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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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und wiederholten Worten auf mich zurück.
    Denken Sie daran, wie Sie Ihre Stimme einsetzen, wenn Sie und Ihr Hund im Wartezimmer der Tierarztpraxis sitzen. Sich selbst die Beine in den Bauch stehen müssen, während Sie auf den Arzt warten, ist die eine Sache, aber im Tierarztwartezimmer herumzulungern ist für Hund und Besitzer nicht gerade entspannend. Ist der sechzig Kilo schwere Bernhardiner da drüben freundlich oder war das eben ein Knurren? Wird Chief sich gleich losreißen und die Katze jagen, die gerade hereingekommen ist? Jetzt haben Sie die Gelegenheit, einen langen, anhaltenden Ton zur Beruhigung Ihres Hundes zu äußern, so wie Tiertrainer auf der ganzen Welt es tun. Jetzt können Sie sagen »Guuuuuuuter Hund, Captain, guuuuuter Hund. Was für ein guuuuuuter Hund du bist.« Was sicher nicht hilft, sieht man leider häufig – leicht ängstliche Besitzer, die kurze, abgehackte Versionen von »Brav, brav, brav« wiederholen, während ihr Retriever mit weit aufgerissenen Augen an der Leine zerrt. Die Worte werden oft noch von genauso hektischen Streichelversuchen untermalt, die den Hund noch mehr aufregen. Wenn Sie Ihren Hund beruhigen möchten, sagen Sie »Ruuuuuuuhig« wie der Dressurreiter, den ich beim Training eines nervösen Pferdes aufzeichnete. Oder ahmen Sie das »Hoooooooooo, Junge« eines Jockeys nach, der sein Pferd vor dem Rennen beruhigt. Denken Sie an das »Steeeeeaaaaady« eines Schlittenhundeführers, wenn seine Hunde eine schwierige Wendung zu bewältigen haben. Genauso sprechen Eltern auf der ganzen Welt, wenn sie ihre Babys zu beruhigen versuchen. Aber es ist eben schwer, wenn Sie selbst aufgeregt sind. Es kann bewusste Anstrengung erfordern, beim Sprechen nicht die eigene Gefühlslage auszudrücken, sondern das in Klang umzusetzen, was Sie von Ihrem Hund erwarten. Einen Bonus gibt es aber: Das langgezogene, ruhige Sprechen kann auch zu Ihrer eigenen Beruhigung beitragen. Und vergessen Sie nicht zu atmen. Lange, tiefe Atemzüge verlangsamen alles, von Ihrer eigenen Sprechweise bis hin zur Reaktion Ihres Hundes.

    TONFALL
    Wir alle wissen intuitiv, dass der Tonfall beim Sprechen wichtig ist. Feldwebel geben ihre Kommandos nicht mit hoher Quietschstimme. Tiefe, harsche Töne mögen zwar Soldaten zur Aufmerksamkeit bringen, aber nicht ein verängstigtes Kleinkind beruhigen. Wir haben allen Grund anzunehmen, dass der Tonfall für Ihren Hund genauso wichtig ist. Hunde und Menschen (und viele andere Säugetiere) teilen sich das Verständnis von hohen und tiefen Tönen. Ein tiefer Tonfall bedeutet sowohl bei Wölfen als auch bei Primaten Autorität oder Selbstvertrauen. Wenn Sie das gleiche Signalwort einfach nur tiefer aussprechen als zuvor, kann das den Unterschied ausmachen, ob Ihr Hund gehorcht oder nicht. Mein Cool Hand Luke könnte kein besseres Beispiel dafür sein. Mehr als alles andere im Leben liebt er das Schafehüten. Wenn wir mit der Schafarbeit fertig sind, rufe ich zweimal seinen Namen, »Luke, Luke«, damit er von den Schafen wegkommt und mir aus der Scheune folgt. Seine Reaktion ist dabei so vorhersehbar, dass ich meinen Hof darauf verwetten könnte: Wenn ich seinen Namen im üblichen, relativ hohen Tonfall sage, ignoriert er mich komplett. Er dreht nicht einmal den Kopf. Zuckt mit keinem Ohr. Als ob gar nichts gewesen wäre. Wenn ich exakt die beiden gleichen Worte noch einmal sage, aber nicht lauter, sondern tiefer, dreht er sich auf der Stelle um und rennt an meine Seite. Das ist der Unterschied zwischen Fragen und Sagen.
    In der Zeit, als ich mich an Schafhütewettbewerben beteiligte, übte ich monatelang, »Lie down« in tiefem Tonfall zu sagen, nachdem ich gemerkt hatte, wie mein Tonfall jedes Mal nach oben stieg, wenn ich nervös wurde. Je schneller mein Hund lief, desto besorgter wurde ich und desto lauter und höher wurde meine Stimme. Generell sind die Stimmen von Frauen meist höher als die von Männern, so musste ich genau wie meine weiblichen Kunden eine ruhige, tiefe Stimme üben, um meinen Hund von etwas abzuhalten. Insbesondere scheint es so zu sein, dass die Stimmen von uns Frauen mit dem Lauterwerden auch gleichzeitig höher werden, während Männer besser darin sind, ihre Stimme tief zu halten und energisch zu sprechen. Ich weiß, dass ich nicht die einzige Frau bin, deren Stimme ausgerechnet dann zu hoch wird, wenn sie besonders viel Autorität beinhalten müsste. Andersherum müssen manche Männer eine höhere Stimmlage üben, um ihre Hunde zu loben oder zu

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