Das Amulett der Macht
sind überzeugt, dass das Amulett nur dann am mächtigsten ist – auf Vollgas läuft, wenn Sie so wollen –, wenn sein Besitzer absolut daran glaubt. Als Jude, Christ oder selbst als traditioneller Moslem glauben Sie an andere Dinge, an Gott oder Jesus oder Mohammed, und in dem Maße, wie Sie daran glauben, wird die Kraft des Amuletts geschwächt, und Sie können getötet werden. Deshalb konnte Gordon es nicht benutzen, um den Mahdi zu besiegen. Es muss ihn versucht haben – immerhin hätte es in gewissem Umfang funktioniert –, aber er wusste, dass es im Grunde böse war, und er war fromm genug, ihm den Rücken zu kehren und es so zu verstecken, dass niemand sich seiner bedienen konnte.«
Lara dachte einen Moment lang über das nach, was sie gehört hatte, dann schaute sie ihn direkt an. »Glauben Sie daran?«
»Ich glaube, dass es existiert. Ich glaube, dass der Mahdi Dinge geleistet hat, die fast wie Zauberei scheinen. Und ich glaube, dass er nicht mehr derselbe war, nachdem er das Amulett nicht mehr in seinem Besitz hatte.«
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Lara neugierig. »Er eroberte Khartoum und tötete Gordon, oder nicht?«
»Ja, er tötete Gordon und nahm Khartoum ein – aber er war Gordons Streitkräften zwanzig zu eins überlegen, und trotzdem hielt Gordon ihn fast ein halbes Jahr lang in Schach. Und vergessen Sie nicht – er selbst starb nur ein paar Monate, nachdem er Gordon besiegt hatte.« Er seufzte müde. »Also ist vielleicht etwas dran. Aber es kommt nicht darauf an, was ich glaube. Worauf es ankommt, ist, dass die Mahdisten daran glauben, und es gibt Tausende, vielleicht Zehntausende von ihnen.«
»Und die sind alle hinter uns her«, sagte Lara grimmig.
Mason schüttelte den Kopf. »Tatsache ist: Die sind alle hinter Ihnen her. Schließlich hätten Sie unter den Trümmern sterben sollen, aber Sie leben noch. Sie mögen vielleicht nicht unverwundbar sein, aber sie glauben, dass Sie weit schwieriger zu töten sind als ein normaler Mensch. Das ist ihnen Beweis genug dass Sie das Amulett haben. Was mich angeht, nehmen sie vermutlich an, dass ich einfach Ihrem charismatischen Zauber erlegen bin.« Er lächelte. » Womit sie nicht ganz falsch liegen.«
»Was wäre, wenn ich ihnen einfach sage, dass ich es nicht habe?«
»Das würden sie Ihnen nicht abnehmen. Sie sind eine Ungläubige, und sie denken, es liegt in der Natur der Ungläubigen zu lügen. Außerdem sind Sie in diesem Teil der Welt nicht ganz unbekannt, Lara. Man geht davon aus, dass Sie es haben und versuchen werden, es entweder zu verkaufen oder selbst zu benutzen.«
»Wissen Sie«, sagte sie, »vor einer Weile habe ich mich gefragt, wo ich hier wieder hineingeraten bin.« Sie verzog abermals das Gesicht. »Von allen Möglichkeiten, die mir in den Sinn kamen, ähnelte keine der Wahrheit.«
»Naja, wie heißt es doch? Die Wahrheit ist seltsamer als jede erfundene Geschichte«, meinte Mason.
»Auf jeden Fall ist sie tödlicher«, sagte Lara.
5
Es war später Vormittag, als sich Lara kräftig genug fühlte, um ihre Kabine zu verlassen. Mason versuchte es ihr auszureden – mit denselben Argumenten, die er ihr schon zuvor genannt hatte. Aber sie weigerte sich, noch länger in ihrer beengten Unterkunft zu bleiben.
»Wenn Sie Angst haben, dass uns jemand sieht«, sagte sie, während sie zur Tür ging, »können Sie ja hier bleiben. Schließlich suchen unsere Verfolger nach einem Pärchen.«
»Die suchen nach einer Frau, deren Gesicht aussieht, als sei es als Punchingball missbraucht worden«, erwiderte Mason. »Ob Sie nun allein oder mit mir zusammen sind, diese blauen Flecken können Sie nicht verheimlichen.«
»Dann muss ich das Risiko eben eingehen«, versetzte sie scharf. »Ich wurde in einer Gruft verschüttet, in einem Krankenhaus attackiert, man hat auf mich geschossen, und jetzt sitze ich in einem Raum von der Größe einer Besenkammer fest. Ich brauche frische Luft. Ich begrüße all Ihre Hilfe, aber ich bin daran gewöhnt, auf mich selbst aufzupassen. Ich habe das Gefühl, dass Sie nicht halb so fürsorglich mit einem Mann umgingen.«
»Das nehme ich Ihnen übel.«
»Nehmen Sie es so übel, wie Sie wollen«, sagte sie. »Aber streiten Sie es nicht ab. Ich möchte, dass Sie aufhören, mir Befehle zu geben und mich zu behandeln, als sei ich ein seltenes Stück Porzellan, das jeden Moment zerbrechen könnte.«
»In Ordnung«, sagte er unfroh. »Aber lassen Sie wenigstens Ihre Waffen hier. Die sind
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