Das Amulett
seid sehr unvorsichtig, alter Mann«, erklang eine frostige Männerstimme, die der Magier nicht kannte.
Tizir versuchte langsam, die Hände zu heben, um sie in Position für einen schnellen Zauber zu bekommen, doch der Druck der Metallspitze – vermutlich eines Schwertes oder Dolches – verstärkte sich sofort und ließ keinen Zweifel daran, dass sein Widersacher schneller sein würde als er selbst. »Was wollt Ihr von mir?«, fragte er.
Der Kopf des Mannes näherte sich seinem rechten Ohr und flüsterte tonlos: »Was, wenn ich Euch einfach nur langsam töten will? Wenn ich mich an Eurem Todeskampf weiden möchte? Sehen, wie Eure verderbte Existenz ihr verdientes Ende findet?«
»Dann solltet Ihr Euch beeilen, meine Wachen werden jeden Moment hier sein«, und versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen, das Beben darin war unüberhörbar.
»Niemand wird Euch retten, alter Mann.« Dergeron ließ die letzten Worte einen Moment wirken, ehe er hinzufügte: »Sie haben sich alle von Euch abgewandt.«
»Wenn Ihr es nicht tut, werde ich Euch reich belohnen«, flehte Tizir, der erkannte, dass er verloren schien.
Dergeron lachte trocken und emotionslos. Dennoch zog der Krieger den Dolch zurück und gestattete dem Magier, sich umzudrehen.
Shango Tizir war ein alter Mann, der weit gereist war und dem Tod mehr als einmal ins Auge geblickt hatte, aber nie zuvor hatte er dabei solche Angst verspürt wie in diesem Moment. Die Augen des Angreifers wirkten unmenschlich – der Magier fand darin keinerlei Gefühl.
Dafür etwas anderes ... die Antwort auf seine Fragen. Vor ihm stand der Ursprung der Störungen des magischen Flusses. Dieser Mann, vermutlich nicht einmal ein Magier, war erfüllt von Aurelions Macht. Der alte Magier fiel auf die Knie und senkte den Kopf zu Boden. »Was befehlt Ihr mir, Meister?«
Dergeron überraschte Tizirs Verhalten; er hielt es für eine Falle. Dann jedoch erklang die vertraute Stimme des Aureliten in Dergerons Kopf. Er dient dem wahren Gott!
Dergerons Gedanken rasten, versuchten auszuloten, was für neue Möglichkeiten sich durch diesen unverhofften Umstand ergaben. »Wenn dem so ist, dann dient er jetzt mir«, flüsterte der Krieger.
»Was immer Ihr wollt, Meister«, säuselte Tizir mit verzückter Stimme.
»Ich will, dass Ihr Totenfels verlasst, Tizir«, sagte Dergeron barsch. »Hier und jetzt habe ich keine Verwendung für Euch.«
»Was soll ich dann tun?«, fragte der Magier.
Dergeron überlegte kurz, dann fuhr er mit fester Stimme fort: »Geht nach Berenth im Norden. Nehmt Euren Zirkus mit und verhaltet Euch unauffällig. Wartet dort auf weitere Anweisungen.«
»Wie Ihr wünscht, Meister!«, sagte der Magier.
»Noch eins«, fügte Dergeron hinzu, bevor er sich zum Gehen wandte. »Alynéa bleibt hier... ich finde Gefallen an ihr.«
Berenth, dachte Dergeron, als er das Zelt verließ. Bald werde ich König sein! Und du, Tizir, wirst mein Vorbote.
* * *
Als die Strahlen der Mittagssonne sein Gesicht wärmten, erwachte der Paladin aus einem traumlosen Schlaf. Dunkel kehrte die Erinnerung der letzten Nacht zu ihm zurück. Das Lager der sich gegenseitig tötenden Goblins ... Ul‘goth und Crezik im Zweikampf ...
Ul‘goth!
Tharador stemmte den Körper auf die Ellenbogen und blickte sich hastig um. Er befand sich wieder am Ufer der Quelle der Reinheit. Unweit seines Schlafplatzes sah er seine Freunde, die in ein Gespräch mit drei fremden Menschen vertieft waren. Zu ihren Füßen lag Ul‘goth auf einem bequemen Lager.
Sein Totenbett , schoss es Tharador durch den Kopf, bis er sah, dass der Ork die Augen geöffnet hatte und ebenfalls mit den anderen sprach.
Der Paladin versuchte aufzustehen, doch die Beine wollten sein Gewicht nicht tragen. Seine Muskeln zitterten, und er fiel er der Länge nach ins weiche Gras. Tharador konnte sich nicht erinnern, beim Kampf gegen die Goblins verletzt worden zu sein, weshalb er sich seinen Zustand nicht erklären konnte. »Hallo!«, versuchte er, auf sich aufmerksam zu machen.
»Gut, dass du wach bist, Junge!«, rief Khalldeg in ernstem Ton. »Die drei Tölpel hier wollen Ul‘goth eine weitere Stirnfalte ziehen!«
Mit einem Mal war Tharador hellwach. Mühsam rappelte er sich in einen unsicheren Stand und schwankte zu seinen Freunden und den drei Fremden. Faeron griff ihm stützend unter die Arme, als er den kleinen Pulk erreichte, und sah einen der Fremden, einen hochgewachsenen Krieger mit kurzen schwarzen Haaren und einem
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