Das Amulett von Gan (German Edition)

Lichtstrahl. Augenblicklich wusste sie, was sie machen sollten.
    »Lasst uns Alon mitnehmen. Er kennt sich hier gut aus und ist bestimmt die beste Hilfe, die wir bekommen können.«
    »Hat dir das gerade der Spiegel gesagt?«, fragte eine Lichtalbenfrau neugierig, die Chika beobachtet hatte.
    Verlegen antwortete Chika: »Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich manchmal in goldener Farbe, was uns weiterhelfen kann. Mithilfe des Spiegels haben wir den Ausgang aus der unterirdischen Welt gefunden. Und jetzt …«, sie schaute zu Alon, »habe ich ein goldenes Licht auf Alons Platz gesehen.«
    Der Waldhüter schaute sie mit großen Augen an und sagte mit Stolz in der Stimme: »Ich bin nur ein einfacher Waldhüter in Gan. Wenn aber der Spiegel Marah mich auserwählt hat, ist es mir eine Ehre, euch zu begleiten.«
    Der Lichtalb, der das Gespräch eröffnet hatte, erhob sich: »Dann ist das wohl der beste Weg. Alon, wir werden dir noch Landkarten geben, mit deren Hilfe du auch die geheimsten Wege der Lichtalben finden wirst. Stärkende Tränke, Medizin und von Lichtalben geschmiedete Waffen möchten wir euch außerdem schenken. Möge der Schöpfer der vier Lebensströme euch schützen.«
    Nach einigen Erklärungen zum weiteren Weg verließen die Gefährten den Raum. Aufbrechen würden sie erst am frühen Abend, da es sicherer war, in der Dämmerung unterwegs zu sein. Bis dahin sollten sie sich ausruhen. Aber danach war ihnen gar nicht zumute.

    »Kommt, wir schauen mal, was es hier zu entdecken gibt!«, schlug Joe vor. »Oder seid ihr jemals in einem Lichtalbenschloss gewesen?«
    Alle waren von dem Vorschlag begeistert. Und es gab wirklich viel zu entdecken: Sie schauten in jeden Raum, der offen stand, unterhielten sich mit Lichtalben, die ihnen gerne alles erklärten, und waren fasziniert von deren handwerklichen Fähigkeiten. Egal, welches Material sie bearbeiteten, unter ihren Fingern schien es sich in etwas Strahlendes zu verwandeln.
    Am Ende eines langen Flures entdeckten Finn, Pendo, Chika und Joe wieder eine offene Tür. Begeistert liefen sie darauf zu, neugierig, was sie wohl in diesem Raum erwarten würde. Sie betraten eine riesengroße Bibliothek, in der die Regale bis an die Decke reichten, vollgestopft mit scheinbar schon sehr alten Büchern.
    »Ach, das sind ja nur Bücher. Kommt, wir gehen weiter«, sagte Joe enttäuscht, der fürs Lesen nicht viel übrighatte.
    »Ich würde mir die Bücher gerne etwas genauer anschauen«, sagte dagegen Finn fasziniert. »Ihr könnt gerne schon weitergehen.«
    Joe, Pendo und Chika zuckten mit den Schultern und sagten: »Klar, wenn du magst«, und zogen plaudernd weiter.
    Finn ging die Regale entlang und berührte hier und dort einen der kostbaren Bände. Dabei stieß er auf seltsame Titel: Die Schmiedekunst der Lichtalben oder Schloss Birah in Geschichte und Gegenwart . Hängen blieb er an einem Buch mit dem Titel Die geheimen Künste der Lichtalben . Er nahm es aus dem Regal und begann, darin zu lesen. Er war begeistert, als er auf einen Artikel über die Fähigkeit der Lichtalben stieß, durch Wände zu gehen. Finn hatte sich vorher schon überlegt, wie sie das wohl machten. Ob sie sich einfach den Ort vorstellen mussten, den sie erreichen wollten? Aber es war ganz anders. Sie mussten all ihr Denken undFühlen auf die goldene Kugel lenken, die dazu erscheinen musste. Erst wenn die Kugel vor ihnen auftauchte, nannten sie in ihren Gedanken den Ort auf der anderen Seite der Wand. Erstaunlich! Finn las weiter. In dem Buch standen noch viele spannende Dinge über die Künste der Lichtalben. So konnten sie ohne äußere Hilfsmittel Licht machen. Sie ließen ihre Pflanzen auf besonderen Lichtböden wachsen, was diesen nicht nur einen besonders intensiven Geschmack, sondern auch geheimnisvolle Kräfte verlieh. Außerdem hatten viele Lichtalben besondere prophetische Fähigkeiten.
    Die Liste in dem Buch war lang. Finn war wirklich beeindruckt von der Welt, die sich ihm hier erschloss. Was hatte Elhadar in der Besprechung gesagt? Die Menschen sollen früher auch solche Fähigkeiten gehabt haben … Wirklich schade, dass das heute nicht mehr so ist, dachte er. In ihrem Kampf gegen die Schwarzalben wäre das gewiss hilfreich. Aber immerhin hatten sie einige der kostbarsten Schätze Gans zu ihrem Schutz anvertraut bekommen. Das war auch viel wert.
    Finn stellte das Buch zurück und ging weiter am Regal entlang. Da fiel sein Blick auf ein Buch mit dem Titel Besondere Phänomene in der