Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
zurück.
    Sabriel dachte, nun endlich fertig angekleidet zu sein, doch während ein Paar Sendlinge die Stiefel zuschnürten, kam das andere Paar mit etwas herbei, das wie ein blau und silbern gestreifter Turban aussah. Als Sabriel das Ding bis zu den Brauen über den Kopf zog, stellte sie fest, dass es ein mit Stoff umwickelter Helm aus dem gleichen Material war wie die Rüstung.
    Der andere Sendling des Paares schwang einen schimmernden blauen Überrock, der mit Silberschlüsseln gemustert war, die das Licht in sämtliche Richtungen spiegelten. Er schwang ihn kurz hin und her, ehe er ihn Sabriel über den Kopf zog und geschickt drapierte. Sabriel strich mit einer Hand über das seidige Material und versuchte verstohlen, es an einer Ecke einzureißen. Doch so dünn es auch aussah, es war unmöglich.
    Zuletzt brachten die Sendlinge ihr den Schwertgürtel und das Glockenbandelier, machten jedoch keine Anstalten, ihr damit zu helfen. Sabriel legte sich beides selbst um und genoss das vertraute Gewicht – die Glocken um ihre Brust, das Schwert an ihrer Seite. Sie wandte sich dem Spiegel zu, betrachtete sich darin und war erfreut und beunruhigt zugleich von dem Anblick, der sich ihr bot. Sie sah tüchtig und fachmännisch aus – eine Reisende, die auf sich selbst aufpassen konnte. Gleichzeitig wirkte sie auch anders als jemand, der Sabriel hieß. Mehr wie ABHORSEN, großgeschrieben.
    Sie hätte sich noch länger betrachtet, hätten die Sendlinge sie nicht an den Ärmeln gezupft und zum Bett gewiesen. Ein geöffneter lederner Rucksack stand dort, und unter Sabriels Augen packten die Sendlinge ihre übrig gebliebene alte Kleidung hinein, einschließlich des Ölzeugs ihres Vaters, eine zweite Garnitur Unterwäsche, Weste und Hose sowie Dörrfleisch und Kekse, eine Wasserflasche und mehrere kleine Lederbeutel, die prallvoll waren mit allerlei nützlichen Dingen. Die Sendlinge öffneten diese Beutel, um Sabriel deren Inhalt zu zeigen: Fernrohr, Schwefelhölzchen, Feuerstarter, Heilkräuter, Fischhaken und Angelschnur, ein Nähkästchen und eine Menge Kleinigkeiten, die das Leben unterwegs erleichtern mochten. Die drei Bücher aus der Bibliothek und die Kartenskizze steckten sie in Beutel aus Ölzeug und dann in eine Außentasche.
    Sie schlang den Rucksack probeweise um, da sie nicht wusste, wie schwer er war und wie sie sich damit bewegen konnte, und stellte erleichtert fest, dass das gesamte Reisegepäck und die Rüstung sie kaum behinderten. Trotzdem würde sie bei einem Kampf den Rucksack nicht unbedingt auf dem Rücken tragen wollen. Erstaunlicherweise konnte sie trotz Harnisch und Rucksack die Zehen mühelos mit den Fingerspitzen erreichen. Sie richtete sich auf, um den Sendlingen zu danken.
    Doch die hatten sich inzwischen zurückgezogen; dafür war Mogget auf geheimnisvolle Weise mitten im Zimmer erschienen und tapste auf sie zu.
    »Ich bin bereit«, verkündete Sabriel.
    Mogget antwortete nicht, sondern setzte sich vor ihre Füße und machte eine Bewegung, als würde er sich übergeben. Sabriel wich angewidert vor ihm zurück, hielt jedoch inne, als etwas Kleines, Metallisches aus seinem Katzenmaul auf den Boden fiel.
    »Das hätte ich fast vergessen«, maunzte Mogget. »Du brauchst es, wenn ich mit dir kommen soll.«
    »Was ist das?« Sabriel bückte sich und sah, dass es ein schmaler Silberring war, auf dem zwei Silberklauen einen Rubin hielten.
    »Alt«, antwortete Mogget rätselhaft. »Du wirst es wissen, wenn du ihn benutzen musst. Streif ihn über.«
    Sabriel betrachtete den Ring eingehend und hielt ihn zwischen zwei Fingern, während sie ihn schräg ins Licht hielt. Er sah ganz normal aus und fühlte sich auch so an. Weder auf dem Silber noch auf dem Stein befanden sich Chartersymbole; er schien weder eine eigene Aura noch eine sonstige Ausstrahlung zu haben.
    Sabriel steckte einen Finger hindurch.
    Der Ring fühlte sich kalt an, als er den Finger hinunterglitt, dann heiß – und mit einem Mal fiel Sabriel ins Unendliche, in eine Leere, die weder Anfang noch Ende besaß. Alles war verschwunden, alles Licht, alles Stoffliche. Plötzlich explodierten Chartersymbole um sie herum; Sabriel spürte, dass sie nach ihr griffen, dass sie ihren Sturz ins Nichts aufhielten und sie zurückbeförderten in ihren Körper, zurück in die Welt des Lebens und des Todes.
    »Freie Magie«, murmelte Sabriel, während sie den an ihrem Finger glimmenden Ring betrachtete. »Freie Magie, die mit der Charter verbunden ist. Das

Weitere Kostenlose Bücher