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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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Halsketten spielen können.
    Ich weiß nicht viel über die Rehabilitation von in reizarmer Umgebung aufgewachsenen Kindern, aber ich weiß, dass Hunde, die während ihrer ersten Lebensjahre in einem kahlen Zwinger oder an einer Kette gefangen waren, das Spielen mit Spielsachen manchmal lernen können. Es kann leicht ein oder zwei Jahre lang dauern, aber wenn man Hohlspielzeuge wie zum Beispiel Kongs verwendet und sie mit Futter füllt, können die Hunde zuerst lernen, dass Gegenstände interessant sind, weil sie Futter enthalten und schließlich auch, dass Gegenstände an sich interessant sind. (Das funktioniert auch bei manchen Hunden, die zwar einen wunderbaren Start ins Leben hatten, aber kein Interesse an Bällen zeigen. Wenn ein Besitzer unbedingt mit seinem desinteressierten Hund Ball spielen will, kann er einen Tennisball aushöhlen, mit Futter ausstopfen und einen Hund produzieren, der genauso ballverrückt ist wie er selbst).
    F ANG MICH DOCH !
    Wir teilen nicht nur unsere Vorliebe für das Ballspielen mit Hunden, sondern auch noch die für weitere Spiele. Variationen von »Hol’s dir doch, wenn du mich kriegst« sind bei Hunden genauso beliebt wie bei Kindern. Manche meiner Kunden fühlen sich verletzt, wenn ihr Hund ihnen den Ball nicht zurückbringen will. Warum aber sollten Hunde den Ball zurückbringen, wenn sie ein viel spannenderes Spiel namens »Fang mich doch (und den Ball)!« spielen können? Und meine Güte, wie Hunde dieses Spiel lieben. Sie fühlen sich toll, wenn sie derjenige sind, der einen Gegenstand »gewinnt« und ihn von den anderen fernhalten kann, besonders, wenn die den Ball auch haben möchten.
    Sie sind Meister darin, nur ganz knapp außerhalb der Reichweite zu bleiben, um sich nicht fangen zu lassen, Sie aber trotzdem weiter in das Spiel zu verwickeln. Sie tun das nicht, um Sie zu quälen, auch wenn Sie vielleicht den Eindruck haben. Sie spielen nur ein Spiel, das sie auch mit anderen Hunden spielen würden und das sie eben gern mit Ihnen spielen möchten. Und weil wir sind wie wir sind, spielen wir einfach mit. Als hilfloses Opfer unserer eigenen Ballbesessenheit können wir einfach die Vorstellung nicht ertragen, dass wir den Ball geworfen und nicht zurückbekommen haben! Wären wir nicht so ballverrückt wie wir sind, hätten wir das Ganze schließlich gar nicht erst angefangen. Auch Schimpansen spielen »Fang mich doch«. Jane Goodall beschrieb, wie junge Schimpansen sich anderen in einer Art hüpfendem »Spielgang« und mit einem Spielzeug in der Hand näherten. Wenn ein anderer Schimpanse danach griff, rannte der Initiator weg und schaute dabei die ganze Zeit über seine Schulter. Es macht schließlich keinen Spaß, wenn niemand das ergattern möchte, was man selbst hat – weder bei Schimpansen noch bei Hunden.
    Manche Hunde gehen noch einen Schritt weiter. Es reicht Luke nicht, den Ball zu fangen und damit wegzurennen; Luke rennt dann noch auf die anderen Hunde zu, als ob er ihre Aufmerksamkeit wecken wollte und hält den Ball so hoch in die Luft wie ein Olympiasieger seine Landesflagge beim Laufen der Ehrenrunde. Wenn in dieser ganzen Körpersprache nicht etwas Herausforderndes steckt, gebe ich meine Arbeit mit Hunden auf und studiere künftig Fruchtfliegen.
    Eigentlich ist es nicht schwierig, einen Hund zum Zurückbringen des Balls zu bringen, wenn man weiß wie. Für den Anfang hilft es, sich darüber klar zu werden, dass der Hund nur versucht, Ihnen sein Spiel beizubringen und Sie ihm das Ihre. Wer letzten Endes wen erzieht, hängt von Ihnen ab. Denken Sie daran, dass Hunde als Tiertrainer Naturtalente sind und Menschen nicht, also seien Sie gut vorbereitet, wenn Sie das »Fangmich«-Spiel mit einem neuen Hund ausprobieren. Aber wenn Sie nur ein paar Regeln befolgen, wird Ihr Hund eher dazu neigen, Ihnen den Ball wiederzubringen anstatt damit wegzurennen. Werfen Sie anfangs bei jungen Hunden den Ball immer nur ein kleines Stück weit weg. Die meisten Menschen werfen den Ball viel zu weit weg, als dass ihr Hund darauf konzentriert bleiben könnte. Werfen Sie ihn anfangs auch nicht zu oft, zwei- oder dreimal reichen. Der zehn Jahre alte Cool Hand Luke kam mit einem Jahr und völligem Desinteresse an Bällen zu mir, heute ist er ballverrückt. Nach ein paar Monaten verfolgte er Bälle und brachte sie einen Teil der Strecke zurück zu mir, aber nur drei- oder viermal. Dann verlor er das Interesse und wendete seine Aufmerksamkeit etwas anderem zu. Also hörte ich nach zwei

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