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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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Termin will.« Darunter eine Nummer in Edinburgh. Sie steckte den Zettel schnell in ihre Hosentasche und schlich sich zurück in die Küche, wo sie unter lautem Geklapper Tee machte. Das Fehlen des Zettels würde nicht für große Aufregung sorgen. Die Frau würde denken, er wäre ihr irgendwo aus der Manteltasche gefallen. Mòrag hoffte nur, dass es diesen Termin noch nicht gab. Denn nicht Fiona, sondern sie würde anrufen und dort hingehen, egal, was es auch immer für ein Termin war.
    Fionas Leben war schließlich ihr Leben.
     
    Brief vom 16.4.1980 an Ella Martinek, persönlich überreicht durch Sally MacIntosh
     
    Liebe Ella,
     
    ich habe hier eine Liste mit Personen, die Felicitas nach ihrer Geburt gesehen haben:
     
    • Dorothee Schwendinger – meine Hebamme, Zehlendorf
    • Dr. Gerhard Kamp – Frauenarzt, Schlachtensee
    • Hilde Grabowski – bis August ’78 meine Putzhilfe, Lankwitz
    • Katharina Heller – bei Frauenarzt kennengelernt, war zeitgleich mit mir schwanger, vermutl. Schlachtensee
    • Tori Chandler-Lytton – Militärärztin, bei Veranstaltung British Council kennengelernt, evtl. wieder in London?
    • Lydia Keller – Frau eines US-am. Botschaftsangehörigen, war zeitgleich mit mir schwanger, Im Dol, Dahlem
     
    Einige habe ich schon vor anderthalb Jahren gefragt, ob sie mir helfen können, aber niemand konnte bestätigen, dass Fliss nicht Felicitas ist. Ich werde an alle gleich morgen einen Brief schreiben. Die Briefe gebe ich Dir, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Könntest Du mir helfen und für mich ihre Adressen ausfindig machen? Tori Chandler-Lytton ist unter der Telefonnummer, die ich von ihr hatte, nicht mehr zu erreichen, aber vielleicht weiß die britische Botschaft, wie man sie erreichen kann. Lydia Keller ist – unter uns – eine eingebildete Ziege. Damals in der Aufregung ist sie mir gar nicht eingefallen, wohl weil ich sie noch nie mochte. Aber sie wohnt ganz in unserer Nähe und hat mich öfter mit Felicitas beim Spazierengehen getroffen. So oft, wie sie ihre Nase in den Kinderwagen gesteckt hat, um zu kontrollieren, ob Felicitas schönere Kleidung trägt als ihre eigene Tochter, müßte sie sich an sie erinnern können…hoffe ich.
     
    Ich danke Dir.
    Sei herzlich umarmt von Deiner
    Carla
     

10.
     
    Man kam an den Meldungen nicht vorbei: »Lord Darney gefunden – tot!«, »Verschwundener Lord tot in der Schweiz« und »Gangster-Lord lebte unerkannt in Schweizer Kanton Zug!« So und so ähnlich lauteten die Überschriften in den Nachrichten. Die Sorgen, die sich Ben um Cedric gemacht hatte, waren alle begründet. Es war morgens um sechs, als Ben in Edinburgh eintraf. Er musste sich gewaltsam seinen Weg durch die Reporter bahnen, die Cedrics Einfahrt belagerten. Die Faust eines Fotografen traf ihn so hart am Kinn, dass er schon glaubte, ihm sei ein Zahn ausgeschlagen worden.
    Cedric saß zitternd in einem Sessel und ließ sich von seinem Arzt eine Beruhigungsspritze geben. Nicht die erste, wie Ben erfuhr. Der Arzt war erleichtert, Ben zu sehen. Er informierte ihn mit gedämpfter Stimme über die Nebenwirkungen, als hätte Ben die Spritze bekommen. Dann drückte er ihm eine Schachtel mit Valium in die Hand, »falls er mehr braucht«, und verabschiedete sich. Privatärzte hatten offenbar auch ein gewisses Interesse an Schlaf und Wochenende.
    Mit Cedric war nicht zu reden. Sein Blick irrte nervös herum, seine Hände flatterten, er brachte kein Wort heraus. Die Spritze schien nicht wirklich zu wirken. Oder noch nicht.
    »Tut mir leid, dass Sie mich so sehen«, murmelte er.
    »Schon gut«, sagte Ben. »Sie müssen nicht reden. Ich bin hier, wenn Sie mich brauchen. Ich schnappe mir einen Ihrer Computer, wenn ich darf, und bringe mich auf den aktuellen Stand. Okay?«
    Cedric schloss die Augen, schluckte und nickte. Ben wusste, dass es besser war, nichts zu sagen, bis Cedric von sich aus kam. Er kannte sich in der georgianischen Villa in dem ruhigen Merchiston mittlerweile so gut aus, als wohne er dort. Er ging in die Küche, wo er niemanden antraf. Offenbar hatte Cedric seine Angestellten nach Hause geschickt, denn normalerweise war wenigstens eine Art Butler im Haus, wenn die Köchin schon nicht da war. Dann ging er nach oben in die Bibliothek, wo ein Computer mit Internetanschluss stand. Er las sich durch, was die wichtigsten britischen Tageszeitungen und Boulevardblätter über Cedrics Vater zu berichten wussten, und fasste für sich zusammen: Nach seinem

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