Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
Vom Netzwerk:
ungepflegten Bart auffordernd an.
    »Man nennt mich Kordal«, stellte der Fremde sich vor. Dann zeigte er auf einen entstellten Mann. »Und das ist Lantuk.« Tharador betrachtete die vernarbte Gesichtshälfte kurz, dann wandte er den Blick wieder dem Sprecher zu. »Wir kommen aus Ma‘vol«, fuhr Kordal fort. »Die Goblins haben die Stadt belagert und Krieg gegen uns geführt. Sie haben uns fast vernichtet.«
    »Du sagst es, Mensch, fast«, fiel ihm Khalldeg ins Wort.
    Kordal ignorierte den Einwurf des Zwerges und blickte Tharador fest in die Augen. »Und nun erfahren wir, dass dieser Ork hier Schuld an dem Krieg war. Wir verlangen Gerechtigkeit.«
    Tharador runzelte die Stirn. Nach einer langen Pause sagte er: »Der Krieg ist vorbei.«
    »Unzählige sind gestorben, während dieser Mörder noch lebt!«, mischte sich Lantuk ein. Er schien weitaus aufbrausender als Kordal.
    Der Paladin spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. So sehr er ihre Beweggründe verstehen konnte, blinde Wut würde nichts bewirken. Ul‘goth hatte Crezik getötet und versucht, seinen Fehler auszumerzen. Ein Versuch, der ihn um ein Haar das Leben gekostet hätte.
    Die unverhofften Worte des Orks überraschten ihn. »Ich werde mich euch ergeben, Männer aus Ma‘vol«, sprach der Hüne mit schwacher Stimme.
    Lantuk hob augenblicklich den Speer an, als wolle er den Ork an Ort und Stelle töten.
    »Nein«, brüllte Tharador, sprang nach vorn und stellte sich schützend zwischen Ul‘goth und die mordlüsternen Fremden. »Durch diesen Krieg sind viel zu viele gestorben. Rache macht niemanden lebendig. Für Ma‘vol wird sich nichts ändern, wenn ihr Ul‘goth tötet!«
    »O doch!«, entgegnete Lantuk. »So stellen wir sicher, dass er nie wieder solches Leid über unser Volk bringen wird.«
    Tharador legte die Hand an den Griff seines Schwertes und blickte dem Mann aus dem Süden fest in die Augen. »Ich werde das nicht zulassen«, sagte der Paladin in einem Tonfall, der keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit ließ. »Dieser Krieg war ein Albtraum für uns alle, aber er ist vorbei.«
    »Und wir sollen alles Geschehene einfach vergessen?«, fragte Kordal.
    »Nein«, erwiderte der Paladin. »Aber wir müssen gemeinsam für eine bessere Zukunft kämpfen, nicht gegeneinander.«
    »Weise Worte für einen Mann deines Alters, Paladin«, erklang die Ehrfurcht gebietende Stimme des Ewigen. Der Gott schritt majestätisch auf sie zu und hinterließ dabei tiefe Fußabdrücke. Auf seinen muskulösen Schultern hockten acht Raben. »Und du hast Recht. Es wurde genug gekämpft. Ich habe euch alle gerufen, euch durch meine Boten oder auf verschlungenen Pfaden hierher geführt, weil ich eure Hilfe brauchte. Ich stehe tief in eurer Schuld.«
    »Kommt mit uns nach Surdan und überzeugt euch selbst davon, dass der Krieg vorüber ist«, lud Tharador die Krieger aus Ma‘vol ein.
    Kordal blickte zögerlich von Lantuk zu dem anderen Mann – einem Hünen, der es an Größe und Stärke fast mit Ul‘goth aufnehmen konnte. Als beide verhalten nickten, willigte er in den Vorschlag ein.
    »Dann können wir ja endlich dieses verfluchte Buch zerstören gehen«, brummte Khalldeg.
    »Welches Buch?«, fragte der Ewige.
    »Das Buch Karand «, antwortete Tharador.
    Die Miene des Kanduri verfinsterte sich. »Davon wusste ich nichts«, sagte er.
    »Was könnt Ihr uns darüber erzählen?«, fragte Faeron.
    »Was wisst ihr bereits darüber?«
    »Es war das Zauberbuch des Magiers, der sich selbst Karandras nannte. Und er wollte damit zu einem Gott werden«, fasste Khalldeg kurz zusammen.
    »Also wisst ihr so gut wie nichts.« Der Ewige seufzte tief und fuhr fort. »Das Buch ist einer der Gründe, weshalb meine Brüder diese Quelle erschufen und mich zu ihrem Wächter ernannten. Damals, als Aurelion Llyraxis erschuf, begann der untote Gott, alle gefallenen Wesen zu sich zu rufen und ihre Körper zu widernatürlichem Leben zu erwecken. Wir Kanduri schufen die Quelle der Reinheit, um die Seelen der Verstorbenen zu bewahren, und verbrannten die Körper der Toten, damit sie für Llyraxis unerreichbar wurden.« Gedankenverloren schaute er auf das spiegelglatte Wasser des Sees. »Karandras fand einen Weg, uns dennoch zu schaden. Körper waren ihm einerlei; er wollte das einzig Kostbare – die Seele. Das Buch ist nicht mit Zauberformeln gefüllt. Es enthält die ungezählten Seelen der Opfer des Hexers. Durch die Kraft der Seelen wurde er immer stärker.«
    »Aber Gordan sagte, die Fähigkeit

Weitere Kostenlose Bücher