Das Amulett von Gan (German Edition)
einem Abenteuer in das nächste zu schlittern und nichts anderes tun zu können, als die eigene Haut zu retten.
»Doch, doch«, sagte ein weiterer Lichtalb, als ob er ihre Gedanken hätte lesen können. »Ihr habt den Auftrag angenommen und nehmt große Gefahren in Kauf. Das ist ausgesprochen mutig.«
Die Gefährten lächelten dankbar in die Runde.
Der Lichtalb, der über die weiteren Pläne sprechen wollte, setzte gerade noch einmal an, als er erneut von Elhadar unterbrochen wurde:
»Verzeiht, wenn ich noch einmal unterbreche, aber habt ihr noch irgendwelche Fragen, bevor wir die nächsten Schritte durchgehen? Das muss hier doch alles sehr verwirrend für euch sein, nicht wahr?« Ihre türkisfarbenen Augen ruhten wohlwollend auf den Kindern.
Pendo lächelte die Frau glücklich an. Sie war die erste, die ihre Situation wirklich zu verstehen schien. »Ja, ich habe einige Fragen, und ich vermute mal, ich spreche auch für meine Freunde«, sagte sie mit einem Blick auf ihre Gefährten. Pendo musste sich zunächst einmal räuspern. Sie war doch etwas aufgeregt, in dieser großen Runde und vor den aufmerksamen Augen der Lichtalben ihre Fragen zu stellen.
»Nebijah, die Hüterin der Lebensströme, hat uns einiges über dieses Land Gan und über unsere eigene Welt erzählt. Sie hat unsauch einen Auftrag gegeben, den ihr bestimmt alle kennt.« Die Lichtalben nickten ihr bestätigend zu.
»Seitdem wir uns aber auf den Weg gemacht haben, sind uns ständig Dinge begegnet, die uns vollkommen fremd sind. Wir waren noch nie hier. Wir sind Bergmännchen begegnet, bösen und guten, von deren Existenz wir vorher nichts wussten. Wir kannten höchstens die Zwerge aus den Märchen, die uns unsere Eltern erzählten, als wir noch kleiner waren. Uns wurden geheimnisvolle Gegenstände anvertraut, die uns in der Not helfen sollen. Zweimal haben wir bereits von ihnen Gebrauch gemacht. Dabei haben wir Dinge erlebt, die wir niemals für möglich hielten. Wie durch ein Wunder sind wir nicht nur nach Gan gekommen, sondern mit dem Bergmännchen Alfrigg auch durch Wände gegangen. So etwas gibt es in unserer Welt nicht! Dann haben wir Schwarzalben gesehen und natürlich euch Lichtalben kennengelernt. Darüber hat uns Elbachur gestern schon etwas erzählt. Das ist viel Neues in kurzer Zeit. Bevor wir weiterreisen, würden wir gerne wissen, was uns noch alles begegnen kann. Was sollten wir unbedingt wissen? Wovor müssen wir uns in Acht nehmen?«
Ein Lichtalb lächelte sie verständnisvoll an: »Da habt ihr wirklich einiges Neues gesehen und kennengelernt. Du hast vollkommen recht. Lasst mich ein paar Dinge erklären.« Er überlegte, wie er am besten beginnen sollte, und sagte dann: »Die Erde, wie ihr sie kennt, ist nur noch ein Schatten von dem, was sie einmal war. Selbst Gan ist nur ein Abglanz dessen, was der Schöpfer der vier Lebensströme sich ursprünglich erdacht hatte. Früher gab es nicht einfach nur Menschen, Tiere und Pflanzen, sondern vieles mehr. Hier im Lande Gan sind einige dieser für euch ungewöhnlichen Wesen noch zu finden, so zum Beispiel die Bergmännchen, denen ihr begegnet seid, oder auch wir Lichtalben. Früher gab es außerdem noch sprechende Tiere, fliegende Pferde, Einhörner und vieles mehr. Einige der älteren Lichtalben – wir werden viel älter als ihr Menschen – können sich noch an sie erinnern. Doch seit vielen Jahrzehnten wurden sie nicht mehr gesehen. Wir wissennicht, ob überhaupt noch welche existieren. Vermutlich sind sie ausgestorben. An den vier Enden dieser Erde, wo ihr herkommt, gibt es diese Lebewesen aber ganz sicher nicht mehr. Höchstens ein paar böse Zwerge – und natürlich die Schwarzalben, die sich dort haben halten können.«
»Und was ist mit Äbrah?«, fragte Finn und zeigte auf das Bild des silbernen Pelikans an der Kopfseite des Raumes. Vielleicht konnten die Lichtalben ihm ja noch etwas mehr über die Herkunft seines Schatzes erzählen.
»Äbrah wurde noch nie von einem Lichtalbenauge gesehen«, erklärte ihm der Lichtalb. »Und soweit mir bekannt ist, hat bisher auch kein anderes Wesen unseres Landes ihn je zu Gesicht bekommen. Doch er gehört zu Gan wie die vier Lebensströme. Leider wissen wir nichts Genaues über ihn. Unsere Heiligen Bücher sprechen voller Sehnsucht über diesen Vogel aus alter Zeit. Irgendwann soll er kommen und unser Land aus der größten Not erretten.«
Ein anderer Lichtalb erzählte weiter: »Viele dieser alten Geschichten sind verloren gegangen.
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