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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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noch nie »Moment noch« gesagt, wenn jemand etwas von Ihnen wollte? Mit Sicherheit sagen unsere Hunde uns genau das die meiste Zeit. »Einen Moment noch. Ich rieche gerade ein Eichhörnchen!«. »Einen Moment noch. Ich rieche was zu Fressen. Ich bin gleich bei dir.« Gibt es irgendeinen Grund dafür, dass Ihr Hund in seinem Gehorsam von Natur aus besser sein sollte als Sie selbst?
    Ich kann Ihnen innerhalb eines kurzen Kapitels nichts raten, das Ihnen garantiert, dass Ihr Hund jedes Mal kommt, wenn Sie rufen. Ich habe bei meinen Hunden mit dem »Komm«-Üben angefangen, indem ich sie gerufen habe, wenn sie gerade nicht zu sehr durch etwas anderes abgelenkt waren. (Gute Lehrer helfen ihren Schülern immer, indem sie mit einem angemessenen Schwierigkeitsgrad beginnen). Ich rief mit einem klaren, konsequenten Signal wie »Tulip, hier!«, während ich gleichzeitig in die Hände klatschte, mich ein wenig wie zu einer Spielaufforderung nach vorne beugte, meinen Körper zur Seite drehte und mich vom Hund wegbewegte. In der Millisekunde, in der meine Pyrenäenberghündin Tulip begann, sich auf mich zuzubewegen, schmeichelte ich »Gutes Mädchen! Gutes Mädchen!« und lief noch schneller weg. Diese Aktion lockte sie in meine Richtung und belohnte sie gleichzeitig mit einer ihrer Lieblingsaktivitäten – einem Fangmich-Spiel. Hunde mögen Leckerchen und Streicheleinheiten lieben, aber sie lieben es auch, so richtig zu laufen, und das scheint eine wunderbare Belohnung fürs Kommen auf Zuruf zu sein. (Wenn Ihr Hund dabei zu aufgeregt wird, hören Sie zu rennen auf, bevor er Sie erreicht, drehen sich zu ihm hin, bücken sich wie zur Spielaufforderung und geben ihm ein Leckerchen).
    Tulip, die für ihr Leben gern Dinge jagt, lernte so, dass es ihr Lieblingsspiel gab, wenn sie auf mein Rufen hin ihr Tun unterbrach und zu mir kam. Ich warf auch öfter einen Ball oder ein Leckerchen hinter mich, wenn sie kam, um das Ganze noch verlockender zu machen. Dass wir dieses Spiel jahrelang gespielt hatten, zahlte sich aus, als Tulip dicht einem Fuchs auf den Fersen war, der aus einer Scheune herausgeschossen kam. Tulip stoppte ihre Jagd sofort, als ich »Nein!« schrie und kam auf mein »Hier!« angerannt. Ich bin immer noch geschwellt vor Stolz und Dankbarkeit. Tulip, die so groß ist wie ein kleines Schaf und rennen kann wie ein Reh, war in vollem Lauf gestreckt und nur noch einen halben Meter vom Fuchs entfernt – beide rasten zwischen den Bäumen den Hügel hinauf. Es ist ihr Job, den Hof vor nicht eingeladenen Kojoten und Füchsen zu schützen, aber da war ein Loch im Zaun und ich wollte nicht, dass sie das Grundstück verlässt. Einen Border Collie mitten in der Jagd zu stoppen ist eine Sache. Einen Pyrenäenberghund in seinem Job zu unterbrechen eine andere. Pyrenäenberghunde wie Tulip sind nicht wirklich die Gehorsamsstars auf Hundeplätzen: Sie wurden gezüchtet, um ihr Leben mit den Schafen zu verbringen und sie vor Raubtieren zu schützen, und sie sind berühmt für ihre Unabhängigkeit. In gewisser Weise sind sie die Anti-Border Collies. Border Collies, die gezüchtet wurden, um harmonisch mit dem Menschen zusammenzuarbeiten, verwandeln einfache »Sitz!«-Kommandos in eine Präzisionsübung. (»Sitz? OK; kann ich machen. Möchtest du, dass ich so sitze, ein bisschen weiter vor oder ein, vielleicht zwei Zentimeter weiter zurück? Ich könnte versuchen, auf meinem Schwanz zu balancieren, was hältst du davon?«) Pyrenäenberghunde dagegen werden die Erfüllung Ihrer Bitte in Erwägung ziehen, aber für sie bleibt es immer eine Bitte.
    Ich muss mit Tulip mindestens fünfmal am Tag »Komm« gespielt haben, als sie erwachsen war. Ich rief fröhlich, aber deutlich »Hier« und machte mein Verhalten für sie verlockend, indem ich mich umdrehte und von ihr weg bewegte, sie mit einem Nachlaufspiel belohnte und einen Ball oder ein Leckerchen warf, wenn sie mich einholte. Aber die Quintessenz bei ihr war, Vorteil daraus zu ziehen, dass ich mehr als einen Hund hatte. Ein paar Mal pro Woche rief ich alle Hunde und gab den ersten drei, die bei mir ankamen, ein Leckerchen. Da Tulip anfangs immer am weitesten weg war, wenn ich rief und am langsamsten reagierte, kam sie immer als vierte »ins Ziel«. »Och, so ein Pech, Tulip,« sagte ich, »Meine Leckerchen sind schon alle! schätze, du musst dich nächstens ein bisschen mehr beeilen.« Das tat sie – nicht, weil sie meine Worte verstand, sondern weil sie lernte, dass eine schnelle Reaktion

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