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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Gebieterin«, flüsterte sie, und ihr Kopf sank zurück. »Jetzt muss ich dich verlassen.«
    »Nein«, schluchzte Lirael, drückte sie mit ihrem handlosen Arm an sich und presste die Wange an die Schnauze der Hündin.
»Ich
sollte sterben! Ich lass dich nicht gehen! Ich liebe dich, Hündin!«
    »Du wirst andere Hunde finden und andere Freunde, und andere, die du lieben kannst«, flüsterte die Hündin. »Du hast deine Familie gefunden, dein Erbe. Und du hast dir einen Platz ganz oben in der Welt verdient. Ich liebe dich auch, doch meine Zeit mit dir ist vorüber. Leb wohl, Lirael.«
    Dann war sie fort, und Lirael kniete vor einer kleinen Specksteinstatue eines Hundes.
    Hinter sich hörte sie Yraels Stimme, dann Sabriel und das kurze Läuten Belgaers, das Mogget aus seinen Jahrtausenden der Knechtschaft erlöste. Doch es klang von weit her, aus einer anderen Welt, einer anderen Zeit.
    Sam fand Lirael einen Moment später zusammengerollt in der Asche, die kleine Skulptur eines Hundes in der Beuge ihres handlosen Arms. Astarael, die Klagende, hielt sie in der anderen Hand, die Finger fest um den Klöppel gelegt, damit die Glocke nicht läutete.

Epilog
     
    Nick stand im Fluss und betrachtete die Strömung, die an seinen Knien zerrte. Er wollte dieser Strömung folgen, sich hinlegen und forttreiben lassen mit seiner Schuld und seinem Kummer, wohin dieser Fluss auch fließen mochte. Doch er konnte sich nicht bewegen, denn er wurde von einer seltsamen Kraft festgehalten, die von einem warmen Fleck an seiner Stirn ausging – was sehr befremdlich war, denn alles sonst um ihn herum war kalt.
    Nach einer Weile – es mochten Minuten oder Stunden oder Tage sein, denn in diesem ewigen grauen Licht hatte die Zeit keine Bedeutung – sah Nick einen Hund neben sich sitzen. Es war ein großer, schwarz-brauner Hund mit ernstem Gesichtsausdruck. Er kam ihm irgendwie bekannt vor.
    »Du bist der Hund aus meinem Traum«, sagte Nick und beugte sich hinab, um ihm den Kopf zu kraulen. »Aber es war kein Traum, nicht wahr? Du hattest Flügel.«
    »Ja«, erwiderte der Hund. »Ich bin die Fragwürdige Hündin, Nicholas.«
    »Freut mich, dich kennen zu lernen«, sagte Nick förmlich. Die Hündin streckte ihm eine Pfote entgegen, und Nicholas schüttelte sie. »Weißt du, wo wir sind? Ich dachte, ich wäre…«
    »Gestorben«, erwiderte die Hündin fröhlich. »Ja, das bist du. Dies hier ist das Totenreich.«
    »Ah«, erwiderte Nick. Früher hätte er seine Zweifel gehabt. Jetzt sah er alles aus einem neuen Blickwinkel, und es gab wichtigere Fragen. »Weißt du, ob… haben sie… die Hemisphären?«
    »Orannis ist gebannt«, berichtete die Hündin. »Er ist wieder in den Hemisphären eingeschlossen. Bald wird man sie ins Alte Königreich transportieren und wieder tief unter Fels und Magie begraben.«
    Erleichterung erhellte Nicks Züge und ließ die Sorgenfalten um Augen und Mund verschwinden. Er kniete sich neben die Hündin, um sie an sich zu drücken, und spürte ihre Wärme mitten in der Kälte des Flusses. Auch das leuchtende Halsband war angenehm, denn es verschaffte ihm ein warmes Gefühl in der Brust.
    »Sam und… Lirael?«, fragte Nick hoffnungsvoll.
    »Sie leben«, erwiderte die Hündin. »Doch nicht ohne Wunden. Meine Gebieterin hat ihre Hand verloren. Prinz Sameth wird ihr eine neue machen, aus blitzendem Gold und kluger Magie. Dann wird man sie Lirael Goldhand nennen. Erinnerin und Abhorsen, und noch vieles andere mehr. Aber sie hat auch noch andere Wunden, die einer anderen Medizin bedürfen. Sie ist sehr jung. Steh auf, Nicholas.«
    Nicholas gehorchte. Er schwankte leicht, als die Strömung ihm die Füße wegziehen wollte.
    »Ich habe dir eine späte Taufe verabreicht, um deinen Geist zu schützen«, erklärte die Hündin. »Du trägst jetzt das Charterzeichen auf der Stirn, um die Freie Magie in deinem Blut und in deinen Knochen auszugleichen. Du wirst erkennen, dass Charterzeichen und Freie Magie sowohl Segen wie Last sein können, denn sie werden dich weit weg von Ancelstierre führen, und der Weg, der vor dir liegt, ist ganz anders, als du es dir je vorgestellt hast.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Nick verwirrt, berührte das Zeichen an seiner Stirn und blinzelte, als es plötzlich hell erstrahlte. Auch das Halsband der Hündin leuchtete mit vielen anderen hellen Zeichen, die ihren Kopf wie eine Korona aus goldenem Licht umgaben. »Was meinst du damit, weit weg von Ancelstierre? Wohin kann ich denn gehen? Ich bin

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