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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Gold, verziert mit zwergischen Runen. Noch mehr jedoch fesselte sie, dass der Thronsaal nicht verlassen war.
    Auf dem Thron saß ein stattlicher Zwerg – kein Gnom. Khalldeg hatte ihnen erzählt, dass Baldrokk damals die Zwerge verraten hatte, dennoch hatte Tharador seltsamerweise angenommen, einen kleinen Gnom vorzufinden, als müsste die dunkle Macht des Aurelion den Körper über die Jahre entstellen.
    Doch im Gegenteil, der Gnomenkönig mochte Khalldeg an Größe sogar übertreffen. Sein Bart teilte sich am Kinn und lief über die Schultern auf den Rücken. Sein voller Bauch, der Ähnlichkeit mit einem Fass aufwies, wurde von einem Plattenpanzer geschützt, ebenso seine Arme und Beine. Das Metall war mit Bronze oder Gold versetzt und schimmerte im Schein der Fackeln, die den Raum in ein angenehmes Licht tauchten.
    »Ork, schließ die Tür«, befahl Khalldeg. »Und achte darauf, dass sie geschlossen bleibt.«
    Ul‘goth zögerte keinen Augenblick. Während der Rest der Gruppe vorsichtig auf den Thron zusteuerte, drückte der massige Ork die beiden Flügel ins Schloss. Ein massiver Eisenbolzen lehnte rechts neben dem Flügeltor und konnte durch zwei armdicke Ringe geschoben werden, um die Tür zu verschließen. Ul‘goth knurrte, als er den schweren Bolzen anhob. Der Ork spannte die Muskeln; fingerdicke Adern traten an seinen Armen hervor. Schweißperlen bildeten sich auf seiner breiten Stirn, als er den Bolzen durch die beiden Ringe schob.
    Calissas Blick schweifte geübt durch den Raum. Rasch hatte die Diebin jeden Winkel nach möglichen Wachen abgesucht, doch bis auf Baldrokk war niemand zugegen.
    »Wir sind allein«, erklang plötzlich eine tiefe Stimme mit einem Akzent, der dem Khalldegs ähnelte. Baldrokk hatte sich vom Thron erhoben und stand statuenhaft vor dem goldenen Sitz. Die Krone auf seinem Kopf funkelte bei jeder Bewegung.
    Auf ein Zeichen Khalldegs hin blieben die anderen stehen. Nur der Zwerg trat drei weitere Schritte vor. »Ich bin gekommen, um Gulmar zu rächen!«, rief er dem Gnomenkönig entgegen.
    »Und deinen Onkel Khulldrak, nicht wahr?«, ergänzte Baldrokk nüchtern.
    »Er war auch dein Neffe!«, schrie Khalldeg wutentbrannt. »Und Gulmar dein Bruder!«
    »Denkst du, das wüsste ich nicht?«, erwiderte Baldrokk ebenso hitzig. »Denkst du, ich hätte je vergessen können, was ich getan habe?«
    » Du hast sie getötet!«, beharrte Khalldeg.
    »Weil sie uns vom rechten Weg abhalten wollten. Aurelion ist der einzig wahre Gott!«, verkündete Baldrokk lautstark, und plötzlich brandete das Grollen von auf Stein schlagenden Hämmern durch die Mine.
    »Man belauscht uns«, stellte Faeron fest.
    Calissa nutzte die Unterhaltung der beiden Zwerge und schlich zu einer der Seitenwände, von dort weiter zur Rückwand des Thronsaals. Wenn es eine Geheimtür gab, dann bestimmt dort. Sie gab Tharador und Faeron ein Zeichen; der Elf schien zu ahnen, wonach sie suchte und nickte kaum merklich.
    »Was willst du jetzt tun, Khalldeg, Sohn König Amoshs?«, fragte Baldrokk und beobachtete sein Gegenüber.
    Khalldeg atmete ruhig, doch das Zucken seiner Lider verriet die aufbrandende Wildheit, die alsbald die Herrschaft über den Berserker übernehmen würde.
    »Willst du auch für einen sinnlosen Schwur sterben?«, bohrte Baldrokk weiter. Der gerissene alte Zwerg versuchte, Khalldegs Wut anzufachen, damit er übermütig würde. Auf dieselbe Weise hatte er seinen Neffen Khulldrak überlistet. Der Gnomenkönig erinnerte sich noch gut an jenen Kampf. Khulldrak war schneller und kräftiger gewesen, lediglich der Längenvorteil von Baldrokks Waffe hatte ihm das Leben gerettet. Hätte der Berserker nachgedacht, hätte auch er zur Streitaxt gegriffen statt zu den beiden Berserkermessern.
    »Ich habe noch Platz auf meiner Axt«, stichelte Baldrokk weiter und zeigte Khalldeg die in Königstöters Axtblätter eingravierten Initialen seiner toten Vorfahren.
    Eine weitere Aufforderung brauchte der junge Zwergenprinz nicht.
    Khalldegs Augen schienen im Fackelschein rot zu glühen, als sein Herz das Blut immer heftiger durch die Adern pumpte. Er schrie Baldrokk seinen Hass entgegen, zog die Berserkermesser über die Fäuste und stürzte auf Baldrokk zu.
    »Das ist nicht unser Kampf«, sagte Faeron und umrundete die Widersacher in weitem Bogen, dicht gefolgt von Tharador.
    »Lass uns das Buch Karand vernichten und Queldan befreien!« Er schloss rasch zu dem Elfen auf, und als das erste Klirren von aufeinanderprallendem

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