Das Amulett der Pilgerin - Roman
Simeon und sah wenig begeistert aus.
»Ich muss diesen Knecht aus Reading noch finden, ehe ich nach Devon aufbreche. Wenn es jetzt nicht klappt, wird die Spur kalt sein, ehe ich zurückkomme.«
»Der kann überall sein. London ist riesig.«
»Deshalb wirst du mir helfen.«
»Ich habe es geahnt.«
Plötzlich klopfte es leise an der Tür. Simeon stand stirnrunzelnd auf, griff einen großen Knüppel, der neben dem Eingang stand, und fragte halblaut, um seine Familie nicht zu wecken: »Wer da?«
»Ich suche den Mann auf dem dunklen Fuchs.«
Julian stand ebenfalls auf.
»Es ist gut, du kannst die Tür öffnen.«
Simeon schob den Riegel zurück, ohne den Knüppel aus der Hand zu legen. In dem spärlichen Licht, das nach draußen auf die Straße fiel, war die Gestalt des Lumpenjungen zu erkennen.
»Deine Informanten werden immer jünger«, bemerkte Simeon und stellte seine hölzerne Waffe wieder neben die Tür.
»Komm rein.«
Der Junge humpelte in die Wohnstube.
»Also, was hast du herausgefunden?«
Es rührte Julian, wie das Kind sich bemühte, Haltung anzunehmen, als wenn es zu einem offiziellen Appell anzutreten hätte.
»Ein Joseph aus Reading ist in der ›Turmschenke‹ abgestiegen.«
»Und woher weißt du, dass das der Mann ist, den wir suchen?«, fragte Simeon, der bei genauerem Hinsehen den verlausten Nachwuchsspion nicht so gerne in seinem Wohnzimmer haben wollte.
»Das Sattelzeug seines Pferdes ist teuer, aber seine Kleidung ist es nicht. Deshalb glaube ich, dass er das Pferd geklaut hat und Sie darum nach ihm suchen, Sir.«
»Er könnte auch einfach ein bescheidener Mann sein, der sich nicht gerne auffällig kleidet.«
Der Junge warf Simeon einen Blick zu, als könne er nicht recht bei Trost sein. Julian brach in Gelächter aus, verstummte aber sofort wieder, um die Kinder nicht zu wecken.
»Ist das der Mann, den Sie suchen, Sir? Habe ich recht, hat er das Pferd geklaut?«
Julian lächelte.
»Das hast du gut gemacht.«
Das Kind erglühte vor Stolz bei diesem Lob.
»Hier ist deine Belohnung.« Er warf dem Jungen eine kleine Silbermünze zu.
»Soll ich noch jemanden finden, Sir?«
»Nein danke, der eine reicht mir.«
»So, nun raus mit dir, Bengel. Geh nach Hause zu deiner Mutter.« Simeon scheuchte das Kind zur Tür.
»Ich sorge für mich selbst!«
»Das sehe ich. Los, es ist schon spät.«
Simeon schob den Jungen aus der Tür, ehe er noch protestieren und erneut seine Dienste anbieten konnte.
»Du bist dir aber sehr sicher, dass er die Wahrheit sagt«, bemerkte Simeon, als er sah, dass Julian dabei war, sich sein Schwert umzugürten.
»Der Knecht ist nicht nur mit der Silbertruhe durchgebrannt, sondern auch noch auf dem Pferd des Verwalters. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er es ist. Und wenn er es nicht ist, hat der Zwerg sich wenigstens bemüht.«
»Wenn ich für meine Bemühungen auch so gut bezahlt würde, wäre ich ein reicher Mann«, brummte Simeon.
»Das glaube ich nicht, mein Lieber, denn du hättest ja nicht einmal das Missverhältnis zwischen der Ausstattung des Pferdes und des Reiters bemerkt!«, antwortete Julian in Anspielung auf den – zugegeben unverschämten, aber doch sehr komischen – Blick des Jungen auf Simeon.
»Na gut, dann lass uns gehen und den Kerl bei der Wache abliefern.«
• 3 •
A ls die kleine Reisegesellschaft Westminster schließlich verließ, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Julian hatte gegen besseres Wissen gehofft, dass sie zeitig abreisen könnten, aber es hatte diverse Verzögerungen gegeben. Miss Marguerite, eine derzeitige Favoritin des Königs, war überaus anspruchsvoll und genoss es sichtlich, ihre Bediensteten mit Extrawünschen auf Trab zu halten. Julian kannte dieses Verhalten von Aufsteigern, die endlich ihre Macht genießen wollten. Mit stoischer Ruhe wartete er also den halben Vormittag, bis alles gepackt, umgepackt und auf den Maultieren festgezurrt war, bis die Kissen der Sänfte für Miss Marguerite auch bequem genug waren und schlussendlich der entlaufene Schoßhund wieder eingefangen und seiner Besitzerin zurückgegeben worden war. Hoffentlich würden sie die Zeit aufholen können und ihr erstes Etappenziel noch vor der Dunkelheit erreichen, dachte Julian, als er seinen Fuchs zu einer schnelleren Gangart antrieb. Die Straßen nach Westen waren recht gut, und die beiden Zelter, die die Damensänfte trugen, waren kräftige Tiere. Und tatsächlich ging es zunächst flott voran.
»Sir!«
Einer der Bediensteten
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