Das Amulett der Macht
wie die Männer im Krankenhaus, dachte sie, als ihr Gegner stumm im Boot zusammenbrach.
Sie erhob sich, drehte sich um und fragte sich, wie groß die Aufmerksamkeit sein mochte, die sie erregt hatte. Aber zu ihrer Überraschung kam niemand herbei, und sie wurde auch nicht länger von irgendjemandem bedroht. Eine Anzahl von Männern in weiten Gewändern war aus dem Restaurant oder aus ihren Kabinen gekommen und musterte sie neugierig, einige auch mürrisch doch keiner von ihnen kam auf sie zu. Sie hatten sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern, die vermutlich illegal waren, und wenn Lara Angelegenheiten es verlangten, dass sie ein paar Fischer umbrachte, war das nicht die Sorge dieser Männer.
Einen Augenblick später war Mason neben ihr. »Was, zum Teufel, ist passiert?«, fragte er, warf zuerst einen Blick auf die Feluke und dann nach hinten zu den Männern im Heckbereich des Bootes, die Lara immer noch im Auge behielten.
»Jemand weiß, dass wir hier sind«, sagte sie, als die Männer schließlich unbehaglich den Blick abwandten. »Sie haben versucht, mich umzubringen.«
»Sie?«, wiederholte er. »In dem Boot da ist nur ein Mann.«
»Der andere treibt im Fluss.«
Er furchte die Stirn. »Verdammt! Ich hätte schwören können, dass niemand gesehen hat, wie wir an Bord der Amenhotep gingen.«
»Wahrscheinlich hat uns auch keiner gesehen«, sagte Lara. »Ich habe das Gefühl, dass die jedes Boot überprüften, das vorbeifuhr.«
»Sie hätten in der Kabine bleiben sollen, wie ich es Ihnen sagte«, ermahnte Mason sie streng.
»Und ich habe Ihnen gesagt, dass Sie aufhören sollen, mir Befehle zu erteilen«, erwiderte Lara. »Außerdem waren das nur zwei Männer. Wenn es Hunderte oder Tausende sind, die flussauf, flußab nach uns suchen, hätten wir uns sowieso nicht lange versteckt halten können. Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass sie bei jedem Stopp eines Schiffes Männer an Bord schicken oder es zumindest inspizieren. Bei Edfu gibt es Schleusen, und in Assuan müssen wir Passagiere von Bord lassen – damit haben sie mindestens zwei weitere Chancen, uns aufzustöbern.« Sie sah ihn an. »Vielleicht wäre es besser, wenn Sie mir erzählten, wo dieses Boot genau hinfährt.«
»Nach Süden.«
»Wie weit nach Süden?«
»Kommt darauf an.«
»Worauf?«
»Wie viel mehr ich dem Kapitän bezahle«, sagte Mason. »Ich habe ihm genug gegeben, um uns durch den halben Sudan zu bringen. Ich nehme an, dass er uns den ganzen Weg bis nach Uganda fährt, wenn ich etwas nachlege.«
»Bei der Geschwindigkeit, die dieses Boot an den Tag legt, dauert das Wochen«, sagte Lara. »Ich glaube, ich kümmere mich erst einmal um ein dringenderes Problem.«
Sie lehnte sich über die Reling und feuerte ein weiteres halbes Dutzend Schüsse in den Boden der Feluke. Wasser begann hineinzuströmen, und das kleine Fischerboot sank samt seiner menschlichen Fracht.
»Das hätten wir schon mal«, erklärte sie und blickte so lange in zwei bärtige Gesichter, die am Heck des Bootes auftauchten, bis diese sich wieder ins Restaurant zurückzogen. Dann ließ sie die Pistolen um die Finger kreisen und wieder in die Holster gleiten.
»Die werden nicht ewig unter Wasser bleiben«, sagte Mason. »Früher oder später werden diese Leichen hochkommen.«
»Das sind nicht die ersten Toten, die im Nil auftauchen«, sagte Lara. »Nicht mal die tausendsten oder die millionsten. Bis sie gefunden und identifiziert sind, werden wir diese Sache entweder geklärt haben oder …« Sie ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen.
»Oder was?«
»… oder wir werden das Schicksal der beiden teilen«, antwortete Lara.
6
»Wie lange dauert es noch, bis wir Assuan erreichen?«, fragte Lara als die Spätnachmittagssonne lange Schatten auf das Deck warf.
»Ich schätze, gegen zwei oder drei Uhr morgens ist es so weit«, antwortete Mason.
Sie nickte. »Das lässt uns reichlich Zeit, um zu verschwinden.«
»Verschwinden?«, wiederholte er ungläubig. »Ich habe für die Fahrt in den Sudan bezahlt! Zu Fuß schaffen wir es nie dahin.«
»Oh, wir werden auf der Amenhotep in den Sudan fahren«, sagte Lara. »Aber wir werden nicht an Bord sein, wenn das Boot in Assuan einläuft. Zu viele neugierige Blicke.«
»Wenn Sie einen Plan im Sinn haben, wäre es schön, Sie würden ihn mit mir teilen.«
»Ich habe zwei Rettungsboote gesehen, gleich neben dem Heck. Wenn es dunkel ist, borgen wir uns eines davon aus, rudern am Hochdamm
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