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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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nichts erreichte. In seiner Verzweiflung sagte er schließlich zu der Frau, die den ganzen Tag lang von guten Tonaufnahmen irgendwelcher Geräusche besessen gewesen war: »Treesha, bitte komm mit mir zum See. Ich kann so schöne Geräusche für dich machen.«
    Hoffen wir an dieser Stelle, dass die Geräusche, die Sie für Ihren Hund machen, auch schön sind, nämlich leicht zu erkennen, leicht zu verstehen und so, dass man mit Freude auf sie hört.

4
D AS U NIVERSUM DER G ERÜCHE

    Sie haben mehr mit Ihrem Hund gemeinsam als Sie denken
    Ayla ist eine kleine Katze, eine perfekte Katze, die jede Nacht weich und samtig auf meiner Brust schläft. Bis ich sie vor drei Jahren ins Haus holte, hatte sie in der Scheune gelebt, die Mäuse von den Kornvorräten weggehalten und in kalten Winternächten zusammengerollt auf dem Rücken meiner wolligen Schafe geschlafen. Eines Jahres im Frühling war der Schafscherer sehr überrascht, Filz anstelle Wolle auf dem Rücken eines Mutterschafes vorzufinden. Schafe wie die alte Martha verwandeln ihre Wolle normalerweise nicht in Filz, aber Wärme und Feuchtigkeit von Aylas schlummerndem Körper hatten eine kreisrunde Stelle in Marthas Wolle zu Filz verarbeitet. Es war wirklich idyllisch, an verschneiten Winterabenden nach Hause zu kommen und die Katze zusammengerollt auf dem Rücken des Lieblingsschafes vorzufinden, beide mit Schneeflocken verziert wie Tannenbäume vom Weihnachtsmarkt.
    Jetzt aber war Ayla seit drei Tagen verschwunden. Ich kam am dritten Tag ihrer Abwesenheit von einer Geschäftsreise nach Hause und durchkämmte den ganzen Hof nach ihr, ich rief und suchte überall. Als ich spät an diesem Abend die Scheune absuchte, hörte ich ein schwaches Miau – oder nicht? So leise, nur ein einziges Mal; es könnte Ayla gewesen sein, oder auch nur ein Vogel im Wald, der sich in sein gemütliches Nest kuschelte. Ich ging ins Haus zurück, um eine Taschenlampe zu holen und verbrachte eine weitere Stunde damit, in die unordentlichen Berge von Gerümpel zu spähen, die in den Scheunen Südwisconsins wie Algen wuchern. Nichts.
    Früh am nächsten Morgen suchte ich weiter. Diesmal war ich ziemlich sicher, dass es Ayla war, die ich rufen gehört hatte. Wieder miaute sie nur einmal, aber diesmal hörte ich es deutlich und wusste, dass sie in der Scheune war; und ich wusste, dass sie sterben würde, wenn ich sie nicht fand. Ich wusste auch, dass ich schon überall gesucht hatte und dass meine Chancen, sie in dieser alten Scheune zu finden, schlecht standen. Ich suchte noch ein paar Minuten lang weiter, bevor ich mich hinsetzte und heulte. Ich hatte schon stundenlang gesucht. Ich wusste, dass verletzte Katzen sich normalerweise in ein sicheres Versteck zurückziehen und dort bleiben. Sie miauen selten, selbst wenn ihre Besitzer sie rufen, weil in ihnen, wenn sie verletzt sind, der Wunsch zum Verstecken vorherrscht. Meine Aussichten, sie im Chaos meiner Scheune zu finden, waren gleich null. Es ist nicht nur ein einfacher Raum, diese Scheune. Es ist das Obergeschoss eines alten Milchkuhstalles mit endlosen Gängen, vierhundert Ballen Heu, mannshohen Stapeln von Zaunpfosten und Draht und schimmeligen Brettern zur Wandverkleidung. An diesem kalten, stillen Morgen war ich mir sicher, dass ich Ayla niemals finden könnte und dass mein süßes kleines Kätzchen irgendwo ein paar Meter von mir entfernt sterben würde.
    Aber Ayla und ich waren nicht allein in der Scheune. Meine Border Collie Hündin Pip war mit mir hereingekommen und schnüffelte wie immer zwischen Schweinemist und Fuchsspuren herum. Pip hat die Bücher über Border Collies nicht gelesen. Sie wedelt Schafe mit dem Schwanz an, so wie Schweinchen Babe ohne den geheimen Wahlspruch, und sie könnte auch dann ein stures Schaf nicht in Bewegung setzen, wenn ihr Leben davon abhinge. Pip ist wertlos als Hütehund, aber als Hund einer Hundeverhaltenstherapeutin ihr Gewicht in Gold wert. Sie hat mehr als hundert Hunde von ihrer angstbestimmten Aggression gegenüber anderen Hunden geheilt. Pip liebt Futter, Tennisbälle und andere Hunde, und zwar in dieser Reihenfolge. Gleich danach kommt für sie, ihre Nase einzusetzen und die Welt um sie herum wie eine Zeitung aus Gerüchen zu lesen.
    Ich erinnere mich, dass ich, während ich noch heulte, sagte »Oh Pippy, wo ist Ayla? Ich kann Ayla nicht finden.« Ich schüttete ihr mein Herz aus, wie so viele Hundebesitzer es tun, ohne jede Erwartung, dass sie sich an der Suche beteiligen würde. Ein paar

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