erscheinungsformen des Gottes
Diese Legenden um den falkengestaltigen Horus („der Ferne“) erklären seine zahlreichen Erscheinungsformen und Bedeutungen: Er gilt als Herr des Himmels, als Gott des Ostens und des Sonnenaufgangs, seine Augen wurden als Sonne und Mond gedeutet. Während eines Streits mit Seth soll dieser ihm das linke, das Mondauge herausgerissen haben. Glücklicherweise konnte die Himmelsgöttin Hathor (siehe S. 62) es ihm wieder mit einem Zaubertrank aus Gazellenmilch zurückgeben – eine Anspielung auf den Neumond. Als mächtiges Amulett wurde das Udjatauge daher zum Schutz getragen und steht für Stärke und Vollkommenheit, aber auch für das Zu- und Abnehmen des Mondes.
Als Gott des Sonnenaufgangs nannte man ihn Harachte, „Horus im Horizont“, als Harpokrates, als „Horus, das Kind“, wurde er als Knabe mit Jugendlocke und einem Finger am Mund dargestellt. In dieser Form gelangte er in der Spät- und Römerzeit Ägyptens (656 v. Chr. – 395 n. Chr.) zu neuer Bedeutung, auf einem Krokodil stehend mit allerlei Getier in seinen Armen mutierte er zum Schutzgott vor Schlangenbissen, Skorpionstichen und ähnlichen Verletzungen.
Herrscher Ägyptens
Vor allem aber war Horus, der mit seinen Flügeln die Welt umspannte, die Verkörperung des göttlichen Königtums und Beschützer des jeweils regierenden Pharaos, sein Name wurde schon in prädynastischer Zeit zum Titel der herrschenden Könige. Jeder Pharao wurde als „lebendiger Horus“ verehrt. Von den bei seiner Thronbesteigung angenommenen vier Königsnamen (siehe S. 178) war der Horusname der älteste. Er wurde in eine rechteckige Umrahmung, die einen Palast darstellte, eingeschrieben, auf der ein Falke steht – der Pharao war somit „Horus im Sitz des Herrschers“. Schon die Könige der 1. Dynastie verwendeten ihn.
In vielen Heiligtümern hielt man heilige Falken, etwa in Philae, Hermopolis und vor allem in Edfu. In dem oberägyptischen Ort bildete er mit Hathor und ihrem Kind Harsomtus eine heilige Familie.
Auf einem Relief im Grab König Haremhabs („Horus ist im Fest“, 1323-1295) im Tal der Könige dominiert der falkenköpfige Horus. Als göttlicher Herrscher des Landes trägt er die Doppelkrone von Ober- und Unterägypten
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Beständig an Vollkommenheit
Memphis
Wer heute nach Memphis kommt, wird vermutlich enttäuscht sein. Waren im 12. Jh. die Ruinen dieser glanzvollen Stadt noch deutlich sichtbar, findet man die Reste der altägyptischen Metropole heute vor allem verbaut in Gebäuden Kairos, das nur etwa 24 Kilometer entfernt nördlich der alten ägyptischen Königsstadt liegt. Die arabischen Eroberer nutzten Memphis als Steinbruch, um das im 7. Jahrhundert gegründete Fustat, die Keimzelle Kairos, zu errichten. Aber auch Bauern sorgten für die Zerstörung der um 3100 v. Chr. gegründeten ersten Hauptstadt des Landes: Sie benutzten die Nilschlammziegel, aus denen die meisten Bauten errichtet waren, als Dünger.
Die Geschichte der Stadt
Die Lage war ideal: An der nach Süden weisenden Spitze des fruchtbaren Nildeltas endeten wichtige Handelsstraßen, das Niltal begann sich zu verengen. Unter- und Oberägypten, waren von
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