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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
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führte Taggart die Flamme der ersten Kerze zur nächsten, beginnend mit der roten Kerze in der Mitte.

    Flamme der Magie, Flamme der Macht,
    dreh das Rad des Schicksals, erfüll diesen letzten Wunsch.
    Rot für das Leben, schwarz für den Tod,
    weiß für den sicheren Weg.

    Er wechselte in eine Sprache, die wie Latein klang, und intonierte ein paar Worte, dann rief er: »Tributo is votum.«
    Sofort brannten die Flammen höher und heller, um sich zu einer glühenden Feuerkugel zu vereinen. Geleitet von Taggarts Anweisungen, benutzte Eve sie als ihren Fokus und beschwor im Geiste ein Bild von Hazard mit einem Schild um sich.
    »Rector succurro«, sagte Taggart.
    Der Raum wurde warm, und die Luft schien lautlos zu vibrieren. Eve spürte, wie die Macht sich in ihr sammelte. Es war ein berauschendes Gefühl. Sie sog sie in sich auf, konzentrierte sich auf das Bild in ihrem Kopf, und dann ließ sie die Kraft fließen. Sie hatte nicht geplant, an diesem Zauber teilzunehmen, aber das machte es nicht weniger aufregend. Sie sah, wie der Schild, ein durchsichtiger silbriger Film, sich langsam um Hazard bildete. So weit, so gut, dachte sie, während sie sich vorstellte, wie er stärker wurde, undurchdringlich für alles außer ihrem eigenen Willen.
    Sie hielt ihre Konzentration, als dünne Lichtfäden über dem silbernen Podest erschienen und sich um den Anhänger legten wie Rauchfahnen. Es wurden immer mehr, Bänder aus körnigem grauem Licht, jedes etwa zehn Zentimeter breit. Sie trieben nach oben, wirbelten und verwoben sich zu einer Säule, die immer dichter und körperlicher wurde, bis sie die Form eines Mannes angenommen hatte. Niemand hatte etwas davon erwähnt. Sie schaute sich um, ob die anderen so überrascht waren wie sie, und stellte fest, dass es so war.
    Eine plötzliche Funkenexplosion füllte die Luft mit Rauch und Knistern. Eve kniff die Augen zusammen. Als sie sie wieder aufschlug, waren die wirbelnden Lichtbänder verschwunden, und ein Mann, den sie noch nie gesehen hatte, stand in der Mitte des Schutzkreises, umhüllt von verblassendem Rauch.
    Er war groß und dünn, eigentlich sogar dürr, mit einem langen, schmalen Gesicht und einem weit vorstehenden Kinn. Sein Mund war grausam, seine Augen dunkel und voller Wut. Seine Haut war so fahl, als hätte er für lange Zeit in einer Höhle gelebt, ohne je das Sonnenlicht zu sehen. Doch das Erstaunlichste war seine Kleidung. Er trug einen dunkelbraunen Gehrock über einer gestreiften Weste, seine hellbraunen Hosen steckten in kniehohen Stiefeln. Sein Halstuch war aufwendig geknotet und saß so weit oben an seinem Hals, dass es sein vorstehendes Kinn noch betonte.
    Die gesamte Kleidung, bis hin zu der Uhrkette, die an seiner Seite hing, und dem geschnitzten Stock in seiner Hand, kam Eve bekannt vor. Sie war vielleicht keine unverbesserliche Romantikerin wie ihre Schwester Chloe, aber trotzdem hatte sie ein paar Jane-Austen-Verfilmungen gesehen. Sie erkannte die klassische Regency-Kleidung. Und auch wenn der Kerl eher aussah wie Mr. Darcys kranker Großvater als wie Darcy selbst, wirkte er trotzdem wie ein Zeitreisender aus dem England des neunzehnten Jahrhunderts. Was überhaupt keinen Sinn ergab.
    Eine Sekunde lang bewegte sich niemand. Dann sprang Hazard nach vorn, nur um von dem Schutzschild gestoppt zu werden, der immer noch aufrechterhalten wurde. Eve dachte, dass es wahrscheinlich gut so war, weil Hazard wirkte, als wäre er wirklich bereit zu töten. Außer sich vor Wut hämmerte er mit den Fäusten gegen den Schild, aber nichts geschah. Und egal wie hart er dagegenschlug, es gab kein Geräusch. Eve begriff, dass es daran lag, dass die Barriere nicht real war – sie war ein magisches Konstrukt aus reiner Energie und ihrem Willen. Unüberwindbar.
    Aber sie war nicht schalldicht. Sie konnte Hazard laut und deutlich hören, und das eine Wort, das er bellte, war nicht misszuverstehen.
    »Pavane!«
    Pavane? War das der sitzengelassene Bräutigam, der Hazard verflucht hatte? Ein Nachkomme des Hexers, der den Talisman gestohlen und vor über zweihundert Jahren die arme Maura T’airna ermordet hatte?
    Als er seinen Namen hörte, wirbelte Pavane zu Hazard herum, der wie ein gefangenes Tier wirkte. Die zwei Männer starrten sich wütend durch den fast unsichtbaren Schild an. Dann hob Pavane vorsichtig die Hand und berührte die Barriere. Was er gefühlt hatte, musste ihn davon überzeugt haben, dass Hazard keine direkte Gefahr darstellte, denn er wandte sich mit

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