Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
Vom Netzwerk:
geschnitten hatte, auf den Tisch.
    »Ich habe mich mit den Dörflern geeinigt. Wir werden einen Großteil des Geldes behalten. Immerhin haben wir ein Maultier und ein Pferd verloren, und schließlich sind wir diejenigen, die überfallen worden sind.«
    Viviana blickte ihn aufmerksam an.
    »Eigentlich gehört das Geld der Krone, aber es ist nur recht, dass die Räuber uns entschädigen. Den Rest der Sachen und ein paar Münzen behalten die Dörfler. Es kann zudem sein, dass das andere Pferd wieder auftaucht. Außerdem zieht das gemeine Volk sowieso meistens den Kürzeren, wenn es um Räuber geht, und so ist diese Regelung eine Art ausgleichende Gerechtigkeit.«
    »Eine unorthodoxe Regelung für einen Beamten der königlichen Schatzkammer, findest du nicht?«
    Julian lächelte.
    »Manchmal muss man einfach pragmatisch sein.«
    »Musst du jetzt nicht mehr nach Reading?«
    »Auf jeden Fall muss ich den Verlust des Pferdes melden, und das Dokument soll ja trotzdem dort abgegeben werden. Ich weiß noch nicht, was ich machen werde. Es hängt davon ab, was weiter passiert.«
    Gegen Mittag kamen die Männer zurück, die im Wald weitergesucht hatten. Sie kamen mit leeren Händen, weder hatten sie die fehlenden Leichen noch eine Spur von Rinaldo gefunden.
    »Wir sollten selbst noch einmal suchen gehen.«
    Julian schüttelte den Kopf.
    »Du kannst mir glauben, wenn es etwas von Wert zu finden gab, hätten sie es gefunden. Wir sollten lieber nach Exeter zurückkehren und diese Sache melden.«
    »Aber was ist mit Rinaldo?«
    »Wahrscheinlich wird er auch versuchen, sich nach Exeter durchzuschlagen.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Er will nach Saint Albans und wird nicht in die falsche Richtung gehen.«
    Julian hätte die Sache gerne an jemand anderen abgegeben und sich um Vivianas Angelegenheiten gekümmert. Das wollte er natürlich aus reinem Eigeninteresse tun. Überhaupt, war Rinaldo tatsächlich in die Verschwörung verwickelt? Vielleicht war er auch tot. Julian hatte keine Lust mehr, nach ihm zu suchen. Andererseits verbarg der Spanier etwas, und er hätte zu gerne gewusst, was es war. Und was sollte er mit Viviana machen?
    »Meinst du nicht, er kommt ohne uns aus?«
    »Aber wir haben alle seine Sachen.« Sie wies zu dem Bündel, das die Männer von dem toten Maultier geborgen hatten und das jetzt neben dem kalten Kamin lag.
    »Aber, Viviana, ich bin mir nicht sicher, ob wir einen einzelnen Mann so leicht wiederfinden.«
    »Immerhin ist er ein sehr auffälliger Mann.«
    Julian schwieg, und Viviana sprach weiter: »Rinaldo hat mir geholfen, als ich in Not war. Ich werde ihn jetzt nicht im Stich lassen. Vielleicht ist er verletzt und braucht meine Hilfe. Er wird sicher Hilfe brauchen, wenn er versucht, ohne Ausrüstung nach Saint Albans zu kommen.« Sie blickte Julian eindringlich an. »Und er wird auf jeden Fall versuchen, dorthin zu gelangen, weil es ihm sehr wichtig war.«
    Julian lehnte sich zurück.
    »Was will er da eigentlich?«
    »Er ist auf einer Pilgerreise.«
    »Hat er dir erzählt, was er in dem kleinen Dorf an der Küste gemacht hat?«
    Viviana blickte Julian überrascht an.
    »Nein, das hat er nicht.«
    »Was weißt du denn eigentlich über Rinaldo?«
    »Wie meinst du das?«
    »Woher kommt er, was will er ausgerechnet in Saint Albans? Es ist ja nicht so, dass es nicht genug Wallfahrtsorte auf dem Festland gibt. Hat er gesagt, was er danach vorhat?«
    »Warum willst du das wissen?« Viviana klang zurückhaltend.
    »Weil dies Dinge sind, die man über einen Reisegefährten wissen sollte, findest du nicht?«
    »Warum misstraust du ihm?«
    Julian zuckte ungeduldig mit den Schultern.
    »Weil er einfach undurchschaubar ist.«
    »Bloß weil jemand nicht mit seinen Geschichten hausieren geht, muss er doch nicht gleich etwas verbrochen haben!«
    »Nun sei doch nicht so gutgläubig, Viviana. Es laufen überall Leute herum, die etwas zu verbergen haben. Du bist zu vertrauensselig.«
    »Das hat Rinaldo auch zu mir gesagt, als du dich uns angeschlossen hast. Genau das!«, antwortete sie aufgebracht.
    »Viviana, es ist doch offenkundig, dass dies kein gewöhnlicher Überfall gewesen ist. Ich bin mir sicher, dass er in Verbindung mit den Leuten steht, die unsere Sachen durchwühlt und diese Schurken angeheuert haben. Einer von diesen Leuten, nämlich der Mann mit der besseren Kleidung, ist jetzt tot. Möglicherweise, und das ist nicht unwahrscheinlich, hatte er einen Komplizen, der entkommen ist. Irgendwo wartet also jemand, um

Weitere Kostenlose Bücher