Das Amulett
sichtlich, ihn nicht weiter zu verärgern. Auch dies machte Dergeron stutzig. Vor wenigen Tagen hatte der Dämon keine Gelegenheit verstreichen lassen, Dergeron Unzulänglichkeiten aufzuzeigen, ihm ständig Tharadors Kraft vor Augen zu führen.
»Du treibst noch immer deine Spielchen mit mir, Aurelit«, sagte Dergeron mit beherrschter Stimme, doch dem Dämon, der seine Gedanken las, entging sein Zorn nicht.
Bald wirst du Tharador erneut gegenübertreten, und das nächste Mal wirst du siegreich sein!
»Er kümmert mich nicht«, log Dergeron.
Weshalb hast du Tizir dann nach Berenth geschickt? Behaupte nicht, es würde dich nicht kümmern. Du willst wissen, ob Tharador noch dort ist. Du sehnst dich nach einem Kampf mit ihm. Weshalb? Pharg‘inyons Frage traf den Krieger unvorbereitet und ließ ihm keine Zeit, eine Ausrede zu ersinnen.
Somit kam Dergerons Antwort aus seinem tiefsten Inneren, als er sagte: »Um endlich zu sehen, wer der Bessere von uns ist.«
Das wirst du schon bald herausfinden.
Kein Ende in Sicht
Faeron zog sich von den anderen zurück, um im magischen Wald des Ewigen zu meditieren. Der Elf hatte eine Form des Einklangs mit der Natur erreicht, von der er nie zu träumen gewagt hätte. Er fühlte die Kraft jedes lebenden Wesens um ihn herum. Konzentrierte er sich ein wenig mehr, konnte er ihre Herzen schlagen – ja, sogar das Gras wachsen – hören. Hier inmitten der Stille fand Faeron seinen inneren Frieden.
»Ich danke Euch für dieses Geschenk«, sagte er leise und wusste, der Ewige würde ihn hören.
»Es ist kein Geschenk von mir«, gestand der Gott. »Magra gebührt dein Dank, Faeron Tel‘imar.«
»Weshalb habt Ihr Ul‘goth gerettet?«, fragte Faeron.
»Er erinnerte mich an etwas«, sagte der Ewige leise. »Einen Schwur, den ich vor langer Zeit nicht eingehalten habe. Nun ist diese Schuld beglichen.«
»Denkt Ihr, unsere Handlungen sind Llyraxis verborgen geblieben?«, fragte der Elf besorgt.
»Bestimmt nicht. Selbst Aurelion wird in seinem fauligen Gefängnis die Ankunft des Paladins gespürt haben.«
»Uns stehen schlimme Zeiten bevor«, meinte Faeron mit einem traurigen Seufzen.
Der Ewige lächelte aufmunternd. »Llyraxis leckt noch immer seine Wunden.« Seine Stimme verfinsterte sich: »Nein, er ist es nicht, den wir fürchten müssen. Ich spüre Aurelions Macht, die ihre Klauen nach Kanduras ausstreckt.«
»Der Dämonenmeister?«, fragte Faeron entsetzt und spielte damit auf den neuen Namen des Göttervaters an. Aurelion hatte ihn sich selbst gegeben, kurz nachdem er seine neuen Kinder, die Aureliten, erschaffen hatte.
»Schwere Prüfungen erwarten euch, insbesondere den Paladin.«
»Tharador fasst gerade erst Vertrauen zu sich selbst und seinen Kräften«, sagte Faeron ernst. »Er braucht mehr Zeit!«
Der Ewige schüttelte energisch den Kopf: »Zeit ist etwas, das wir nicht haben. Ihr dürft nicht zaudern.«
»Tharador könnte daran zerbrechen!«, begehrte Faeron auf.
»Er ist der Einzige, der dazu in der Lage ist«, widersprach der Ewige. »Wenn er scheitert, versinkt Kanduras im Chaos der Dämonen.« Als der Hüter der Quelle bemerkte, wie sehr seine Worte den Elfen getroffen hatten, fügte er hinzu: »Noch ist nichts verloren. Die Zeichen standen schon schlimmer gegen uns alle.«
Faeron fühlte sich plötzlich schuldig, Tharador in ein solches Abenteuer gedrängt zu haben. Dennoch konnte er die Wahrheit nicht abstreiten. Gordan hatte dunkle Zeiten vorhergesehen, und der Paladin verkörperte ihre einzige Hoffnung. Der Ewige zog sich in die Wälder zurück und ließ ihn allein. Kurz darauf tauchte Tharador auf.
»Ul‘goth geht es immer besser. Er wird vielleicht schon morgen wieder geheilt sein.«
»Das ist eine sehr gute Nachricht«, sagte Faeron freudig. »Aber es überrascht mich nicht. Er ist stark, und du bist es auch. Deine Kraft hat ihn gerettet.«
Tharador blickte zu Boden und stieß unter einem kurzen Schnauben hervor: »Meine Kraft.«
Faeron fuhr ungerührt fort: »Ich hatte dir bereits prophezeit, dass du ein sehr mächtiger Mann werden würdest. Letzte Nacht hast du es uns alle spüren lassen.« Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: »Und die Goblins.«
»Und wieder im Zorn«, sagte Tharador leise. »Die Kraft erwächst aus meinem Zorn.«
»Woher sie kommt, ist unwichtig«, belehrte ihn Faeron. »Wofür du sie einsetzt, ist entscheidend.«
»Ich konnte es diesmal fühlen.«
»Was fühlen?«, fragte Faeron und zog die Brauen etwas
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