Das Amulett von Gan (German Edition)
sind offensichtlich sehr viele und können deshalb im ganzen Land gleichzeitig Angst und Schrecken verbreiten«, sagte Alon.
»Das stimmt, aber es passt eigentlich nicht zu dem, was wir von den Schwarzalben wissen. Sie haben nämlich eine große Schwäche.« Alon und die vier Gefährten hörten jetzt genau zu. Eine Schwäche der Schwarzalben war eine interessante Information.
»Die Schwarzalben sind meistens so erfüllt von bösen Gedanken wie Misstrauen, Missgunst und Hass, dass sie nicht einmal einander über den Weg trauen. Sie sind die selbstsüchtigsten Wesen, die ihr euch vorstellen könnt. Normalerweise sind sie nicht in der Lage, über ihren Streitigkeiten ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Sie schaffen Chaos und Angst im Alleingang, gehen aber nicht wie eine gut organisierte Streitmacht vor.«
»Aber wie konnten die Schwarzalben dann innerhalb so kurzer Zeit unser Land besetzen?«, staunte Alon.
Der Lichtalb wählte seine Worte mit großem Bedacht aus. Die Frage schien ihn zu beunruhigen, denn die glitzernden Funken, die ihn umgaben, begannen, hektisch um ihn herumzuzucken. »Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Derzeit haben wir nur die eine Erklärung: Sie haben vermutlich einen Anführer gefunden.« Die Gefährten schauten sich beunruhigt in die Augen.
»Und wer ist das?«, erkundigte sich Chika.
»Wir wissen nicht, wer es ist. Es muss aber ein kluger, wahrlich böser Geist dahinterstecken, denn es ist ein großer Unterschied, ob goldgierige Zwerge mehr oder weniger zufällig unser Land finden oder ob es jemand schafft, Massen von Schwarzalben zu vereinen und ihre Kraft gebündelt gegen unser Land zu richten.«
»Könnte es ein Verräter aus euren eigenen Reihen sein?«, fragte Joe ernst.
Sichtlich nervös erklärte eine Lichtalbenfrau: »Natürlich ist uns aufgefallen, wie gut sich die Schwarzalben hier auskennen. Sie haben sofort alle strategisch wichtigen Orte besetzt. Woher kennen sie diese? Außerdem fragen wir uns, wie die Schwarzalben unser Land überhaupt so schnell finden konnten. Der besondere Schutz unseres Landes ist zwar zusammengebrochen, aber gut versteckt sind wir trotzdem noch. Gan befindet sich nichtimmer an derselben Stelle einer Landkarte, müsst ihr wissen. Es sieht tatsächlich so aus, als ob jemand allen finsteren Mächten den Weg in unser Land zeigt.« Die Lichtalbenfrau hielt inne und sagte dann mit besorgter Stimme: »Um deine Frage zu beantworten: Ja, es könnte sogar sein, dass ihr Anführer aus unseren eigenen Reihen stammt.«
Darauf wusste nun keiner etwas zu sagen. Obwohl die Lichtalben allein durch ihre Gegenwart eine gute Atmosphäre verbreiteten, hatten Pendo, Chika, Joe, Finn und der Waldhüter das Gefühl, als ob sich eine dunkle Wolke über sie legte. Die Situation erschien ihnen jetzt wesentlich bedrohlicher, als sie bisher dachten.
»Aber lasst uns jetzt nicht Trübsal blasen«, meinte ein Ratsmitglied. »Wir sind hier zusammengekommen, um die weiteren Schritte zu planen und nicht, um uns entmutigen zu lassen.«
»Dennoch müssen wir der Wahrheit ins Auge schauen«, merkte eine Lichtalbenfrau bestimmt an.
Alle bemühten sich, ihre Gedanken zu sortieren und sich auf die nächsten Schritte zu konzentrieren. Alon ergriff als Erstes das Wort: »Das Wichtigste ist, die vier Träger der Amulette sicher zur Quelle zu bringen. Wir sollten einen Schutztrupp zusammenstellen, der sie dorthin begleitet.«
Eine Lichtalbenfrau entgegnete: »Wenn das sinnvoll wäre, hätte die Hüterin der vier Lebensströme diesen Weg von Anfang an eingeschlagen. Jeder aufrechte Bewohner Gans hätte ihr geholfen.«
»Vielleicht hielt sie diese Vorgehensweise für zu gefährlich«, mutmaßte Finn. »Nichts ist auffälliger als ein Trupp Lichtalben, der vier Menschenkinder begleitet.«
»Das stimmt allerdings«, lenkte Alon ein. »Jede größere Bewegung wird genau beobachtet.«
»Wir sollten die von der Hüterin geplante Vorgehensweise fortführen«, sagte ein älterer Lichtalb. »Oder habt ihr vier einen anderen Vorschlag?«
Joe, Finn, Chika und Pendo überlegten. Sollten sie den Weg wirklich alleine zurücklegen? Die Vorstellung daran machte ihnen Angst. Bisher hatten sie meistens jemanden bei sich gehabt, der ihnen geholfen hatte. Selbst der sonst so mutige Joe machte ein bekümmertes Gesicht. Ohne wirklich nachzudenken, nahm Chika den Spiegel Marah in die Hand und schloss die Augen. Alles sah dunkel aus, bis auf den Platz, wo Alon saß. Dort sah sie einen goldenen
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