Das Amulett von Gan (German Edition)
Ohne sie wäre Alfrigg nicht ein Gefangener der Schwarzalben.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Joe.
»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht«, sagte Alon und ließ unschlüssig seine Hände in den Schoß fallen. »Morgen früh werden wir uns mit dem Rat der Lichtalben zusammensetzen und gemeinsam überlegen. Bis dahin solltet ihr euch ausruhen. Es ist schon sehr spät, und ihr müsst unglaublich erschöpft sein.«
»Ich bringe euch etwas zu essen«, sagte Elbachur und erhob sich. »Danach solltet ihr ein wenig schlafen.«
Erst jetzt merkten die Gefährten, wie erschöpft und müde sie waren. Sie hatten kaum noch Kraft, etwas von dem leckeren Essen zu sich zu nehmen, das Elbachur ihnen aus der Schlossküche holte, geschweige denn über die Erlebnisse des Tages zu reden. Es war ohnehin alles gesagt, was gesagt werden musste. Schnell gingen die vier zu Bett und fielen in einen unruhigen Schlaf.
Am nächsten Morgen wurden sie von Alon geweckt: »Aufstehen, es ist höchste Zeit. Länger konnte ich euch wirklich nicht schlafen lassen. In einer Stunde trifft sich der Rat der Lichtalben.«
Finn, Pendo, Chika und Joe stöhnten. Ihre Beine und Arme fühlten sich an wie Blei. Mühsam quälten sie sich aus ihren himmlisch weichen Betten und gingen mit trägen Schritten in die Badezimmer. Als sie von dort zurückkamen, sagte Alon:
»Jetzt frühstückt erst mal eine Kleinigkeit. Dieser Saft hier wirkt Wunder. So etwas gibt es nämlich nur bei den Lichtalben. Ein richtiger Muntermacher.«
Die Kinder probierten. Chika verzog angewidert ihr Gesicht: »Der schmeckt ja total sauer!« Die anderen sahen auch nicht glücklicher aus, mussten aber lachen, als sie sich gegenseitig anschauten und ihre zu Grimassen verzogenen Gesichter sahen.
»Trinkt schon«, sagte Alon ungeduldig. »Er hilft wirklich. Die Lichtalben stellen ihn aus Früchten her, die nur in ihren Gärten wachsen.«
Als die vier ausgetrunken hatten, spürten sie tatsächlich, wie neue Kraft in ihre Glieder strömte.
»Das ist ja wirklich ein Wundermittel!«, staunte Finn. »Sowas könnte ich in der Schule gebrauchen.«
»Leider gibt es das nur hier«, sagte Alon schmunzelnd. »So, kommt jetzt, wir müssen los.«
Die vier legten ihre Umhänge um und folgten ihm. Er führte sie durch die endlos scheinenden Flure des Lichtalbenschlosses. Überall hingen Bilder mit majestätisch aussehenden Gestalten. Alles in diesem Gebäude, selbst die Wände, schien auf eine geheimnisvolle Art und Weise zu leuchten.
Schließlich gelangten sie in einen großen, von Licht durchfluteten Saal. Auf zwei Seiten gab es große Fenster. Die Wände waren mit weißer Seidentapete bespannt. An den Kopfenden prangten Bilder von den vier Lebensströmen und dem silbernen Pelikan. Ein gewaltiger Kronleuchter schwebte über der Mitte des Raumes. Darunter befand sich ein großer runder Tisch mit bequem aussehenden Stühlen. Daneben standen sechs Lichtalbenfrauen und sechs Lichtalbenmänner. Um sie herum bewegten sich, genau wie bei Elbachur am Tag zuvor, glitzernde Funken. Mit ihren edlen, klaren Gesichtszügen sahen sich die Lichtalben alle etwas ähnlich, obwohl ihre langen Haare und auch ihre Augenfarben sehr unterschiedlich waren. Die Lichtalben blickten die vier Träger der Amulette freundlich, aber mit besorgten Gesichtern an.
Alon verneigte sich leicht vor den Ratsmitgliedern: »Verehrter Rat, wir danken Euch von Herzen für Eure Gastfreundschaft und bitten Euch um Eure Hilfe für die Weiterreise der vier Träger der Amulette.«
Ein Lichtalb, der in der Mitte stand, sagte: »Die Träger der Amulette, und auch du, Alon, seid uns immer aufs Herzlichste willkommen. Wir werden gewiss unser Bestes tun, um euch bei eurem Auftrag zu helfen. Aber nun lasst uns Platz nehmen, damit wir gemeinsam die weiteren Schritte besprechen können.« Alle setzten sich.
»Bevor wir in die Zukunft schauen, würde ich von den vier Menschenkindern gerne etwas über das Geschehene hören. Könnt ihr uns von eurer Reise berichten?« Es war eine der Lichtalbenfrauen, die das Wort an sie richtete. Sie stellte sich als Elhadar vor.
Joe schaute fragend zu Alon, der ihm ermutigend zunickte. So fasste er die wichtigsten Ereignisse der letzten Tage zusammen.
»Ihr seid sehr mutig«, sagte ein Ratsmitglied anerkennend, und die anderen stimmten ihm beeindruckt zu.
Pendo, Chika, Finn und Joe wussten nicht so recht, was sie dazu sagen sollten, denn sie fanden sich gar nicht so mutig. Eher hatten sie das Gefühl, von
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