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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Schiffes zischte durch die so entstandene Luke hinaus.
    Die Hülle der transportablen Luftschleuse, die sie angebracht hatten, bauschte sich auf, der Metallzylinder mit der doppelten Schleuse entfernte sich von ihnen und stellte sich senkrecht auf; schließlich standen sie in einer Röhre aus transparentem Plastik. Während sie beobachteten, wie das Schott des Schiffes einwärts und nach oben schwang, wurde eine kurze Laderampe ausgefahren. Sie kippte nach unten und verhielt in der Höhe, in der bei einer Landung der Boden gewesen wäre.
    Inzwischen war Murchison angekommen und beobachtete sie durch das Plastikmaterial. „Die entwichene Luft stammt aus der Schleusenkammer, denn der Strom ist zum Stillstand gekommen. Wenn ich das Volumen der Schleusenkammer abmesse und das unserer eigenen Schleuse zum Vergleich heranziehe, kann ich den Druck ausrechnen, den die Fremden benötigen, und auch die Zusammensetzung herausfinden … Ich komme rein.“
    „Offensichtlich eine Landeluke“, sagte der Kapitän. „Wahrscheinlich haben sie noch eine andere Schleuse für Weltraumausflüge …“
    „Nein“, sagte Conway leise, aber bestimmt. „Diese Leute unternehmen bestimmt keine Aktivitäten im Weltraum, außerhalb ihres Schiffes. Sie haben zuviel Angst, sie könnten abtreiben und verlorengehen.“
    Murchison sah ihn wortlos an. „Ich verstehe Sie nicht, Doktor“, sagte Fletcher ungeduldig. „Prilicla, gab es eine emotionale Reaktion der Insassen, als wir die Schleuse öffneten?“
    „Nein, Freund Fletcher“, antwortete der Empath. „Freund Conways emotionale Ausstrahlung ist so stark, daß ich die Fremden nicht empfangen kann.“
    Der Kapitän starrte Conway einen Augenblick lang fassungslos an. „Doktor, mein Spezialgebiet war das Studium extraterrestrischer Mechanismen, Kontrollsysteme und Kommunikationseinrichtungen, und meine große Erfahrung auf diesem Gebiet führte zu meiner Berufung zu dem Ambulanzschiff-Projekt“, sagte er gekränkt. „Der Grund, warum es mir gelang, diesen Mechanismus so schnell zu öffnen, liegt teilweise in meiner Erfahrung begründet, teilweise war es aber auch reines Glück. Es besteht überhaupt kein Anlaß, Doktor, warum Sie, dessen Fähigkeiten auf einem ganz anderen Gebiet liegen, verärgert sein sollten, nur weil …“
    „Ich bitte um Verzeihung wegen der Unterbrechung, Freund Fletcher“, sagte Prilicla schüchtern, „aber er ist nicht verärgert. Freund Conway fühlt eine große Bewunderung und Hochachtung, beides sehr stark.“
    Sowohl Murchison als auch der Kapitän starrten ihn an. Keiner stellte die zu erwartende Frage, aber Conway beantwortete sie trotzdem: „Warum wohl greift eine blinde Rasse nach den Sternen?“
    Kapitän Fletcher brauchte einige Minuten, bis er einsah, wie alle bisherigen Fakten durch Conways Theorie zusammengefügt wurden, doch selbst dann war er noch nicht vollständig von Conways Ansicht überzeugt, daß sie es mit einer blinden Rasse zu tun hatten. Eines war richtig – die aufgerauhten Flächen an der Unterseite, neben den Triebwerksdüsen, konnten einem Wesen, das nur über einen Tastsinn verfügte, durchaus eine Warnung vermitteln, und bei den regelmäßig um den Rand verteilten Flecken konnte es sich um Warnungen vor den weniger gefährlichen Brems- und Korrekturdüsen handeln. Die kleinsten und zahlenmäßig häufigsten Flecken, die sie zuerst für Korrosion gehalten hatten, konnten gut Hinweise auf Öffnungsmechanismen sein, geschrieben in einer extraterrestrischen Blindenschrift.
    Auch das völlige Fehlen von jeglichem transparentem Material, besonders die Abwesenheit von Sichtluken, schien Conways Vermutung zu erhärten, wenn man auch ein Vorhandensein solcher Luken nicht von vornherein ausschließen konnte; sie konnten ja unter beweglichen Metallplatten verborgen sein. Es war eine ausgezeichnete Theorie, darin stimmte Fletcher mit Conway überein, doch glaubte er, die Besatzung würde in einem anderen Bereich des elektromagnetischen Spektrums sehen und müsse nicht unbedingt völlig blind sein.
    „Warum dann die Blindenschrift?“ fragte Conway. Doch Fletcher antwortete nicht, denn nun wurde es offensichtlich, daß die Flecken auf Konsolen und Mechanismen sich nicht nur einfach dort befanden, um einen besseren Halt für Gliedmaßen zu ermöglichen – jeder einzelne war individuell wie ein Fingerabdruck.
    Wie auch die Außenhülle des Schiffes bestand das Innere der Schleusenkammer aus unbemaltem Metall. Die Schleusenkammer selbst

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