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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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gewesen sein.
    »Sei nicht traurig«, sagte Ul‘goth ruhig. »Ich gehe an einen schöneren Ort. Meine Ahnen erwarten mich.« Sein Blick trübte sich. »Ich wünschte nur ... Ich wünschte nur, ich hätte den Frieden unserer Völker erleben können«, fügte er bekümmert hinzu. Er blickte Tharador noch ein letztes Mal in die Augen, dann verloren sie endgültig ihren Glanz. Mit jedem Herzschlag entwich das Leben aus Ul‘goths Körper.

Vorboten
    Missmutig nippte er an seinem Weinglas, den Blick starr auf das prasselnde Feuer im Kamin gerichtet.
    Sie hat dich hintergangen! ertönte die bekannte Stimme in seinem Kopf. Dergeron vernahm ihren Ruf mittlerweile, auch wenn er nicht schlief. Abends, wenn er alleine war, wenn er sich ausruhen wollte. Stets meldete die Stimme sich in seinem Geist zu Wort, erteilte ihm Befehl, säte Misstrauen.
    »Nein, sie tut das, was wir vereinbart hatten«, antwortete Dergeron mürrisch in die Flammen.
    Sie wird dich hintergehen! Nur durch mich wirst du dein Ziel erreichen!
    »Du klingst ängstlich«, bemerkte Dergeron. »Sei unbesorgt. Sie kann mich nicht täuschen. Niemand kann das.«
    Tharador konnte es, oder? Hat er dich nicht betrogen und im Stich gelassen? Die Stimme rammte erneut ein Messer in Dergerons tiefste Wunde.
    »Was versuchst du zu bezwecken?«, fragte der Krieger. »Hätte Gordan ihn nicht aus den Zwergenminen gerettet, hätte er dafür bereits bezahlt!«
    Dergerons Muskeln verkrampften sich kurz und heftig, als wäre ein Blitz durch ihn hindurchgefahren. Er wusste nicht weshalb, doch seine letzten Worte schienen seinen geisterhaften Begleiter verärgert zu haben. »In wenigen Tagen werde ich Tizir töten«, sagte Dergeron schließlich.
    Und ich werde dir dabei helfen! bekräftigte die Stimme ihren Pakt.
    Dergeron lächelte zufrieden. »Es wird Zeit, dass du mir offenbarst, wer du bist«, forderte er die Stimme in seinem Geist auf. »Ich weiß, du bist ein Teil des Amuletts, das ich trage, also verrate mir deinen Namen.«
    Würde er dir denn etwas sagen?
    »Er würde es mir erleichtern, mit dir zu sprechen«, erwiderte der Krieger knapp. »Aber vielleicht hätte ich dann ja keine Lust mehr, dir zu helfen.«
    Die Stimme verfiel in schallendes Gelächter. Sieh dich an, kleiner Mensch. Denkst du wirklich, ich würde dich aus unserem Pakt entlassen?
    »Drohst du mir etwa?« Dergerons Stimme schnitt scharf durch die Stille des Raumes. »Ich könnte das Amulett, dein Gefängnis, ins Feuer werfen, und du würdest in den Flammen dein jämmerliches Leben aushauchen!«
    Nur mit meiner Hilfe kannst du Tharador besiegen. Den Engelssohn. Die Stimme machte sich erneut einen Spaß daraus, Dergeron Tharadors Macht vor Augen zu führen.
    Sollten die wenigen Dinge, die er über Paladine mittlerweile wusste, tatsächlich der Wahrheit entsprechen, war Tharador inzwischen viel mächtiger, als es ein Mensch je sein könnte. »Dann bist du also ein Gott?«
    Wieder brach die Stimme in schallendes Gelächter aus. Nein, ich bin, Pharg‘inyon, ein Diener. Ein Diener des einzig wahren Gottes. Ich diene jener Macht, die größer ist als all deine schwächlichen Götter zusammen!
    »Wovon sprichst du?, fragte Dergeron verwirrt. »Mächtiger als die Götter?«
    Aurelion, der Verfluchte, der Göttervater. Schöpfer der Aureliten. Ihm diene ich. Nur er kann dir die Macht verleihen, den Engelssohn zu besiegen.
    Dergeron starrte ins Feuer, während die Gedanken in seinem Kopf rasten. Legenden aus seiner Kindheit wurden plötzlich zur Realität. Ammenmärchen, die man schlimmen Kindern erzählte, um sie das Fürchten zu lehren. Aurelion, der Göttervater, war nicht mehr als eine Geschichte, ein böser Traum. Konnte es ihn tatsächlich geben? Allmählich gewann er die Fassung zurück. Einen Moment glaubte er, die Stimme erneut lachen, ihn verspotten zu hören.
    Nun weißt du, wer ich bin, Dergeron!
    Das Amulett unter seinem Hemd begann, hellrot zu leuchten – nein, es glühte vor Hitze! Dergeron riss sich das Hemd vom Leib und betrachtete das Schmuckstück auf seiner Brust.
    Das schwarze Metall blieb von der Hitze unberührt und kühl, doch der tropfenförmige Anhänger aus Obsidian schien von innen heraus zu verglühen. Der Gestank von verkohltem Fleisch drang ihm in die Nase und er begriff, dass es sein eigenes war.
    Das Amulett vertiefte das Brandzeichen auf seiner Brust.
    Dergeron kämpfte gegen die Schmerzen an und biss die Zähne zusammen. Er unterdrückte einen Schrei und verdrehte stattdessen nur

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