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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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weder die unserer Leute noch Wesen aus dem Alten Königreich. Soldaten, die am Tag zuvor gefallen waren, stellten sich mit den anderen auf dem Exerzierplatz auf. Wesen, denen die Überquerung verwehrt worden war, erhoben sich und richteten mehr Schaden an als zuvor, als sie noch lebten.«
    »Was haben Sie getan?«, fragte Sabriel. Sie verstand viel davon, einzelne Verstorbene zu binden und den wahren Tod zu erzwingen, hatte jedoch keine Ahnung davon, was zu tun war, wenn es sich um eine solche Heerschar handelte. Derzeit befanden sich keine toten Wesen in der Nähe. Sie spürte instinktiv die Schnittstelle zwischen Leben und Tod um sich; und es fühlte sich nicht anders an als vierzig Meilen entfernt im Wyverley College.
    »Unsere Chartermagier haben versucht, das Problem zu bereinigen, doch es gab keine speziellen Symbole, sie zu töten. Die Magier konnten nur ihre Leiber vernichten. Manchmal genügte das, manchmal nicht. Wir mussten die Truppen in Bain gegen andere austauschen, ja, sogar noch weiter wegbringen, damit sie sich erholen konnten von dem, was das Hauptquartier als Massenhysterie oder Wahnsinn betrachtete.
    Damals war ich kein Chartermagier, aber ich begleitete Stoßtrupps ins Alte Königreich und lernte immer mehr dazu. Bei einer Patrouille begegneten wir einem Mann, der auf einer Hügelkuppe neben einem Charterstein saß und von dort sowohl die Mauer als auch die Grenzzone beobachten konnte.
    Da er sich offenbar sehr für das Grenzgebiet interessierte, fand der Offizier, der den Stoßtrupp führte, dass wir den Mann befragen und notfalls töten müssten, falls er sich als korrumpierter Chartermagier erwies oder als ein Wesen Freier Magie in Menschengestalt. Aber dazu kam es nicht. Es war Abhorsen, der zu uns kam, weil er von den Toten gehört hatte.
    Wir geleiteten ihn hierher, und er traf sich mit dem befehlshabenden General der Garnison. Ich weiß nicht, worauf sie sich einigten, aber ich vermute, dass Abhorsen sich bereit erklärte, die Toten zu binden. Zum Dank wurde er Bürger von Ancelstierre und erhielt die Erlaubnis, nach Belieben die Grenze zu überqueren. Jedenfalls hatte er danach die zwei Reisepässe. Während der nächsten Monate schnitzte er die Windflöten, die Sie entlang des Drahtes sehen können…«
    »Ah!«, rief Sabriel. »Ich habe mich schon gefragt, was das ist. Windflöten! Das erklärt vieles.«
    »Ich bin froh, dass Sie es verstehen«, sagte der Oberst. »Ich selbst verstehe es nämlich immer noch nicht. Erstens verursachen die Flöten keinen Laut, und wenn der Wind noch so heftig hindurchweht. Außerdem tragen die Flöten Chartersymbole, wie ich sie noch nie gesehen habe. Doch als er sie anbrachte – eines Nachts –, verschwanden die Toten nach und nach, und es sind keine mehr erschienen.«
    Sie erreichten das hintere Ende des Paradeplatzes, wo erneut ein scharlachrotes Schild neben einem Verbindungsgraben prangte:
     
    Hauptquartier der Grenzzonen-Garnison.
    Rufen Sie nach einem Begleitposten
    und warten Sie auf ihn!
     
    Das bereitstehende Feldtelefon und eine Glockenkette symbolisierten erneut die üblichen Gegensätzlichkeiten der Grenzzone. Oberst Horyse drehte die Kurbel des Telefons, lauschte einen Moment und legte den Hörer wieder zurück. Stirnrunzelnd zog er dreimal rasch hintereinander an der Glockenkette.
    »Jedenfalls…«, fuhr er fort, während sie auf den Posten warteten, »was es auch war, es funktionierte. Deshalb sind wir Abhorsen zu tiefem Dank verpflichtet, und das wiederum macht seine Tochter zu einem geehrten Gast.«
    »Vielleicht wird man mich weniger als geehrten Gast betrachten denn als Unglücksboten«, gab Sabriel leise zu bedenken. Sie zögerte; es fiel ihr schwer, über Abhorsen zu reden, ohne dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Dann fuhr sie rasch fort, um es hinter sich zu bringen: »Ich will ins Alte Königreich, um… meinen Vater zu suchen. Etwas ist ihm zugestoßen.«
    »Ich hatte gehofft, es gäbe einen anderen Grund dafür, dass Sie sein Schwert tragen«, murmelte Horyse. Er klemmte die Skier unter den linken Arm, um mit dem rechten den militärischen Gruß zweier Posten zu erwidern, die eilig durch den Verbindungsgraben auf sie zukamen. Ihre Nagelstiefel klackten auf den hölzernen Brettern.
    »Es ist etwas Schlimmeres, fürchte ich«, sagte Sabriel und holte tief Atem, um zu verhindern, dass sie in Tränen ausbrach. »Er ist im Tod gefangen… oder… oder er ist vielleicht tot. Und seine Schutzzauber werden keine Wirkung mehr

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