Das Amulett der Macht
Volltreffer gelandet!«
Sie rannten zu dem Boot und sahen, wie das Mondlicht auf dem Außenbordmotor schimmerte.
»Lassen Sie uns hoffen, dass es aufgetankt ist«, sagte Mason.
»Natürlich ist es das«, sagte Lara. »Es gibt keine Tankstelle auf der Insel. Wem das Boot auch gehört, er will damit nach Hause, deshalb sind die Tanks bestimmt nicht leer.«
Sie begann, am Seil zu ziehen, löste binnen Sekunden den Knoten, der das Boot am Baum festhielt, und sah sich dann nach einem langen Stock um. Sie fand einen und steckte ihn neben dem Boot in den Sand.
»Wozu soll das gut sein?«, fragte Mason.
»Ein Dankeschön für unseren Wohltäter«, flüsterte sie, zog ein paar britische Pfund hervor und spießte sie auf den Speer. »Und jetzt steigen Sie ein.«
Mason watete ein paar Fuß weit hinaus, kletterte in das Boot und nahm am Motor Platz.
»Kommen. Sie rein«, sagte er, »ich starte.«
»Nein!«, sagte sie hastig. »Wir lassen uns erst flussabwärts treiben und starten dann erst den Antrieb. Warum sollten wir denjenigen, der in dem Gebäude ist, wissen lassen, dass wir sein Boot stehlen?«
»Er wird es hören, wenn wir an der Insel vorbeifahren.«
»Es fahren die ganze Nacht über Boote an der Insel vorbei«, sagte Lara. »Wir wollen nur nicht, dass er hört, wie wir den Motor hier anlassen.«
»Entschuldigung«, sagte Mason. Er sah verlegen drein. »Wie ich schon sagte, ich bin es nicht gewöhnt, in diesen Bahnen zu denken.«
»Hören Sie auf, sich zu entschuldigen.«
»Tut mir …« Er unterbrach sich. »Schon gut.«
Lautlos trieben sie fast eine Meile stromabwärts. Dann nickte Lara, Mason startete den Motor, und bald darauf rasten sie an der Insel vorbei. Weitere fünf Minuten später langten sie in Assuan an.
»Wir werden gleich den ersten Wasserfall erreichen«, sagte Lara, »und selbst wenn wir es schaffen, ihn hinter uns zu bringen, müssen wir noch durch diese Kanäle westlich des alten Dammes und hinter dem Hochdamm.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Mason. »In der Nähe der Dämme gibt es zu viele Menschen. Mahdisten werden nach Ihnen suchen, und wenn der Typ auf der Insel nicht verkaufen will oder meint, Sie hätten nicht genug Geld zurückgelassen, wird auch die Polizei und vielleicht sogar das Militär nach dem Boot Ausschau halten.«
»Das sehe ich auch so. Das heißt, wir müssen das Boot über Land transportieren.«
»Wir können das verdammte Boot nicht tragen«, protestierte Mason, wobei er sie betrachtete, als sei sie verrückt. »Der Motor allein wiegt hundertfünfzig Pfund, und die Dämme sind vier Meilen voneinander entfernt.«
»Das weiß ich«, sagte Lara. Sie setzte eine kurze Pause. »Es ist jetzt etwa halb eins. Damit bleiben uns sechs Stunden, um jemanden zu finden, der einen Truck hat, sich ein bisschen Geld verdienen will und um die Kleinigkeiten im Gesetzbuch nicht sonderlich schert.«
»Ich vermute, das ist wirklich die einzige Alternative«, stimmte Mason zu. »Welches Ufer ist Ihnen lieber?«
»Die Stadt liegt zum größten Teil im Osten. Legen wir auf der Steuerbordseite an.«
Er lenkte nach rechts, entdeckte eine große Tankstelle, die die ganze Nacht über offen hatte, und zog das Boot ein paar hundert Yards nördlich davon ans Ufer.
»Wenn überhaupt, dann finden wir dort, was wir brauchen«, sagte Mason und wollte losmarschieren.
»Ich gehe«, sagte Lara. »Sie sorgen dafür, dass niemand das Boot klaut.«
» Ich gehe. Sie bleiben hier.«
Sie schien widersprechen zu wollen, und er hob eine Hand, um sie zum Verstummen zu bringen. »Wenn Sie mitten in der Nacht mit Ihren Pistolen in diese Tankstelle spazieren, wird man Sie erschießen oder die Polizei rufen. Und das ist Ägypten, nicht England – wenn eine Frau da allein und ohne Waffen reingeht, wird man sie wahrscheinlich nie mehr wiedersehen.«
»Ich bin zäher, als Sie glauben.«
»Seien Sie sich da nicht zu sicher«, sagte Mason. »Ich halte Sie schon für ziemlich zäh. Aber hier geht es nicht darum, wer am zähesten ist. Und ich bemuttere Sie auch nicht. Es macht nur einfach mehr Sinn, wenn Sie hier bleiben und auf das Boot aufpassen, während ich gehe und unseren Transport organisiere.«
Sie erkannte die Logik seiner Argumente und willigte ein. Er verbrachte fast eine halbe Stunde an der Tankstelle, unterhielt sich mit dem Tankwart und forschte bei verschiedenen Lastwagenfahrern nach, die anhielten. Endlich fand er einen, dem er glaubte, trauen zu können, machte ihm ein Angebot,
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