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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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Neufundländer, sich eingemischt hatte. Was wir bei einem solchen Kampf tun sollen, ist kein kleines Problem für uns: Wo packen wir an? Wie kann man verhindern, selbst verletzt zu werden? Versuchen Sie einmal drei große, miteinander kämpfende Hunde auseinander zu bringen, wenn zwei von ihnen die feste Absicht haben, sich gegenseitig umzubringen.
    Im letzten Kampf war Tasha ernsthaft verletzt worden, genau wie Katherine. Katherine hatte schon seit über einem Jahr versucht, das Problem zu lösen, aber ohne Erfolg. Manchmal kann man den Zank zwischen zwei Hündinnen im gleichen Haushalt unterbinden, aber in der Wildnis hätte entweder eine die andere getötet oder eine wäre in ein neues Revier abgewandert. Es war Zeit, einen der Hunde in ein neues Zuhause zu bringen, aber der Gedanke, ihre Familie zu zerstören, war für Katherine unerträglich. Sie liebte sie beide, aber sie konnte auch nicht mit dem Wissen leben, dass der nächste Kampf, dann möglicherweise ein tödlicher, nur kurz bevorstand.
    Tasha ging letzten Endes in ein neues Zuhause und Cinqa blieb bei Katherine. Wie die meisten psychologisch gesunden Hunde, die in ein gutes Zuhause kommen, fügte Tasha sich leicht von einem Rudel ins andere ein. Am ersten Tag in ihrer neuen Familie war sie ein bisschen ruhelos, aber sie spielte Ball, genoss Bauchmassagen und fraß ihr Abendessen wie gewöhnlich. Katherine, der menschliche Teil dieser gemischten Mensch-Hund-Familie, trauerte unendlich um Tashas Verlust. Sie brauchte Tage, bis sie wieder normal essen konnte. Sie heulte wochenlang immer wieder. Sie ist eine ganz normale, problemlose Frau, aber Tasha in ein neues Zuhause zu schicken, fühlte sich für sie an, als würde sie ihr eigenes Kind verraten. Es ist jetzt zwei Jahre her, seit Tasha umgezogen ist. Es geht ihr offensichtlich gut und sie gedeiht in der Liebe ihrer neuen Familie. Katherine weiß, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Tasha ist glücklich in ihrem neuen Zuhause, Katherines übrige Hunde kommen gut miteinander aus und alle genießen den Frieden, den eine richtige Entscheidung mit sich bringt. Und obwohl sie weiß, dass sie richtig entschieden hat, erlebt Katherine noch Jahre später Momente, wenn der Schmerz zurückkommt und sie an den Tag denkt, an dem ihr Hund so leicht in ein neues Rudel ging und sie sich fühlte, als sei ihr eigenes kaputt gegangen.
    N IEMAND HAT GRÖSSERE L IEBE
    Zu den schlimmsten Fällen, mit denen ich zu tun habe, gehören liebende, verantwortungsbewusste Hundebesitzer, die keine andere Wahl haben, als ein neues Zuhause für ihren Hund zu suchen. Eines Nachmittags saß ich in meinem Büro und hörte einem Feuerwehrmann zu. Er schluchzte, weil sein Hund seinen Sohn gebissen hatte und es klar schien, dass er und seine Frau keine andere Wahl hatten, als den Hund abzugeben. Da saß dieser große, tapfere Mann, jemand, der in brennende Häuser rennt, wenn alle anderen panisch fliehen und weinte zum Herzzerreißen. Sein kleiner schwarzer Hund leckte ihm die Tränen vom Gesicht. Als sie gegangen waren, schloss ich langsam die Bürotür hinter ihnen, legte meinen Kopf auf den Schreibtisch und heulte wie ein Baby. Ich hätte alles dafür gegeben, um ihnen die Mittel zur Lösung ihres Problems zu geben, aber es gab keine. Der Hund hatte die schlechtest denkbare Persönlichkeit für das Zusammensein mit kleinen Kindern. Er war nervös, hyperreaktiv und schnell dabei, seine Zähne einzusetzen. Er hatte furchtbare Angst vor jedem menschlichen Wesen unter zwölf Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr sechsjähriger Sohn schlimm verletzt werden würde, war extrem hoch. Alles, was ich tun konnte, war ihnen geradeheraus zu sagen: dass viele Verhaltensprobleme erfolgreich unter Kontrolle gebracht und manchmal auch wirklich behoben werden können, aber das »Möchte-Gern-Alphahunde« ohne Beißhemmung (das Kind hatte Wunden, die mit über hundert Stichen genäht worden waren) nicht zu der Art von Hunden gehören, die man in einer Familie mit kleinen Kindern »heilen« kann.
    Als ich mit meiner Arbeit als Tierverhaltenstherapeutin begann, hatte man mich gewarnt, dass ich es in den meisten Fällen mit ernsthafter Aggression zu tun haben würde. Ich war darauf vorbereitet, es mit Knurren und Beißen und einem Job zu tun zu haben, der auch einige Verletzungsrisiken für mich selbst barg. Nicht vorbereitet war ich auf den emotionalen Schmerz, Menschen bei Entscheidungen zu begleiten, die ihnen das Herz brechen. Es war keine

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