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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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direkt in die Augen zu sehen. Genauso begrüßt Letterman Julia Roberts und genauso begrüßen wir alle Menschen, die wir wirklich mögen. In der Gesellschaft der Hunde wäre das eine Szene aus einem Horror-Sciencefiction. Nur auf einen Hund zugehen und ihn beißen könnte noch gröber sein. Der erstaunlichste Aspekt an der Letterman-Geschichte ist, dass der Hund ihn nicht schon eher gebissen hat. Bevor Sie selbstzufrieden werden, denken Sie daran: Letterman benahm sich nur wie ein Mensch – wie auch sonst?
    Wenn Sie das nächste Mal einen Hund sehen, den Sie begrüßen möchten, bleiben Sie ein paar Schritte vor ihm stehen, stellen Sie sich eher neben als vor ihn und vermeiden Sie es, ihm direkt in die Augen zu sehen. Warten Sie, bis der Hund von alleine bis zu Ihnen gekommen ist. Tut er das nicht, möchte er nicht gestreichelt werden. Also streicheln Sie ihn auch nicht. Das ist wirklich nicht zu viel verlangt. Möchten Sie, dass jeder Fremde, der Sie auf der Straße trifft, Ihren Körper anfasst? Wenn der Hund sich Ihnen mit entspanntem statt mit angespanntem Körper nähert, lassen Sie ihn an Ihrer Hand schnüffeln und achten Sie dabei darauf, dass Sie Ihre Hand tief halten, eher unter- als oberhalb seines Kopfes. Streicheln Sie unbekannte Hunde immer an den Wangen oder unter dem Kinn. Fassen Sie nicht über ihren Kopf, um sie zu streicheln. Was würden Sie denken, wenn ein Ihnen unbekanntes Wesen von der Größe eines King-Kong auf Sie zuwalzt und mit seiner riesigen Pranke von hinten-oben nach Ihrem Kopf langt?
    Und das Umarmen? Ach, das Umarmen, auch ich bin nur menschlich, und Tatsache ist, dass auch ich manchmal nicht widerstehen kann und meine Arme um Cool Hand Luke oder die ponygroße Pyrenäenberghündin Tulip lege, um mich selbst zu verwöhnen. Meine Hunde dulden es, weil wir uns kennen, weil sie gewillt sind, allen möglichen Blödsinn zu ertragen, nur um meine Aufmerksamkeit zu erlangen, weil ich es nicht tue, wenn sie aufgeregt sind, weil sie gelernt haben, es mit angenehmen Dingen wie beispielsweise Massiertwerden in Verbindung zu bringen und weil sie Menschen gegenüber relativ unterwürfig sind und vermutlich denken, dass sie eh keine andere Wahl haben. Außerdem wissen sie, wer an das Fleisch im Kühlschrank kommen kann.

    Kein Zweifel, der Mastiff auf der Bühne hätte mich beißen können, wenn er gewollt hätte. Hunde haben schnellere Reaktionszeiten als Menschen. Obwohl ich zurücksprang, bin ich sicher, er hätte mich erwischen können, noch lange bevor mein Hirn meinem Körper Flucht befohlen hatte. Zu meinem Glück wollte er mich aber einfach nur aus seinem Raum heraushaben und ich schaffte es, den Zwischenfall zu einem nützlichen Teil meines Seminars zu machen. Das Publikum und ich hatten eine große Diskussion über die Bedeutung visueller Signale. Ich blieb relativ nahe bei dem Mastiff (ich wollte nicht, dass er lernt wie man Menschen verscheucht, aber er hätte auch nichts lernen könne, wenn ich zu dicht bei ihm gewesen wäre) und schaffte es schließlich, dass er sich mit mir gleich an seiner Seite wieder wohl fühlte. Seine Besitzer lernten viel darüber, wie man mit einem großen Hund umgeht, der im Umgang mit Fremden gefährlich war.
    Als ich an diesem Abend ins Bett ging, war ich dankbar dafür, dass mein dummer Fehler zu nichts weiter geführt hatte, als dass ich mich wie ein Idiot fühlte. Manchmal denke ich, es ist Hauptaufgabe der Hunde, uns Menschen bescheiden zu halten. Jeder Hundetrainer wird Ihnen sagen können, dass Hunde darin richtig gut sind.

2
Ü BERSETZUNG Ä FFISCH- H ÜNDISCH

    Wie Ihr Körper »spricht« und wie Sie damit sagen, was Sie sagen wollen
    Meine Kundin Mary kam am ersten Schneetag dieses Winters nach Hause, gegen die Kälte warm in ihre neue Daunenjacke eingemummelt. Das für den späten November ungewöhnlich milde Wetter hatte schnell in einen Winterschneesturm umgeschlagen. Um sich vor dem Wind zu schützen, hatte sie die Kapuze ihres Parkas fest um ihren Kopf gezogen. Sie freute sich auf die freudige Begrüßung ihres Bernhardiners, der sie immer an der Tür erwartete und dabei ab den Schultern rückwärts mit dem ganzen Körper wedelte. Baron stand hinter der Tür und bellte erwartungsfroh, als Mary die Tür aufschloss. Aber sobald sie eintrat, trat ein Ausdruck von geschockter Überraschung auf Barons Gesicht. Er schaute sie einen Moment lang in stillem Schrecken und mit riesengroßen Augen an, bevor er zwei kurze »Wuffs« hervorbrachte, ins

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