Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
böser Zauberer sein, um sich auszumalen, dass für einen Mann, der vor zweihundert Jahren zur Unsterblichkeit verflucht worden war, der natürliche Lauf der Dinge den Tod bedeutete.
Wenn alles wie geplant gelaufen wäre, wäre Hazard jetzt tot. Und sie hätte dabei geholfen. Diese Erkenntnis machte sie wütend, aber der plötzliche, scharfe Schmerz in ihrer Brust ging tiefer als nur Wut. Er reichte direkt bis zu der Furcht, die sie so viele Jahre unter den Dingen des Lebens begraben hatte, unter all den langweiligen, ablenkenden Aufgaben, die es einem möglich machen, weiterzuleben, nachdem man jemanden verloren hatte, den man liebte – wenn Trauer und Schuldgefühle sich vereinten und drohten alles zu vernichten, was man vorher gewesen war und alles, was man hätte sein können.
Sie weigerte sich, der Angst nachzugeben. Sie konzentrierte sich darauf, zu atmen und Pavanes Tirade darüber zu lauschen, warum er Hazard verflucht hatte, seinen kranken Wunsch, Hazard weiterleben zu lassen, so dass er wieder und wieder den Schmerz erleben musste, jemanden zu verlieren, den er liebte.
»Eine passende Bestrafung für deine Sünde, findest du nicht?«, höhnte Pavane.
Hazard nahm den Köder nicht an. Er stand einfach mit verschränkten Armen da und sagte gar nichts. Wäre da nicht sein stechender, stahlgrauer Blick gewesen, der unbeweglich auf Pavane ruhte, hätte man denken können, er wäre gelangweilt.
»Dieser dumme Fluch hat mich viel gekostet«, sprach Pavane weiter, und seine Miene wurde bitter. »Ich hätte mich besser dadurch gerächt, dir dein noch schlagendes Herz aus der Brust zu reißen und es damit gut sein zu lassen. Dich zu verfluchen hat den Talisman seine gesamte Macht gekostet, Macht, die ich brauchte, Macht, die ich mir verdient hatte und ohne sie …«
Er brach ab und starrte ins Leere, sein Körper steif vor Wut und Hass. »Ohne ihn war ich denjenigen ausgeliefert, die mir Schaden zufügen wollten. Ich hatte keine andere Wahl, als das zu tun, was ich getan habe. Wenn ich leben wollte, musste es den Anschein haben, als wäre ich gestorben. Ich musste abwarten.«
Als er tief durchatmete, erklang ein rasselndes Geräusch. Er schaute mit einem bösartigen Lächeln von Hazard zu ihr, und dann riss er mit erstaunlicher Geschwindigkeit den Talisman an sich und hielt ihn in die Höhe. »Und jetzt bin ich zurück, und alles ist gut. Oder wird es zumindest bald sein. Ich habe meinen Talisman, und bald werde ich …«
» Ihren Talisman?« Eve konnte die Worte nicht stoppen. »Dieser Anhänger gehört mir. Er wurde meiner Familie vor über zwei Jahrhunderten gestohlen.«
»Nicht gestohlen«, verbesserte er sie. »Eingefordert. Von mir. Dumme Maura. Sie hoffte mit ihrer Geschichte eines mächtigen Talismans, der die Herzen der T’airna-Frauen schützt, meine Gunst zu erwerben, und ihr Wunsch wurde erfüllt. Sie hatte damals mein Wohlwollen, so wie du es jetzt hast, süße Zauberin.« Er durchbohrte Eve mit seinem Blick. »Wobei ich erwarte, dass du um einiges nützlicher sein wirst.«
Er leckte sich erwartungsvoll die Lippen.
»Haben Sie sie deswegen ermordet?«, fragte Eve. »Weil sie nicht nützlich war?«
»Sie war mehr als nutzlos«, antwortete er, ohne sich die Mühe zu machen, die Beschuldigung abzustreiten. »Und du hast mir bereits bewiesen, dass du das nicht bist. Du bist diejenige, die erwartet wurde. Die mächtigste Zauberin in einem Jahrtausend. Gemeinsam werden wir nicht aufzuhalten sein.«
»Ich habe dich einmal aufgehalten«, erinnerte Hazard ihn. »Und ich werde es wieder tun.«
»Schweig, Schurke.« Mit der Hand, in der er nicht den Talisman hielt, griff sich Pavane einen Feuerball aus den Kerzenflammen und warf ihn auf Hazard. Er traf den Schutzschild und wurde zu Pavane zurückgeschleudert, aber kurz bevor er ihn traf, hob der Hexer die Hand, und der Feuerball verschwand.
»Taschenspielertricks«, höhnte Hazard. »Ist das alles, was du kannst, alter Mann?«
»Senk deinen Schutzschild, und ich werde mein Bestes geben«, schoss Pavane zurück.
»Du bist doch der große böse Hexer – zerstör ihn doch selbst.«
Eve begriff, dass Hazard wollte, dass der Schutzschild verschwand, und er versuchte, Pavane so sehr zu reizen, dass er ihn attackierte. Sie war sich nicht sicher, wie sie darüber denken sollte. Sie hatte Bedenken, was geschehen würde, wenn sowohl er als auch Pavane entfesselt würden.
Pavane schien über die Herausforderung nachzudenken, aber dann schüttelte er
Weitere Kostenlose Bücher