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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Gärten.
    Doch der Nebel verteilte sich nicht über den Fluss, kam auch dem Grundstück nicht sehr nahe. Eine unsichtbare Abwehr hielt ihn zurück, so dass die Sonne weiterhin auf die weiße Mauer, die Gärten und das Haus mit dem roten Ziegeldach schien. Der Nebel war eine Waffe, der erste Zug in einer Schlacht, lediglich der Anfang einer Belagerung. Stellungen wurden bezogen, und das Grundstück wurde eingeschlossen.
    Diese Insel war die Heimstatt der Abhorsen, deren Geburtsrecht und -pflicht die Aufrechterhaltung der Grenzen zwischen Leben und Tod war, indem sie Tote, welche die Linien zum Leben übertraten, dorthin zurückschickten, von wo sie gekommen waren. Die Abhorsen bedienten sich nekromantischer Glocken und Freier Magie, waren aber weder Nekromanten noch Freie Magier.
    Die Erzeugerin des Nebels wusste, dass die derzeitige Abhorsen sich nicht im Haus aufhielt. Sie und ihr Gemahl, der König, waren über die Mauer gelockt worden, wo man sich ihrer aller Voraussicht nach annehmen würde. Dies gehörte zum Plan ihres Meisters – ein Plan, den er schon vor langer Zeit entworfen hatte, aber jetzt erst entschlossen auszuführen begann.
    Der Plan gliederte sich in viele Teile in vielen Ländern, wenngleich sein Ursprung – und seine Notwendigkeit – im Alten Königreich lagen. Krieg und Meucheleien, Elend und Flucht waren Teile dieses Plans und wurden allesamt von einem sehr scharfsinnigen, vorausschauenden und intriganten Verstand gelenkt, der Generationen gewartet hatte, um alles zur Vollendung zu bringen.
    Doch wie bei jedem Plan war es bereits zu Komplikationen und Problemen gekommen. Zwei dieser Probleme hielten sich nun leibhaftig in dem Haus auf. Eines war eine junge Frau, welche die Hexen aus dem Gletscher an der Quelle des Ratterlin gesandt hatten. Die Clayr, wie diese Hexen sich nannten, Sahen viele Zukünfte im Eis und würden zweifellos versuchen, die Gegenwart für ihre eigenen Ziele zu beeinflussen. Die Frau war eine ihrer Elitemagierinnen und an ihrer Kleidung leicht zu erkennen: eine rote Jacke, die sie als Hilfsbibliothekarin zweiten Grades auswies.
    Die Erzeugerin des Nebels hatte sie gesehen. Sie war schwarzhaarig, hatte bleiche Haut und war nicht älter als zwanzig, ein ganz junges Ding. Sie hatte ihren Namen gehört, als er in einem verzweifelten Kampf gerufen worden war.
    Lirael.
    Das zweite leibhaftige und in dem Haus anwesende Problem war besser bekannt und möglicherweise schwieriger, auch wenn der Anschein trügen mochte. Es handelte sich um einen hoch gewachsenen jungen Mann mit gelocktem Haar, das er vom Vater hatte, und schwarzen Brauen, die er von seiner Mutter hatte. Er hieß Sameth und war der Sohn von König Touchstone und der Abhorsen Sabriel.
    Prinz Sameth sollte der Abhorsen-Nachfolger werden, der Erbe der Mächte des
Buches der Toten
und der sieben Glocken. Doch die Erzeugerin des Nebels bezweifelte das nun. Sie war sehr alt, und einst hatte sie sehr viel über die seltsame Familie und deren Haus im Fluss gewusst. Sie hatte sich erst vor einem Tag gegen Sameth gewehrt, und er hatte wahrhaftig nicht wie ein Abhorsen gekämpft. Selbst seiner Chartermagie bediente er sich auf seltsame, eigenwillige Art und Weise, ganz anders als die Angehörigen des Königsgeschlechts, ja, anders sogar als die Abhorsen.
    Sameth und Lirael waren nicht allein. Sie wurden von zwei Wesen unterstützt: eine kleine, griesgrämige weiße Katze und ein großer, freundlicher, schwarz-brauner Hund. Doch beide waren viel mehr, als sie zu sein schienen. Aber was
genau
sie waren, darüber ließen sich nur Vermutungen anstellen. Wahrscheinlich waren sie Geister Freier Magie, die in Diensten der Abhorsen und der Clayr standen. Der Kater hieß Mogget und war auf gewisse Weise bekannt, denn schon in einigen alten Sagenbüchern wurde über ihn gerätselt. Bei der Hündin lag der Fall anders. Entweder war sie sehr viel jünger als Mogget oder so alt, dass jedes Buch, in dem man etwas über sie hätte finden können, längst zu Staub zerfallen war. Das Wesen im Nebel vermutete Letzteres. Die junge Frau und ihre Hündin waren aus der Großen Bibliothek der Clayr gekommen. Es schien wahrscheinlich, dass beide – so wie die Bibliothek selbst – verborgene Tiefen besaßen und über unbekannte Kräfte verfügten.
    Gemeinsam konnten diese vier – Frau und Mann, Katze und Hund – beachtliche Gegner sein und stellten eine ernsthafte Bedrohung dar. Doch die Erzeugerin des Nebels musste nicht unmittelbar gegen sie

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