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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Hedge!«, sagte die Fremde in nicht besonders höflichem Tonfall.
    Den Mann überraschte das Knistern der Macht in ihrer Stimme. Sie war eine Zauberin Freier Magie, wie er bereits vermutet hatte, aber viel mächtiger, als er sich hätte vorstellen können.
    Und sie kannte seinen Namen, zumindest einen davon – den geringsten, jenen, den er in letzter Zeit hauptsächlich benutzt hatte. Auch er war ein Zauberer Freier Magie – für Nekromanten unerlässlich.
    »Ein Diener von Kerrigor«, fuhr die Frau fort. »Ich sehe sein Zeichen auf deiner Stirn, obwohl du es geschickt verbirgst.«
    Hedge zuckte die Schultern und berührte das scheinbare Charterzeichen auf seiner Stirn. Es zerbrach und fiel ab wie verkrustetes Blut von einer Wunde, wodurch eine hässliche Narbe zum Vorschein kam, die sich auf seiner Haut zu winden schien. »Ich trage das Zeichen Kerrigors«, erwiderte er gleichmütig. »Doch Kerrigor wurde von der Abhorsen vor vierzehn Jahren eingekerkert.«
    »Du wirst jetzt mir dienen«, sagte die Frau in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Sag mir, wie ich mich mit der Macht verständigen kann, die unter diesem Hügel liegt. Denn auch diese Macht werde ich meinem Willen unterwerfen.«
    Hedge verbeugte sich, weil er so sein Grinsen am besten verbergen konnte. Er musste daran denken, wie er einst nach Kerrigors Sturz zu dieser Anhöhe gekommen war.
    »An der Westseite«, er deutete mit seinem Schwert, »befindet sich ein Felsblock. Dreh ihn zur Seite, dann tut sich ein schmaler Tunnel vor dir auf, der in die Tiefe führt. Am Fuß des Felsblocks sickert Wasser hervor. Koste dieses Wasser, und du wirst die Macht erkennen, von der du sprichst.«
    Er erwähnte nicht, dass er diesen Tunnel in fünf Jahren mühevoller Arbeit selbst gegraben hatte, auch nicht, dass das sickernde Wasser der erste sichtbare Beweis des Kampfes um Freiheit war, der seit mehr als zweitausend Jahren tobte.
    Die Frau nickte. Der dünne Strich bleicher Haut um die Maske erlaubte keinen Schluss auf ihr Mienenspiel. Es kam einem vor, als wäre das Gesicht dahinter zu Eis erstarrt. Sie drehte sich zur Seite und sprach einen Zauber, und bei jedem Wort schoss weißer Rauch aus dem Mundstück der Maske. Als sie geendet hatte, erhoben sich unmittelbar vor ihr zwei Kreaturen aus dem Boden. Vor dem Hintergrund der kahlen Erde waren sie fast nicht zu sehen. Es waren zwei unglaublich dünne, verschwommene menschliche Gestalten; ihr Fleisch war wirbelnder Dunst, ihre Knochen blauweißes Feuer. Sie waren Elementargeister Freier Magie, von den Menschen Hish genannt.
    Hedge beobachtete sie aufmerksam und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Mit einem von ihnen konnte er es aufnehmen, aber zwei mochten ihn dazu zwingen, Kräfte zu offenbaren, die er lieber noch verborgen hielt. Der Greis würde keine Hilfe sein. Er saß brabbelnd da, eine lebende Leitung für einen Teil der Macht unter dem Hügel.
    »Wenn ich bis zur Abenddämmerung nicht zurück bin«, drohte die Frau, »werden meine Diener dein Fleisch und deinen Geist zerreißen, falls du Zuflucht im Tod suchen solltest.«
    »Ich werde hier warten«, entgegnete Hedge und ließ sich auf dem kahlen Boden nieder. Jetzt, da er die Befehle der Hish kannte, stellten sie keine Gefahr mehr für ihn dar. Er legte sein Schwert ab und drückte ein Ohr auf die Erde. Er vermochte das ständige Flüstern der Macht unter sämtlichen Schichten aus Erde und Stein zu vernehmen, obwohl seine eigenen Gedanken und Worte nicht zu dem Kerker durchdringen konnten. Später, wenn es erforderlich war, würde er sich in den Tunnel begeben, von dem Wasser trinken, das seinen Geist offen legte, und seine Gedanken dem fingerbreiten Gerinnsel anvertrauen, das durch alle sieben, dreimal geschützten Zauber gedrungen war. Durch Silber, Gold und Blei, durch Eberesche, Esche und Eiche sowie durch den siebenten Schutz aus Gebeinen.
    Hedge machte sich gar nicht die Mühe, der Frau nachzusehen oder auch nur den Kopf zu heben, als er hörte, wie der riesige Felsblock zur Seite gerollt wurde, obgleich nicht einmal mehrere normale Männer gemeinsam die nötige Kraft dazu aufgebracht hätten.
     
    Als die Frau zurückkehrte, blickte Hedge von der Mitte der Kuppe aus nach Süden. Die Hish standen in seiner Nähe, machten jedoch keine Anstalten, etwas zu unternehmen, als ihre Herrin zurückkam. Der Greis saß an derselben Stelle wie bisher und brabbelte weiter vor sich hin, doch Hedge konnte nicht erkennen, ob er Zauber sprach oder

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