Das Ambulanzschiff
Sprung schon beim ersten Anlauf klappen, weil wir für einen zweiten Versuch vielleicht zu schwach sind. Daher müssen wir ganz besonders aufpassen, damit wir nicht in einem falschen galaktischen Sektor landen. Er entschuldigt sich wegen seiner schlechten Manieren, aber es geht ihm entsetzlich schlecht, und er fühlt sich scheußlich.“
Conway lachte. „Ich akzeptiere seine Entschuldigung. Ich habe gerade mit einem der Kranken von der Tenelphi gesprochen. Wir sind nunmehr sicher, daß es sich bei der Krankheit um eine Abart der alten Influenza handelt. Er war einer der ersten, die die Symptome an sich bemerkten. Nun ist seine Temperatur fast wieder normal, und auch die eines weiteren Mannes sinkt rapide. Ich glaube, wir können diesen Ausbruch einer siebenhundert Jahre alten Krankheit wirkungsvoll mit einigen unterstützenden Medikamenten eindämmen.
Der Offizier, von dem ich sprach, ist der Astrogator der Tenelphi, und er ist inzwischen in einem wesentlich besseren Zustand, als Sie beide das sind. Sie brauchen doch Hilfe?“
Sie starrten ihn an, als habe er gerade ein Wunder vollbracht, als sei Conway allein verantwortlich für die komplexen Abwehrmechanismen gegen Krankheiten, die die menschliche DBDG-Lebensform entwickelt hatte, um sich selbst zu schützen – was natürlich lächerlich war. Er nickte ihnen zu, dann begab er sich zurück zum medizinischen Deck und schickte den Astrogator der Tenelphi in den Kontrollraum. Er glaubte, daß im Verlauf von etwa zwei Wochen jeder Kranke wiederhergestellt und konvaleszent sein würde. Und er hoffte, daß er dann die Pathologin Murchison nicht mehr als einen Patienten betrachten mußte.
Teil 2
Quarantäne
Sofort nach ihrer Rückkehr zum Hospital wurden die Rhabwar und die Menschen an Bord unter strikte Quarantäne gestellt, der Zutritt zur Krankenanstalt selbst wurde ihnen verwehrt. Conway, der weder direkten physischen Kontakt mit der Mannschaft der Tenelphi noch mit der des Ambulanzschiffes selbst gehabt hatte, mußte sich sogar einer doppelten Quarantäne unterziehen, indem er nämlich seinen engen Raumanzug trug, der mit virusfreier Luft gefüllt war, und zudem noch eine Kabine bezog, die man hastig eingerichtet hatte und die unabhängig von dem verseuchten Versorgungssystem des infizierten Schiffes war.
Es gab nicht wirklich Probleme bei der Versorgung und Behandlung beider Mannschaften – die sich entweder bereits wieder wohlfühlten oder sich in unterschiedlichen Stadien der Rekonvaleszenz befanden –, da er Prilicla und Naydrad hatte, die ihn unterstützten. Als Extraterrestrier waren sie natürlich immun gegenüber irdischen Pathogenen, worauf sie nicht wenig stolz waren. Noch gab es Probleme bei der Unterbringung beider Besatzungen – die Offiziere der Tenelphi bewohnten das medizinische Deck, und die Männer des Ambulanzschiffes hatten ihre eigenen Kabinen. Trotzdem gab es Perioden, manchmal fast dreiundzwanzig Stunden lang, in denen die Rhabwar fürchterlich überfüllt war.
Das eigentliche Problem war: Während das Hospital selbst ihnen den Zutritt verweigerte, suchte praktisch jeder, ob menschlich oder außerirdisch, nach einem Grund, um dem Ambulanzschiff einen Besuch abstatten zu können.
In der ersten Woche hatte ein aus Medizinern und Ingenieuren zusammengesetztes Team rund um die Uhr gearbeitet, die infizierte Luft des Schiffes abgepumpt und alles sterisiliert, was mit dieser infizierten Luft in Kontakt gekommen war. Gleichzeitig erfolgte eine konstante Überwachung des Fortschritts der Patienten sowie der Lebensweise und der Diät, um sicherzustellen, daß sie nach ihrer Kur nicht noch andere Wesen der DBDG-Klassifikation anstecken konnten. Und schließlich gab es noch die, die einfach kamen, weil sie mit den Patienten reden wollten oder wissen wollten, wie Conway mit dem Einstein- Zwischenfall fertig geworden war.
Zu jenen gehörte auch Thornnastor, der elefantenähnliche tralthanische Diagnostiker von der pathologischen Abteilung, der regelmäßig kam, um die Moral seiner Arbeitskollegin Murchison zu heben, indem er ihr den neuesten hospitalinternen Klatsch erzählte, der in der Ausdrucksweise der Extraterrestrier mitunter wirklich außerordentlich abenteuerlich klang. Außerdem kam eine mehrköpfige Medizinerschar, alle hoch professionell. Und schließlich tauchten sehr viele bitter enttäuschte Amateurhistoriker auf, die sich mit der Besatzung der Tenelphi über deren Erfahrungen an Bord des Wracks unterhalten wollten und die
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