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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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zurückzuschieben – wo er ebenso unerklärlich, wie er stehen geblieben war, wieder ansprang.
    Mühsam erklomm Sabriel mitsamt ihrem Gepäck – Rucksack, Langlaufskier, Skistöcke und Schwert, wovon jedes Teil scheinbar in eine andere Richtung wollte – die Stufen zum Bus. Auf einem riesigen Schild neben der Bushaltestelle stand:
     
    GRENZKOMMANDO ARMEEGRUPPE NORD
    Unerlaubtes Verlassen der Grenzzone ist
    strengstens verboten
    Wer versucht, die Grenzzone zu verlassen,
    wird ohne Warnung erschossen
    Reisende mit entsprechender Befugnis
    müssen sich im Grenzkommando-Hauptquartier melden
    ACHTUNG KEINE WEITERE WARNUNG!
     
    Die Behörden gewährten also auch Ausnahmen für die wenigen Personen, die das Recht hatten, von Ancelstierre ins Alte Königreich zu reisen. Sabriel las die unmissverständliche Anweisung und spürte, wie ihre Erregung wuchs. Sie hatte kaum noch Erinnerungen an das Alte Königreich – und wenn, dann aus der Sicht eines Kindes –, doch sie empfand durch die Kraft der Chartermagie ringsum ein seltsames Gefühl des Geheimnisvollen, das viel intensiver war als der Anblick des geteerten Paradeplatzes und des scharlachroten Warnschildes und das vor allem mehr Freiheit verhieß als das Wyverley College.
    Doch dieses Gefühl des Staunens und der Erregung war mit einer Angst durchsetzt, die Sabriel nicht abzuschütteln vermochte: Es war die Angst, was mit ihrem Vater geschah oder bereits geschehen war…
    Der Pfeil auf dem Schild, der andeutete, wo befugte Reisende sich melden mussten, schien in die Richtung eines geteerten Paradeplatzes zu weisen, der von weiß gestrichenen Steinen und einigen unauffälligen Holzbaracken umgeben war. Ansonsten konnte man nur die Laufgräben sehen, die im Zickzack zur Doppelreihe von Schützengräben, den Holzbaracken und den Befestigungen gegenüber der Mauer führten.
    Sabriel betrachtete dies alles eine Zeit lang, bis mehrere Soldaten, die der eintönigen Umgebung ein bisschen Farbe verliehen, aus einem Schützengraben sprangen und zum Drahtverhau stapften. Sie schienen Speere statt Gewehre zu tragen. Sabriel fragte sich, weshalb die Grenzzone für moderne Kriegführung ausgestattet, jedoch mit Soldaten bemannt war, die eher damit rechnen mussten, mit mittelalterlichen Waffen angegriffen zu werden. Da entsann sie sich eines Gesprächs mit ihrem Vater und an seine Erklärung, warum dieser Grenzbereich so angelegt worden war, denn hier im Süden wollte man sich nicht eingestehen, dass diese Grenze etwas Besonderes war, dass sie sich von allen anderen unterschied. Bis vor etwa einem Jahrhundert hatte es auch auf der ancelstierrischen Seite eine Mauer gegeben, eine niedrigere aus gestampfter Erde und Torf, die jedoch ziemlich wirkungsvoll gewesen war.
    Sabriels Blick fiel zufällig auf eine kleine Erhöhung aus verwüsteter Erde inmitten des Drahtverhaus, und ihr wurde klar, wo die Südmauer sich befunden hatte. Als sie darauf blickte, erkannte sie, dass sie sich geirrt hatte: Was sie für Pfosten zwischen Stacheldrahtreihen gehalten hatte, waren die Stämme kleiner Bäume, von denen man die Äste und Zweige entfernt hatte. Sie erschienen Sabriel vertraut, doch fiel ihr nicht ein, um was es sich dabei handelte.
    Sabriel starrte noch immer gedankenverloren vor sich hin, als eine laute, nicht sehr angenehme Stimme hinter ihrem rechten Ohr explodierte.
    »Was erlauben Sie sich, Miss! Sie dürfen sich hier nicht einfach so aufhalten. Ab in den Bus oder hinauf auf den Turm!«
    Sabriel fuhr zusammen und drehte sich um, so rasch sie konnte, wobei die Skier in die eine und die Skistöcke in die andere Richtung rutschten, um hinter ihrem Kopf eine Art Andreaskreuz zu bilden. Die Stimme gehörte einem verhältnismäßig großen, aber ziemlich jungen Soldaten, dessen gewaltiger Schnurrbart eher Zeugnis martialischen Ehrgeizes denn ein Beweis für seine kriegerischen Fähigkeiten war. An seinem Ärmel prangten zwei goldfarbene Streifen, doch trug er weder Kettenhemd noch Helm, wie Sabriel es bei den anderen Soldaten gesehen hatte. Er roch nach Rasiercreme und Talkum, wirkte so sauber und zurechtgemacht und war so sehr von sich überzeugt, dass Sabriel ihn sofort als den geborenen Bürokraten einstufte, der sich als Soldat tarnte.
    »Ich bin Bürgerin des Alten Königreichs«, entgegnete sie ruhig und blickte dabei genau so in sein gerötetes Gesicht mit den Schweinsäuglein, wie Miss Prionte es ihre Schülerinnen im Fach Etikette gelehrt hatte. Es war ein Blick, der für

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