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Das Amulett von Gan (German Edition)

Das Amulett von Gan (German Edition)

Titel: Das Amulett von Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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war. Die meisten der zahlreichen kleinen Nägel hatten sich schon gelöst. Kurz überlegte er, ob seine Großeltern wohl Einwände hätten, wenn er die Rückwand einfach abriss, aber bevor er den Gedanken richtig zugelassen hatte, zog er schon an der Holzplatte. Es war nur ein kräftiger Ruck nötig, da fiel sie schon von alleine ab. Jetzt konnte er in die Schublade hineinschauen. Sie war leer, genau wie die anderen auch. Aber irgendetwas musste das Öffnen der Schublade doch verhindert haben! Was konnte es bloß sein?
    Er kniete sich hin und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Zwischen der Schublade und der darüberliegenden Platte klemmte etwas. War das ein Stein? Er konnte es nicht genau erkennen. Finn schaute sich suchend im Raum nach etwas um, das er als Werkzeug nutzen konnte. In einer Ecke sah er einen schmalen Stock. Schnell holte er ihn, schob ihn von hinten in die Kommode und drückte mit ihm seitlich an dem Gegenstand, bis dieser mit einem polternden Geräusch in die Schublade fiel. Er hüpfte auf die andere Seite der Kommode, öffnete die Schublade und nahm den Gegenstand in die Hand.
    Im ersten Moment sah es wie ein Stück Schiefer aus, aber dafür war es zu dick und die Oberfläche zu glatt. Der Stein hatte drei Ecken. Zwei Seiten waren ganz gerade und die dritte abgerundet, etwa so wie bei einem großen Kuchenstück. An der runden Seite standen drei Worte. Er konnte die alte, in den Stein gemeißelte Schrift nur mühsam entziffern: Leben und Kraft. Was das wohl bedeuten mochte? Über dem Wörtchen und befand sich ein kleines Loch, durch das eine Schnur aus dunkelbraunem Leder gezogen war. Auf dem schmalen Ende des Steines konnte Finn geschwungene Linien erkennen. Ansonsten war der Stein ganz unscheinbar. Trotzdem war Finn von ihm fasziniert. Es war etwas Besonderes an ihm. Immerzu musste er zu ihm hinschauen, seine Blicke wurden geradezu von ihm angezogen. Versonnen strich er mit seinen Fingerkuppen über die rätselhaften Worte: Leben und Kraft.
    Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch. Er zuckte zusammen, drehte sich blitzschnell um und versteckte vor Schreck den Stein hinter seinem Rücken. Sein Großvater stand mit ernstem Gesicht und verschränkten Armen vor ihm. »Was machst du denn hier für eine Unordnung, Junge?«
    »Ähm, ich wollte mich nur umschauen«, stotterte Finn, »Ich liebe einfach altes Gerümpel.«
    »Das ist aber nicht nur altes Gerümpel. Manches davon wollen wir noch verkaufen oder verschenken. Auf jeden Fall soll es nicht einfach kaputt gemacht werden«, sagte der Großvater vorwurfsvoll mit Blick auf die am Boden liegende Rückwand der Kommode.
    »Äh, ja, Opa. Tut mir leid. Ich bringe alles wieder in Ordnung«, sagte Finn und schaute betreten nach unten. Es war ihm peinlich, den Großvater verärgert zu haben.
    »Na, dann ist es ja gut«, sagte der Großvater schon etwas versöhnlicher. »Hast du denn wenigstens etwas Interessantes gefunden?«
    »Ja, habe ich. Schau hier, dieses Bild von dir und Papa«, sagte Finn zögernd und deutete auf das Foto. »Da lacht ihr beide so schön.«
    »Das war auch eine sehr schöne Zeit. Da haben wir viel miteinander gelacht. Die Stimmung zwischen deinem Vater und mir war nicht immer so mies. Aber dann …«
    Großvater hielt inne. Finn merkte, dass er genauso ungern über diese Thema sprach wie sein Vater. Da wechselte der Großvater abrupt das Thema: »Und hast du sonst noch was Schönes gefunden?« Es war, als könne er direkt hinter Finns Rücken schauen, wo er immer noch den Stein mit der Schnur verborgen hielt. Leugnen war zwecklos.
    Zögernd holte Finn den Stein mit der Schnur nach vorne. »Das hier!«
    Der Großvater erstarrte. Reglos schaute er auf den Gegenstand in Finns Hand. Eine unheimliche Stille erfüllte den Raum. Selbstdas Kreischen der Möwen, die über dem Gebäude ihre Kreise zogen, verebbte. Mühsam hauchte er: » Das Amulett ! Wo hast du es gefunden? Sag es mir!«
    Finn erschrak. So hatte er Großvater noch nie erlebt. Stockend begann er zu erzählen: »Es war hier in dieser Kommode. Es hatte sich zwischen zwei Schubladen verhakt. Deshalb hatte ich die ohnehin schon lose Rückwand ab… montiert.« Abgerissen traute Finn sich nicht zu sagen, aber die Rückwand interessierte den Großvater jetzt gar nicht mehr.
    »Das Amulett«, sagte der Großvater leise und ernst, »ist wohl der kostbarste und wichtigste Gegenstand, den unsere Familie je besessen hat. Seit vielen Generationen befindet es sich schon in

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