Das Alte Aegypten
Urozean der Schöpfung verbunden. Er durchfloss Diesseits und Jenseits und ermöglichte es dem Sonnengott, in seiner Barke sowohl den Himmel, als auch die Unterwelt zu durchqueren.
Ober- und Unterägypten
Auf seinem Weg zum Mittelmeer passiert der Nil sechs Granitbarrieren, die er in Form von Stromschnellen, von Katarakten, überwindet. Sie werden, beginnend mit dem ersten Katarakt bei Assuan, stromaufwärts gezählt. Von dort durchfließt der Nil in Richtung Norden eine gebirgigfelsige Wüste, die der Flussoase nie mehr als 25 Kilometer Ausdehnung ermöglicht. Erst nach 900 Kilometern öffnet sich das Gebirge und der Strom kann sich in sein ursprünglich von sieben Flussarmen – heute sind es noch zwei im Westen und einer im Osten – gebildetes Delta auffächern. An der Grenze zwischen diesen beiden Landesteilen, Oberägypten, der trocken-heißen Flussoase im Süden, und Unterägypten, dem klimatisch gemäßigteren Marschland im Norden, befand sich das antike Memphis (siehe S. 22). Von hier aus, ganz in der Nähe der heutigen Hauptstadt Kairo, ließen sich Unter- und Oberägypten gut kontrollieren, und von hier aus regierten die ersten Pharaonen beide um 3100 v. Chr. vereinigten Landesteile
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Hochwasser als Segen
„Preis dir, Nil, der du aus der Erde entspringst, komm nach Ägypten, der du die Gesetze gibst und die beiden Ufer gedeihen lässt … der du Menschen und Tiere am Leben erhältst mit deinen Gaben des Feldes“, so besang man den lebensspendenden Strom, der mit alljährlicher Regelmäßigkeit über die Ufer stieg, das Land überflutete und mit seinem schwarzen, sich in einer dünnen Schicht ablagerndem Schlamm fruchtbar machte. Die Ursache hierfür waren kräftige Monsunregen in den Quellgebieten des Blauen Nils. Sie setzten im Mai ein und sorgten dafür, dass der Strom zwischen Juni und Oktober um durchschnittlich acht Meter stieg. „Kemet“, „das Schwarze“, nannten die Ägypter das so für den Ackerbau nutzbare Land, „Djeseret“, „das Rote“, dagegen die Wüste. Hapi, der speckbäuchige Gott der Fülle und des Reichtums, personifizierte sinnbildlich die Nilschwelle, deren Ausmaß über Hunger oder Überfluss entschied. Heute ist von ihr, obwohl sich die klimatischen Bedingungen seither kaum geändert haben, nichts mehr zu spüren, denn die Lebensader Ägyptens ist durch den Bau großer Dämme seit Jahrzehnten reguliert. Vergangenheit, wie auch der größte Bewohner des Stroms, das Nilpferd. Einst überaus beliebt als Amulett und in Unmengen in Form von kleinen Fayence-Skulpturen erhalten, galten die männlichen Exemplare als Plage und wurden gejagt bis es, wohl schon zur Zeit des Neuen Reichs, am Ende des 2. Jt. v. Chr., verschwunden war.
Am 1. Katarakt des Nils bei Assuan in Oberägypten reichen die den Fluss flankierenden Granitfelsen bis ins Wasser, der fruchtbare Streifen rechts und links des Stroms ist hier sehr schmal
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Dämmerung der Geschichte
Die prädynastische Zeit (5500–3100 v. Chr.)
Anders als in Europa umfasst die vorgeschichtliche Epoche Ägyptens, die Zeit vor den ersten fassbaren Königen, nur die steinzeitlichen Entwicklungsstufen. Ägypten war bereits eine Hochkultur, als in Mitteleuropa noch Eisen- und Bronzezeit durchlaufen werden mussten. Schon im 6. Jt. v. Chr. war die Jungsteinzeit im Niltal voll entwickelt: Die Menschen waren sesshaft, lebten von Ackerbau und Viehzucht und stellten Keramik her. Auch als man in der Mitte des 5. Jt. v. Chr. begann, Kupfer zu verarbeiten, wurden parallel weiter Geräte aus Stein, wie Beile, Sicheln oder Jagdwaffen, hergestellt.
Während Archäologen in Unterägypten vor allem Siedlungsspuren aus vorgeschichtlicher Zeit entdeckten – am bekanntesten sind die Funde von Merimde mit der ältesten bekannte Rundplastik Afrikas, einem Terrakottakopf –, gelang dem Engländer Sir Flinders Petrie Ende des 19. Jh. bei dem Ort Negade in Oberägypten ein sensationeller Fund: Hier, in der Nähe der Stadt Luxor, stieß er auf einen großen Friedhof. Der Fundort gab der ganzen Kulturentwicklung Oberägyptens, deren Bevölkerung im Unterschied zu Unterägypten eher aus nomadisierenden Hirten und Viehzüchtern bestand, ihren Namen. Je nach Entwicklungsstufe teilt man sie in Negade I-III ein. Alle drei Phasen zusammen decken in etwa das 4. Jahrtausend v. Chr. ab. Typisch für Negade I ist die rotbraun polierte Keramik mit gelbweißer Bemalung. Mögliche Einflüsse aus Vorderasien führten zu
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