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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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man lernt, den Ball wirklich im gleichen Augenblick zurückzuwerfen, in dem der Hund ihn hergibt. Die meisten übrigen Probleme sind gelöst, sobald die Menschen lernen, sich vom Hund wegzubewegen und ihn zum »Hasch mich« zu animieren, anstatt ihm nachzulaufen. Und denken Sie vor allem daran, dass es weder Schimpansen noch Hunden Spaß macht, einen Ball zu verteidigen, den der Spielpartner gar nicht haben will. Wenn Ihr Hund also nicht aufhört, Sie mit dem Ball an der Nase herumzuführen, drehen Sie sich einfach um, verschränken Sie die Arme und beachten Sie ihn nicht. Ich hatte mir angewöhnt, mich abrupt umzudrehen und ins Haus zu gehen, wenn Luke zu neckisch wurde. Das wirkt wie ein Zauberspruch. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele Hunde, die laut Aussage ihrer Besitzer angeblich nie einen Ball hergeben, mir den Ball geradezu von hinten in die Kniekehlen stießen, wenn ich die Unnahbare spielte. Und denken Sie daran, den Ball in der Mikrosekunde zu werfen, in der Sie ihn bekommen. Widerstehen Sie dem Drang, zu sagen: »Ätschibätsch, ich hab den Bahall!!«
    S PIELEN KANN GEFÄHRLICH SEIN
    Menschen und Hunde teilen noch eine andere Art des Spielens miteinander, aber im Gegensatz zum Ballspielen kann es uns und unsere Hunde in Schwierigkeiten bringen. Wir beide lieben es, uns in spielerischen Ringkämpfen zu engagieren. Hier ist wirklich keine weitere Beschreibung nötig: Wir alle können uns mit Leichtigkeit vor unserem inneren Auge ein Bild von miteinander rangelnden Kindern oder Hunden vorstellen. Dieses Verhalten ist zwar beiden Spezies gemeinsam, wird aber von männlichen Primaten häufiger gezeigt als von weiblichen. Männliche Primaten kämpfen nicht nur öfter zum Spiel miteinander, ihr Spiel ist auch rauer und intensiver. Als logische Folge vermeiden die Weibchen fast aller Primatenspezies es, sich mit den Männchen in spielerische Kämpfe einzulassen. Wenn sie schon einmal spielerisch kämpfen, dann mit anderen Weibchen. Sowohl bei Menschen als auch bei Primaten finden spielerische Kämpfe in der Regel zwischen Individuen gleichen Geschlechts, gleichen Alters und ähnlichen körperlichen Fähigkeiten statt.
    Nicht so bei Hunden: Rüden und Hündinnen scheinen gleich gerne miteinander herumzurangeln und ringen. Marc Bekoff, ein auf dem Gebiet des Spielverhaltens bei Tieren anerkannter Wissenschaftler, stellte keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in Spielkämpfen bei Timberwölfen, Kojoten, Buschhunden oder Waldfüchsen fest. In weniger wissenschaftlichen Beobachtungen habe ich nie offensichtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Häufigkeit oder Intensität der Ringkämpfe bei den Welpen meiner Würfe, meinen erwachsenen Hunden oder den Hunden meiner Kunden feststellen können. Ich habe niemals jemanden behaupten hören, dass Rüden öfter zum Spiel miteinander kämpfen als Hündinnen. 5
    Wir Menschen spielen wohl eher mit Hunden als mit Schimpansen, aber die Art und Weise unserer Kampfspiele erinnert mehr an die mit uns verwandten Primaten als an Hunde. Wie bei den meisten Primaten gibt es auch bei uns größere Unterschiede in der Art und Weise, wie die verschiedenen Geschlechter spielen. Selbst bei uns ist Ringen wohl eher eine Männersache. Wenn einer von beiden in einem Paar, das in meine Sprechstunde kommt, gerne mit dem Hund rauft, können Sie jedes Mal wetten, dass es der Mann ist. Ich kann mich an zwei Fälle von insgesamt etwa viertausend in dreizehn Jahren erinnern, in denen die Frau gerne spielerisch mit dem Hund raufte und der Mann nicht. Aber alle Hunde lieben es, und Menschen, die gerne im Spiel mit ihren Hunden raufen, scheinen dies so sehr zu brauchen wie andere frische Luft und gutes Essen. Deshalb sage ich es nicht einfach so leichtfertig dahin, wenn ich manchen Hundebesitzern rate, diese Rauf- und Zerrspiele ab sofort einzustellen. In diesen Momenten, in denen sich das Gesicht eines glücklichen Mannes verändert, als hätte ich ihm das Lieblingsspielzeug seines Lebens weggenommen, mag ich meinen Job nicht. Wie kann ich nur so eine Spielverderberin sein? »Nein nein nein, Jungs,« sagt Tante Trisha, »im Haus wird nicht getobt!« Seufz.
    Aber in manchen Fällen muss ich dazu raten, weil ich so oft erlebt habe, wie viel Kummer aus den Kampfspielen zwischen Menschen und Hunden entstehen kann. Ich weiß, dass es Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Mensch-Hund-Paaren gibt, die ihr Leben lang ohne Probleme zum Spaß miteinander raufen. Aber dann ist da dieser

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