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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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krank war. Am nächsten Dienstag war sie tot. Obwohl sie ein zierlicher, kleiner Border Collie war, war sie doch unglaublich zäh und ich hatte immer geglaubt, dass sie mindestens sechzehn werden würde. Aber dann begann sie im Alter von zwölfeinhalb Jahren plötzlich Gewicht zu verlieren und schlecht zu fressen. Ich dachte, dass sie vielleicht Probleme mit einem Zahn hätte. Mein Tierarzt vermutete von Anfang an etwas Ernstes, gönnte mir aber noch ein paar Stunden Ahnungslosigkeit. »Lassen Sie uns röntgen, um sicherzugehen,« sagte er. »Möchten Sie nicht einfach in ein paar Stunden wiederkommen?« Als ich wiederkam, um sie abzuholen, kreisten meine Gedanken um die Sorgen meiner Kunden und die morgige Vorlesung an der Universität. Dr. Johns Gesicht schreckte mich wach. Es hatte diesen stillen Ausdruck, den man bei einem freundlichen Menschen sieht, wenn er überlegt, wie er Ihnen etwas Schmerzhaftes sagen soll. Sie hatte blutende Sarkome, einen versteckten Krebs, der ihre Leber in einen Schweizer Käse verwandelt und ihren Körper mit blutigen Tumoren gefüllt hatte.
    Am nächsten Tag sagte der Internist an der Tierärztlichen Hochschule von Wisconsin, dass Misty noch ein paar Wochen lang überleben oder auch innerhalb der nächsten fünf Minuten sterben könne. Sie begann an diesem Wochenende innerlich zu verbluten, die Blutungen konnten nicht aufgehalten werden. Ich verbrachte das Wochenende damit, ihr den Bauch zu streicheln, Hühnchen zu füttern und bittere Tränen zu weinen. Langsam füllte sich ihr Bauch immer mehr mit Blut, und am Dienstagmorgen sah ich, dass sie nicht mehr ruhig liegen konnte. Sie änderte dauernd ihre Position und versuchte, in der Mitte des Esszimmers Ruhe zu finden, wo sie während der ganzen zwölfeinhalb Jahre ihres Lebens noch nie gelegen hatte. Dr. John kam am gleichen Abend noch ins Haus und Misty starb, während ich sie festhielt und weinte.
    Ich ließ ihren Körper in der Mitte des Esszimmers, wo wir sie eingeschläfert hatten, liegen. Ihre Enkelin Pip war der erste Hund, der zu ihr hinging. Pip war der einzige Hund, den Misty wirklich gemocht hatte. Misty liebte Menschen, aber andere Hunde waren für sie der Fluch ihrer Existenz. Pips Unterwürfigkeit war Balsam für Misty, die ultimative »Möchte-Gern-Alphahündin«. Obwohl sie unsicher war und Angst hatte, verletzt zu werden, wollte Misty trotzdem gerne die Farm regieren und koexistierte nur deshalb neben den beiden anderen Hündinnen, weil sie keine andere Wahl hatte. Lassie und Tulip sind nicht so unterwürfig wie Pip und hatten nicht die Absicht, Misty Honig ums Maul zu schmieren. Ich war mir der Spannung bewusst, belohnte höfliches Verhalten und achtete immer auf mögliche Anzeichen für Schwierigkeiten. Alle paar Monate bedachte Misty Lassie oder Tulip mit einem laserscharfen Blick, auf den ich sofort zu reagieren gelernt hatte. Misty fand sich die nächste Stunde lang im »Platz und Bleib« wieder und ich musste die Hausregeln für die nächsten paar Wochen noch einmal straffen.
    Pip umkreiste lange Zeit Mistys Körper, wobei sie immer etwa zwanzig Zentimeter Abstand hielt und nie direkt daran schnüffelte. Nachdem sie wieder und wieder den toten Körper umschritten hatte, legte Pip sich schließlich mit einem lauten Seufzer an seine Seite, das Gesicht regungslos. Sie blieb über eine Stunde lang so liegen. Lassie, die einen stärkeren Gesichtsausdruck hat als manche Menschen, sah erschreckt aus. Sie versteckte sich hinter meinen Beinen und spähte ab und zu um meine Knie herum hervor in Richtung Misty, um dann sofort wieder den Kopf wegzudrehen – bis die Neugier über sie siegte und sie wieder hingucken musste. Sie blieb weiter von Misty weg, als sie es zu deren Lebzeiten getan hatte. Ich hatte keine Ahnung, was in ihrem Kopf vorging, aber sie sah verängstigt aus. Lassie benahm sich wie ein Hund, der nicht verstand, was Misty da tat. Eine in ihren Handlungen berechenbare Misty war ja schon schlimm genug, aber eine unberechenbare Misty war schlichtweg der Horror. Luke dagegen nahm Mists Anwesenheit visuell gar nicht zur Kenntnis. Er schaute nicht in ihre Richtung und ging nicht hin, um sie zu beschnüffeln, ging ihr aber auch nicht aus dem Weg. Sie schien für ihn einfach nicht da zu sein. Er suchte nach seinen Spielsachen, setzte sich neben mich, übte sein nobles Collieaussehen und wartete auf weitere Beschäftigung.
    Misty lag die ganze Nacht lang »aufgebahrt«. Dreimal in dieser Nacht schlich ich die

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