Das Amulett
pflichtete er ihm bei. »Ich kann es ihnen nicht verübeln.«
»Schau«, sagte Faeron und deutete voraus in die Schatten, die von dem flackernden Feuer hin und wieder kurz erhellt wurden. »Da vorne wird der Steg breiter.«
Tatsächlich endete der Steg nach weiteren zwanzig Schritten und ging in eine künstliche Steintreppe über. Die Zwerge hatten den natürlichen Weg, der mitten in der Höhle endete, genutzt und eine Treppe aus massivem Fels darauf gebaut. Beim Gedanken an das Gewicht, das auf dem schmalen Steg ruhte, stellten sich Tharador die Nackenhaare auf, und ein kalter Schauder lief ihm über den Rücken.
»Hab Vertrauen«, beruhigte ihn Faeron. »Dieser Pfad besteht seit hunderten Jahren.«
»Ich werde trotzdem erst wieder ruhig atmen, wenn wir ihn hinter uns gelassen haben.«
Die Treppe verbreiterte sich mit jeder Stufe, letztlich bis auf vier Fuß. Da es jedoch kein Geländer gab, empfand der Paladin selbst das als zu schmal.
Er schwenkte die Fackel langsam in weitem Bogen auf der Suche nach einem weiteren Anhaltspunkt. Nichts. »Was glaubst du, wie weit wir unter dem Gipfel sind?«, fragte er den Elf.
Faeron setzte zu einer Antwort an, doch ein plötzliches Heulen aus der Tiefe übertönte seine Stimme. Heiße Luft blies aus dem Inneren der Erde an ihnen vorbei. Einem langen Seufzen gleich, ebbte der Ton langsam ab, bis schließlich nur ein warmer Luftzug zurückblieb.
»Möglicherweise steckt in den Geschichten mehr Wahrheit, als mir lieb ist«, bemerkte Tharador.
»Ein Grund mehr, diese Höhle schnell zu verlassen«, meinte Faeron.
Nach wenigen Stufen stellte sich heraus, dass die Höhle eher einem breiten Schacht glich, denn die Treppe erreichte eine dem Eingang gegenüber liegende Wand, in der sie verankert war. Tharador atmete erleichtert auf, als er erkannte, dass sie von nun an auf einer Wendeltreppe nach oben gehen würden. Er hielt sich so weit wie möglich an der Wand und vermied es, auch nur über den Rand der Treppe zu blicken.
»Die seltsame Form der Höhle unterstützt die seufzenden Winde«, bemerkte er nach einem erneuten Heulen, das von warmer Luft begleitet wurde. »Vermutlich kamen die Zwerge so auf die Legende.«
Im Schein der Fackel blitzte Faerons Lächeln weiß auf. »Wieso machst du dir so viele Gedanken über eine Geschichte, die du angeblich nicht glaubst?«
Tharador schnaubte verächtlich, erwiderte jedoch nichts, was das Grinsen in Faerons Gesicht nur noch breiter werden ließ.
* * *
Khalldeg entging knapp einem mächtigen Hieb, der ihm den Schädel spalten sollte. Er zögerte keinen Augenblick und schlug mit seiner eigenen Waffe mangels einem besseren Ziel, auf Königstöters Schaft, in der Hoffnung, Baldrokk die Axt damit zu entreißen.
Der Gnomenkönig ließ nicht los, doch die Wucht von Khalldegs Angriff brachte ihn ins Straucheln, und er stolperte an dem jungen Berserker vorbei. Khalldeg riss die Axt hoch und traf Baldrokks Rücken. Gierig grub die Streitaxt sich in die Flanke des alten Zwergs und entlockte diesem einen wütenden Schmerzensschrei. Er hechtete zwei Schritte nach vorn, um einem weiteren Angriff zu entgehen, und nickte dem jungen Zwerg anerkennend zu. »Guter Schlag«, lobte er den Gegner und presste die linke Hand auf die Stelle, die sich rot zu färben begann. »Khulldrak wäre stolz auf dich. Und ich bin es auch.« Baldrokk meinte die Worte ernst. Auch wenn sie sich in tödlichem Zweikampf begegneten, freute ihn, dass aus seinem Großneffen ein solch vortrefflicher Kämpfer geworden war.
Das Lob verfehlte nicht seine Wirkung, denn es lenkte seinen Gegner einen Lidschlag lang ab. Mehr brauchte Baldrokk nicht. Er schwang Königstöter in einem weiten, waagerechten Schlag und zielte auf Khalldegs Hüfte, als wollte er ihn in der Mitte zerteilen.
Erst im letzten Moment hechtete der jüngere Zwerg nach rechts weg. Die mächtige Streitaxt streifte ihn an der Schulter, und die mit Diamantenstaub versetzte Klinge zerschnitt mühelos zwei der Panzerschuppen und das darunter liegende Fleisch. Khalldeg grunzte wütend und ignorierte den Schmerz und das warme Blut, das aus der Wunde sickerte. Jedes noch so kleine Zögern würde seinen Tod bedeuten. Außerdem hatte der Berserker mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem seine Wut und Raserei die meisten Schmerzen unterdrückten. Er kam nach einer Rolle wieder auf die Beine und parierte den nächsten Hieb mit einem Konterschlag. Stahl schlug klirrend auf Stahl, während die beiden Zwerge einander
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