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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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»Sitz fein« vor dem Fernseher bedeutet nicht auch automatisch »Sitz fein« beim Tierarzt. Gehen Sie davon aus, dass Ihr Hund in neuen Umgebungen Hilfestellung braucht und gestehen Sie ihm das Gleiche zu, was auch Sie brauchen – Zeit, um sich an neue Gegebenheiten anzupassen und eine Fertigkeit in dem Kontext zu üben, in der Sie sie später brauchen. Ihr Hund wird Ihnen dafür dankbar sein, das verspreche ich Ihnen.
    Vielleicht ist eins der besten Dinge, die Sie für Ihren Hund tun können, zu verstehen, dass jeder Hund genau wie jeder Mensch eine einzigartige Natur und ein Reihe von Merkmalen hat, die er mit anderen teilt und dass dieses Fundament der »Persönlichkeit« in jeder Sekunde von inneren und äußeren Faktoren beeinflusst wird, die den ganzen Tag lang auf ihn einströmen. Jeder Hund ist in der Tat etwas Besonderes und verdient einen Menschen, der ihm erlaubt, so zu sein wie er ist – sei es lieb und schüchtern oder kühn und keck. Es wäre nicht fair, von ihm zu erwarten, perfekt zu sein – auch wenn einige Hunde (und Menschen) dem näher kommen als andere.

    Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass Luke perfekt wäre, das ist er nicht. In seiner Jugend war er zu draufgängerisch mit den Schafen und es mangelte ihm an der Finesse, die er erst durch Erfahrung und mit wachsender Reife gewonnen hat. Er war bekannt dafür, mit den Schafen die Geduld zu verlieren, wie einmal, als wir bei einer großen Hütehundprüfung in Führung lagen. Wir waren mit dem besten Run unseres Lebens so gut wie fertig und hatten alle Schafe bis auf eins im Gatter. Wenn wir sie innerhalb der nächsten zwei Minuten alle hineinbringen und ich das Tor zumachen konnte, hätten wir gewonnen. Mein Herz schlug so laut, dass ich es hörte, aber die Zuschauer waren in Erwartung dessen, was als Nächstes passieren würde, mucksmäuschenstill. Viermal hintereinander sprang das störrische Schaf immer gerade dann vom Gatter weg, wenn es gerade hineinzugehen schien. Die Menge stöhnte jedes Mal, wenn es wegsprang und mein erhitzter, müder Hund es zum offenen Gattertor zurücktrieb, in mitgefühlter Enttäuschung. Wieder sprang es weg, aber dieses Mal legte Luke die Ohren an und biss es. Es war kein angemessenes leichtes Packen, um es zurückzutreiben, sondern ein irritierter Biss in sein Hinterbein. Es fasste einmal zu und ließ sofort wieder los, aber es hatte ganz klar die Dummheit des Schafes satt. Jeder, der schon einmal ernsthaft mit einem Hund an Schafen gearbeitet hat, weiß, dass Luke einfach frustriert war. Der Richter wusste das und sagte netterweise »Danke«, was bei Hütehundprüfungen übersetzt so viel heißt wie: »Bitte verlassen Sie jetzt das Prüfungsgelände, Sie und Ihr Hund sind disqualifiziert.«
    Ich hätte wütend auf Luke sein können, denn wenn ihm nicht der Geduldsfaden gerissen wäre, hätten wir die Prüfung gewinnen können. Aber jeder Schafhalter kann verstehen, was in ihm vorging: Seine eigene Geduld wurde oft genug strapaziert, wenn er versuchte, in sommerlicher Hitze oder winterlicher Kälte Schafe zu bewegen – wenn die Zeit knapp wurde, um sie nun endlich aus dem Kleefeld hinauszubringen, weil sie sonst an Blähung sterben würden oder weg von dem Widder, der gerade über den Zaun gesprungen war. Aber man muss nicht Schafe haben, um zu verstehen, dass man die Nerven verlieren kann. Luke ist gut, nobel und tapfer, aber manchmal kann er mit Schafen die Geduld verlieren. Auch ich würde gerne gut, nobel und tapfer sein, aber das kann ich nicht von mir behaupten. Auch ich kann manchmal die Nerven verlieren. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum Luke und ich uns so gut verstehen.

10
L IEBE UND V ERLUST

    Wenn Ihr Hund ein neues Zuhause braucht und Sie jemand, der Sie in den Arm nimmt
    Katherine saß zusammengesunken in meinem Büro und weinte, als wolle ihr das Herz brechen. Man konnte ihren Schmerz im Raum fühlen und bald rannen auch mir die Tränen übers Gesicht. Ihre sanft blickende Deutsche Schäferhündin Tasha leckte ihr das Gesicht, während wir darüber sprachen, wie schwierig es bei manchen Hündinnen sein kann, sie vom ständigen gegenseitigen Bekriegen abzubringen. Ihre beiden Hündinnen Tasha und Cinqa waren beide zu Menschen sanft wie Lämmchen, hassten sich aber gegenseitig seit Jahren. Ihre Kämpfe waren inzwischen lebensbedrohlich geworden. Beim letzten Kampf brauchte die Familie zehn von Horror erfüllte Minuten, um ihn zu beenden, nachdem ihr dritter Hund, ein

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