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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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die Liste zurückzuholen und Melchor Thorn zu überführen. Auf eigene Faust würde das sehr schwierig werden.
    Emmitt musste Gilbert Millers Beschwerden nicht allzu lange ertragen, denn keine zwei Stunden später drehte sich der Schlüssel im Türschloss herum, und ein rundlicher, kleiner Mann mit schulterlangen rötlichen Haaren öffnete die Tür.
    »Terrence of Wiltonbridge!«
    »Gilbert, alter Junge. Lass doch die Formalitäten, kein Mensch fragt danach, wo ich geboren wurde. Sag mir lieber, was hier los ist.«
    »Das kann ich dir gerne sagen«, erwiderte Miller erzürnt, als er an ihm vorbei die Treppen nach oben stürmte. Terrence sah ihm nach und blickte dann auf Emmitt.
    »Wie lange sitzt ihr hier schon fest?«
    »Noch nicht so lange, ein paar Stunden.«
    Sie folgten Miller hinauf in die Schreibstube.
    »Bist du allein? Ich dachte, zwei Männer sollten kommen«, fragte Gilbert, als er sich sein Schwert wieder umgürtete, das Julian auf dem Tisch zurückgelassen hatte.
    »Das war auch so geplant, aber Paul hat Dünnpfiff und ist auf der Strecke geblieben.« Er lachte dröhnend. »Das kommt davon, wenn man lieber Wasser als Bier trinkt. Nie weiß man, was man aus so einem Brunnen im Eimer hochzieht. Ungesunde Angewohnheit.« Wieder lachte er laut.
    Emmitt lächelte höflich. Durchfall war keine schöne Sache und konnte schlimmstenfalls zu Austrocknung führen.
    »Also, was gibt’s? Wo ist Julian eigentlich? Der sollte sich umgehend beim Kardinal melden. Wenn er noch hier ist, sollte er eine gute Entschuldigung haben. Der König wird morgen zurückerwartet, und die Schlampe, die derzeit sein Bett wärmt, hat Julian angeschwärzt, dummes Stück. Als wenn da etwas Wahres dran sein könnte. Na ja, der Kardinal wird es wohl schon richten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass König Henry dem falschen Weibsstück glauben wird.«
    Er hielt inne und blickte Miller an.
    »Du machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, Gilbert. Was ist los?«
    »Hier hat sich einiges zugetragen. Melchor Thorn hat Julian White wegen Hochverrats festnehmen lassen.«
    »Was?«, brüllte Terrence so laut, dass Emmitt einen Schritt zurücktrat.
    »Allerdings, ich war auch erstaunt. Emmitt wird dir alles erklären, ich muss jetzt zum Sheriff und diesen Kerl verhören, der vorhin festgenommen worden ist. Ihr könnt euch ja schon einmal überlegen, wie wir White wiederfinden.«
    Damit stürmte Miller aus der Tür. Terrence blickte Emmitt aus halb zusammengekniffenen Augen an.
    »Thorn hat Julian wegen Hochverrats festgenommen? Das kann doch wohl nicht sein Ernst sein!«, fragte er, als sie Miller die Straße hinunter folgten.
    Emmitt nickte.
    »Wo ist Julian?«
    »Er ist ausgebrochen, deshalb saßen wir ja auch im Loch.«
    Wieder lachte Terrence dröhnend, wurde dann aber schnell wieder ernst.
    »Wo ist Thorn?«
    »Er ist weg.«
    »Wohin?«
    »Das hat er nicht gesagt, vermutlich nach London.«
    »Das sieht ihm ähnlich. Bringt hier alles zum Überkochen und haut dann ab. Habt ihr wenigstens diese seltsame Liste?«
    Emmitt schüttelte den Kopf.
    »Die ist auch weg.«
    »Gütiger Himmel!«

• 24 •
    W ie zu erwarten gewesen war, hatte Gilbert Miller nur die Fragen gestellt, die ihm keine weiteren Unannehmlichkeiten machten. Emmitt hatte den ranghöheren Agenten nicht vor den Leuten des Sheriffs unterbrechen können, und Terrence hatte dem Verhör lediglich schweigend zugehört. Der Mann behauptete, nichts mit der Angelegenheit zu tun zu haben. Miller würde das überprüfen, aber er war zuversichtlich, dass der Gefangene nicht gelogen hatte.
    »Woher willst du wissen, dass Julian nicht doch recht hat?«, fragte Terrence, als sie am späteren Abend bei einem Krug Bier saßen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
    »Wenn White die Liste nicht hat, wieso ist er dann geflohen? Er hat darauf bestanden, die Liste selbst zu holen, und sie dann nicht abgeliefert.« Gilbert Miller blickte Emmitt an. »Das ist doch richtig, oder?«
    Widerwillig nickte Emmitt, fügte jedoch hinzu: »Aber er hat gesagt, dass er von diesen Kerlen überfallen worden ist und deshalb die Liste nicht zurückgeben konnte.«
    »Unsinn. Er hat sich versteckt und hatte nicht die leiseste Absicht, uns die Liste zu übergeben.«
    Miller stand auf.
    »Ich werde jetzt noch die Aussage des Gefangenen überprüfen, und damit ist diese Sache hier beendet.«
    »Nicht sehr erfolgreich, allerdings«, bemerkte Terrence.
    Gilbert Millers Gesicht verzog sich unwillig.
    »Wir müssen White

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