Das Amulett der Macht
Kellner und wandte sich zum Gehen.
»Einen Moment noch«, sagte sie scharf. Er blieb wie angewurzelt stehen, dann drehte er sich zu ihr um. »Ich will nicht unbedingt aus dem Nil trinken, wenn es sich vermeiden lässt. Ich möchte, dass Sie das Wasser kochen, dann etwas davon in eine Tasse gießen und einen Teebeutel hineingeben.«
»Wir haben keine Teebeutel.«
Sie spannte die Hähne ihrer Pistolen. »Sie werden einen finden.«
Er schluckte. »Ich werde einen finden.«
»Sehr zuvorkommend«, sagte sie, ließ die Pistolen wirbeln und steckte sie zurück in die Holster.
Der Kellner hastete zurück in die Küche, und Lara drehte sich zu den Männern um, die die kleine Szene mit angesehen hatten. Sechs von ihnen blickten sie mit unverhohlener Verachtung an.
Die beiden an dem Tisch neben der Tür, zwei große, stämmige Männer, wirkten amüsiert. »Wie ist das Lamm?«, fragte sie. »Das Beste, was man darüber sagen kann, ist, dass es tot ist«, erwiderte einer der stämmigen Männer. »Wahrscheinlich«, fügte der andere hinzu.
»Es ist wahrscheinlich tot, oder das ist wahrscheinlich das Beste, was man darüber sagen kann?«, fragte sie mit einem Lächeln. »Ja« sagte er, das Lächeln erwidernd. Sie lachte, und dann kam der Kellner mit einem unappetitlichen Stück Fleisch auf einem schmutzigen Teller zurück. »Freut mich zu sehen, dass Sie nicht Gefahr liefen, sich zu verbrennen«, sagte sie trocken.
»Ich verstehe nicht«, erwiderte der Kellner.
»Ich mag mein Fleisch gekocht«, sagte sie. »Nehmen Sie es wieder mit und kochen Sie es anständig.«
»Es ist gekocht.«
»Müssen wir das Ganze noch einmal durchspielen?«, fragte sie mit einem müden Seufzen. Plötzlich fand sich der Mann wieder von den Pistolen bedroht. »Nehmen Sie es mit, und kochen Sie es.«
»Ich nehme es mit und koche es!«, rief er und rannte praktisch in die Küche zurück.
Einer der bärtigen Männer stieß einen beleidigten Fluch aus, stand auf und stapfte aus dem Restaurant.
»Kümmern Sie sich nicht um den«, sagte einer der beiden Männer, die zuvor mit ihr gesprochen hatten. »Er war ohnehin fertig.«
»Dann muss ich mich wohl doch nicht vor Schuldgefühl zerfleischen«, erwiderte sie. Diesmal lachte keiner der Männer, und sie vermutete, dass deren Englisch und ihre Ironie nicht ohne weiteres vereinbar waren.
Der Kellner kam zurück und stellte den Teller vor ihr ab. Sie musterte das Fleisch und nickte zufrieden.
»Vergessen Sie den Tee nicht«, sagte sie, als der Mann sich zurückzog.
Der Tee kam, als sie gerade den ersten Bissen Lamm kaute und bereits entschieden hatte, dass es auch ihr letzter Bissen Lamm sein würde. Sie hatte auf ihren Reisen ja schon seltsame Diäten gemacht und Dinge gegessen, vor denen sich die meisten ihrer Landsmänner mit Grausen abgewandt hätten, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand die Gerichte auf der Amenhotep überleben konnte.
Sie trank ihren dünnen Tee, dann stand sie auf.
»Sind Sie fertig?!«, fragte der Kellner, der sie von der Küchentür aus beobachtet hatte und sich jetzt sehr vorsichtig ihrem Tisch näherte.
»Ich bin fertig«, sagte sie. »Ich würde das Lamm ja in den Nil werfen, aber warum unschuldige Fische umbringen?«
Diesmal kicherten die beiden großen Männer, der Kellner jedoch sah Lara verständnislos an. Sie spielte mit dem Gedanken, in die Küche zu gehen, um sich ein Stück Melone zu holen, wie Mason es ihr gebracht hatte. Aber die Vorstellung, es mit jedem Insekt auf dem Boot geteilt zu haben, behagte ihr nicht. Deshalb schob sie nur ihren Stuhl zurück und trat hinaus auf Deck.
Die Sonne stand tief am Himmel, aber es war nicht spürbar kühler geworden. Wenn die Nacht anbrach, würde die Temperatur rasch um etliche Grad fallen, aber bis dahin würde es noch für mindestens eine Stunde warm bleiben.
Sie konnte sich nicht mit der Idee anfreunden, in ihre winzige, stickige Kabine zurückzugehen, und so spazierte sie zum Heck des Schiffes. Alle drei Stühle waren besetzt, und sie fing sich eine weitere Runde mürrischer Blicke ein. Dann fiel ihr ein, dass sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte: Sie konnte die sanfte Brise genießen und gleichzeitig jeden, der nach Mitternacht auf Deck unterwegs sein mochte, auf die Tatsache vorbereiten, dass nichts Außergewöhnliches daran war, die verrückte Engländerin in einem der Rettungsboote zu sehen.
Sie trat an das weniger seeuntüchtige der beiden Ruderboote und machte
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