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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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den Fuß gebissen, während sie tief und fest schlief.
    Anfangs hatte Calvin Angst vor fremden Hunden gehabt, und zwar so große, dass Mary mit ihm die Hundeschule wieder verlassen musste. Aber neuerdings hatte sich Calvins ängstliches Ducken in ein Drauflosstürzen und röchelndes Knurren verwandelt, sodass ihre Spaziergänge zum Albtraum wurden und sie ihn nicht mehr nur von Menschen, sondern nun auch noch von Hunden fernhalten musste. Aber so müde und frustriert sie auch war, Mary war immer noch verrückt nach Calvin, und Calvin war ganz klar verrückt nach ihr. Als Zweierrudel waren sie unzertrennlich. Er begrüßte sie mit grenzenloser Freude, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, folgte ihr im Haus wie ein Schatten und kuschelte sich genauso gerne aufs Sofa wie sie. In meinem Büro verfolgte Calvin jeden ihrer Schritte und Mary konnte ihre Hände nicht von ihm lassen.
    Als ich versuchte, Kontakt zu Calvin aufzunehmen, machte er klar, dass er nichts mit mir zu tun haben wollte. Er war nur auf Marys Knien glücklich, erstarrte und hielt den Atem an, sobald ich zu ihm sprach. Er nahm keine Leckerchen von mir, noch nicht einmal besonders gute, die ich ihm auf den Boden warf, damit er weit von mir wegbleiben konnte. Als Mary ihn auf den Teppich hinuntersetzte, bekam Calvin Panik und begann zu hyperventilieren, bis sie ihn wieder auf ihren Schoß ließ. Mary suchte verzweifelt Hilfe. Sie liebte Calvin so sehr, und doch konnte sie so nicht weiterleben. Sie fragte mich, was sie tun könnte, um ihn in die richtige Bahn zu lenken. Ich fragte sie, wie lange sie Zeit hätte.
    Als Erstes überbrachte ich ihr die guten Nachrichten: Es gab viel, das sie tun konnte, um Calvins und ihr Leben besser zu machen und sie konnte gleich damit anfangen. Aber es gab auch schlechte Nachrichten: Die Spuren von Calvins Frühentwicklung würde nie vollständig auszulöschen sein. Genau wie Menschen sind Hunde hoch soziale Lebewesen, die in bestimmten Zeitabschnitten ihrer Jugend sozialen Umgang benötigen. Calvin würde zwar lernen können, sich in Gegenwart von Fremden wohler zu fühlen, aber er würde nie zu dem ausgeglichenen Hund werden, der er hätte sein können, wenn er in normaler Umgebung aufgewachsen wäre. Meine Prognose für die Stubenreinheit war zurückhaltend, denn Hunde, die sehr früh gelernt haben, sich dort zu lösen, wo sie schlafen, sind extrem schwer zur Stubenreinheit zu erziehen, wenn sie erwachsen sind. Das Problem mit den besten Lösungsaussichten war sein Verhalten gegenüber Mary, aber das würde für Mary bedeuten, dass sie ihn nicht mehr wie ein Kleinkind, sondern wie einen erwachsenen Kerl behandeln musste. Es war, als ob ein fünfundzwanzigjähriger Sohn in Marys Haus lebte, der Aufmerksamkeit, Essen und kostenlose Massagen nur aus dem Grund bekam, weil er niedlich war. Um seine Erwartungen zu verändern, musste Mary nicht grob zu ihm werden oder aufhören, ihn zu lieben; sie musste nur einsehen, dass Calvin trotz seines niedlichen Gesichtes kein bedürftiges Kleinkind war, der ihre ständige Sorge zum Überleben brauchte.
    Sechs Monate später begann die Arbeit sich auszuzahlen. Calvin fing an, Besucher mit wunderbaren Leckereien zu assoziieren und bellte oder schnappte nicht mehr nach ihnen. Er mochte immer noch nicht, dass Besucher ihn streichelten, aber er betrachtete sie nicht mehr als außerirdische Eindringlinge. Calvin vergötterte Mary weiterhin, aber er fing an, ein paar Manieren zu lernen und bekam keine Wutanfälle mehr, wenn ihn etwas irritierte. Es würde noch viel Mühe machen, bis er auch mit anderen Hunden auskam, aber inzwischen konnte man mit Calvin spazieren gehen, ohne dass er vorbeigehende Hunde anbellte und anknurrte. Ganz stubenrein wird er nie werden, aber es ist schon viel besser geworden. Tagsüber darf er nun aus dem Käfig und Mary muss nicht mehr jeden Abend einen stinkenden Hund waschen, wenn sie von der Arbeit kommt. 1 Wenn sie nicht zuhause ist, macht er sein Geschäft in eine Art Katzenklo für Hunde in einem Hinterzimmer. Das ist zwar nicht ideal, aber genug für Mary und den kleinen Hund, den sie liebt – einen der Millionen Hunde, der als Welpe dauerhaft geschädigt wurde von Menschen, die ihn produzierten und vermarkteten wie einen Kasten Limonade.
    S OZIALE B INDUNGEN KNÜPFEN
    Das schrecklich Traurige an dieser Geschichte ist, dass Calvins Probleme größtenteils vermeidbar gewesen wären. Genau wie bei Menschen gibt es auch bei Hunden bestimmte Zeiten in ihrer

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