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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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Überraschung für mich, wie sehr Menschen ihre Hunde lieben. Ich bin in einer Familie von Hundenarren aufgewachsen und wurde von einer Mutter großgezogen, die bis heute Hunde fast so sehr liebt wie das Leben selbst. Also war ich nicht überrascht davon, wie tief die Liebe zwischen Mensch und Hund sein konnte. Wenn die Menschen ihre Hunde nicht so sehr lieben würden, würden sie schließlich auch nicht zu mir kommen, um Rat bei Verhaltensproblemen zu suchen. Aber selbst nach vierzehn Jahren bin ich manchmal noch von dem blanken Schmerz überwältigt, den meine Kunden fühlen, wenn sie sich entschließen, ihren Hund wegzuschicken.
    Ich kann den Kummer nicht wegnehmen, der kommt, wenn Kunden sich von einem lieben Freund verabschieden. Aber ich kann etwas sagen, dass vielen Menschen in dieser Situation geholfen hat: Es ist kein Verrat, Ihren Hund in ein neues Zuhause zu bringen, in dem er sicher und glücklich ist. Und doch habe ich Besitzer um Besitzer gesehen, wie sie vor Abgabe des Hundes traurig waren und deren untragbare Schmerzen aus dem Gefühl erwuchsen, das tiefe Vertrauen ihres Hundes verraten zu haben. Aber ich glaube nicht, dass Hunde es so interpretieren.
    Lukes Tochter Lassie ist ein gutes Beispiel dafür. Sie wurde vom Besitzer ihrer Mutter an eine allein lebende Frau mit drei Kindern in Milwaukee verkauft. Es war für einen Border Collie der ideale Platz, um sich zum Schlechten zu entwickeln. Kluge, energiegeladene und unterbeschäftigte Hunde finden immer etwas zu tun – meistens nicht das, was man sich vorstellt. Ihrer Natur getreu trieb Lassie ihre Besitzer in den Wahnsinn, indem sie Löcher grub, pausenlos bellte und die Spielsachen der Kinder recycelte. Wie die meisten Border Collies war sie ein unmöglicher Hund für eine beschäftigte Familie mit kleinen Kindern. Der Züchter stimmte zu, sie zurückzunehmen und ich stimmte zu, Lassie in Pension zu nehmen, solange der Züchter noch in Flitterwochen war. Wenn er zurückkam, wollten wir gemeinsam nach einem Zuhause suchen, in dem Lassie die geistige und körperliche Beschäftigung bekam, die sie brauchte.
    Lassie kam um elf Uhr abends auf den Hof, zu spät, um noch viel zu tun, also band ich sie mit der Leine ans Bett neben mich und ließ die ganze Nacht lang meine Hand auf ihrem weichen Rücken liegen. Am Morgen brachte ich sie zusammen mit den anderen Hunden nach draußen. Pip hörte ein Kaninchen auf dem Hügel hinter dem Haus und das ganze Rudel stürzte los wie ein Haufen Dominosteine in einem Comic – schwarz und weiß wirbelte es durch das Gold eines Herbstes in Wisconsin. Ich weiß nicht, wieso ich auf die Idee kam, Lassie beim Namen zu rufen: Ein Test, nehme ich an, aber wie hoch konnte schon die Wahrscheinlichkeit sein, dass ein Hund, den man kaum erst kannte, mitten in vollem Jagdfieber innehielt? Sie drehte sich mitten in der Luft um. Ich erinnere mich an ein schwarz-weißes U, das einen Moment lang in der Luft hing, bevor sie auf den Boden aufkam und zu mir rannte. Sie bremste knapp vor dem Zusammenstoß mit meinen Beinen, wirbelte in einem weiteren Luftsprung an meine Seite und schaute grinsend zu mir hoch.
    An diesem ersten Morgen schien sie ein wenig ruhelos. Sie legte sich hin, stand wieder auf, trottete zum Fenster und suchte draußen nach Ichweißnichtwas, um dann wiederzukommen und sich an meiner Seite hinzulegen. Keine Frage, sie fühlte sich ein bisschen unwohl. Aber dies hier war kein Hund mit extremem Kummer. Sie tobte herum, spielte und leckte mein Gesicht. Sie fraß gierig, verliebte sich auf hündische Art und Weise in ihren Vater und machte beim Schafehüten mit, als habe sie in ihrem kurzen bisherigen Leben noch nie etwas anderes getan. Am Ende des ersten Tages hatte ich das Gefühl, sie sei »mein Hund«. Ich mochte sie so sehr, dass ich den Züchter noch am gleichen Nachmittag anrief und fragte, ob ich sie behalten könne. Auch Lassie schien mich zu mögen und benahm sich schon ein paar Stunden nach ihrer Ankunft so, als sei ich »ihr Mensch«. Am dritten Tag hätte niemand mehr vermutet, dass sie nicht schon ihr ganzes Leben lang bei mir gewesen wäre. Lassie liebt mich heute wirklich, da bin ich mir sicher. Genauso sicher bin ich mir, dass sie, sollte mir etwas zustoßen, nicht weniger glücklich bei jemandem wäre, der klar mit ihr kommuniziert, ihr abends den Bauch reibt und Schafe zum Hüten für sie hat.
    Ich behaupte nicht, dass es in Ordnung ist, Hunde wie ausgelesene Taschenbücher weiterzureichen. Was ich

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