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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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nämlich noch auffälliger als Ihr Gesicht.«
    »Ich habe sie nicht getragen, als Sie mich ins Krankenhaus brachten und auch nicht auf unserer Flucht«, entgegnete Lara »Warum sollte man mich an meinen Waffen erkennen?«
    »Wenn schon aus keinem anderen Grund, dann würde ich sie zumindest als Aufmerksamkeit erregend bezeichnen.« Er sah sie an, dann hob er die Schultern. »Ach, zum Teufel. Sie sind wahrscheinlich die einzige westliche Frau auf dem Schiff, und Sie stechen wirklich ins Auge. Ich nehme nicht an, dass die Waffen das noch schlimmer machen können.«
    Sie legte ihre Gürtel um, ließ die Black Demons um die Finger wirbeln und dann in die Holster rutschen. So ging sie zur Tür.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht mitkommen wollen?«
    »Ich habe das Schiff schon gesehen.« Mason verzog das Gesicht. »Es ist keinen zweiten Blick wert. Ich glaube, ich mache ein Nickerchen. Wecken Sie mich, wenn Sie genug frische Luft geschnappt haben – deren Temperatur übrigens weit über hundert Grad Fahrenheit beträgt, Tendenz steigend.« Er schnitt eine Grimasse. »Hier sind wir zwar um einiges sicherer, aber ein modernes Kreuzfahrtschiff hätte wenigstens eine Klimaanlage gehabt.«
    Lara trat aufs Deck hinaus, schloss die Tür hinter sich und schickte sich an, die Amenhotep zu erkunden. Ein einziger Blick verriet ihr, dass es nicht allzu lange dauern würde.
    Entlang der Backbordseite lagen zehn Türen. Die meisten waren unübersehbar angefault und modrig, ein paar waren auch von Termiten durchlöchert worden. Die Holzplanken des Decks waren verzogen und reparaturbedürftig. Hinter den Kabinen befand sich ein Restaurant, das nirgends auf der Welt einer Gesundheitsinspektion standgehalten hätte. Am Heck des Boots – sie konnte sich nicht dazu überwinden, es als Schiff zu bezeichnen – gab es einen kleinen, offenen Bereich, wo drei wacklige Holzstühle und zwei kaputte Liegen standen.
    Sie sah über die rostige Reling hinweg. Das Boot lag zu hoch, um viel Fracht geladen zu haben. Ihr erster Gedanke war gewesen, dass es Schmuggelware transportieren könnte, aber dann war sie zu dem Schluss gekommen, dass es sich um nichts Schwereres handeln konnte als um irgendwelche Rauschmittel, und in einem armen Land wie Ägypten war mit Drogenhandel südlich von Kairo nicht viel Gewinn zu machen. Natürlich konnten sie gestohlene Antiquitäten an Bord haben, wenn sie klein und leicht genug waren … Aber sie hätte diesem klapprigen Kahn nie und nimmer irgendwelche wertvollen Artefakte anvertraut, und sie war ziemlich sicher, dass das auch sonst niemand tat.
    Wahrscheinlich, schlussfolgerte sie mit Blick auf die drei in Roben gekleideten Männer, die auf den Stühlen saßen, bestand die Fracht einzig aus Menschen. Aber welcher Art? Sie ging die Möglichkeiten durch. Es konnten flüchtige Sträflinge sein, Männer, die dafür bezahlten, von Luxor nach Assuan oder noch weiter nach Süden gebracht zu werden. Vielleicht waren es sogar Terroristen. Oder, beendete sie ihre Spekulationen mit einem Achselzucken, vielleicht war die wahrscheinlichste Antwort die richtige – nämlich dass es Passagiere waren, die sich schlicht keine bequemere Überfahrt als mit der Amenhotep leisten konnten. Sie schaute zum Ufer und versuchte sich zu orientieren. Wenn sie Luxor passiert hatten, würden sie bald nach Esna und Edfu kommen, dann nach Kom Ombo und schließlich nach Assuan. Die großen Touristenschiffe verkehrten nur zwischen Luxor und Assuan, aber sie hatte das Gefühl, dass dieses hier dem Nil noch viel weiter nach Süden folgen würde. Immerhin, wenn es Tausende von Mahdisten gab, die nach ihnen suchten, ergäbe es nicht viel Sinn, wenn Mason sie auf ein Boot gebracht hätte, dessen Fahrt in einer großen Stadt wie Assuan endete, und noch weniger Sinn machte es, nach Luxor zurückzukehren.
    Sie schlenderte zum Bug des Bootes, nickte dem Kapitän freundlich zu, der in einer Kabine aus Holz und Glas an der altertümlichen Steuerung stand und ihr Lächeln erwiderte, und wechselte dann zur Steuerbordseite hinüber. Dort befanden sich zehn weitere Räume, beinahe identisch mit der Backbordseite; der einzige Unterschied bestand darin, dass hier eine Tür vollkommen fehlte und die eiserne Reling womöglich noch rostiger war.
    Wie schon auf der Backbordseite blickte sie auch von hier aus über den Nil, auf die öde Landschaft dahinter und versuchte, irgendeine Landmarke auszumachen, um festzustellen, wo genau sie sich befanden. Sie passierten ein

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