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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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geistigen Entwicklung, in denen sie etwas über die Welt um sich herum erfahren. Eine dieser Zeiten ist die entscheidende Phase der Sozialisation. Ausgiebige Forschungen zum Hundeverhalten zeigten, dass Welpen, die im Alter zwischen fünf und zwölf Wochen von menschlichem Kontakt isoliert waren, im späteren Leben niemals in der Lage waren, normal auf Menschen zu reagieren. Man nennt diese Zeit der ersten Wochen heute eher »sensible Phase«, denn sie erscheint nicht so fest und klar umgrenzt wie zuerst angenommen. Sie hat einen tiefgreifenden Einfluss auf das Verhalten eines erwachsenen Hundes. Während dieser Zeit sind Hundewelpen und ihre wölfischen Vettern darauf programmiert, Informationen aufzunehmen, wer ihre sozialen Gefährten sind. So ist es sehr wichtig, dass die Wolfswelpen im »Wolf Park« von Indiana mit acht bis zehn Tagen von ihrer Mutter weggenommen und ausschließlich von Menschen großgezogen werden, bevor sie später wieder ins Rudel zurück entlassen werden. Ohne ein solches Eingreifen in dieser wichtigen Entwicklungsphase würden die Wölfe als Erwachsene niemals Menschen in ihrem Gehege akzeptieren. Es gibt im Leben eines Caniden später keine Zeit mehr, die dieser sensiblen Phase gleichkommt; die verlorene Zeit lässt sich nicht mehr aufholen. Wenn Sie einem erwachsenen Wolf genauso viel und genauso lange menschlichen Kontakt zukommen ließen, würden Sie dabei weniger Effekt erreichen. Das Gleiche gilt für Hunde. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass Sie die Auswirkungen der Frühentwicklung auf das Verhalten eines Hundes verstehen. Sobald ein Hund erwachsen ist, gibt es kein Zurück mehr. Genau wie bei Calvin kann man zwar noch deutliche Fortschritte erreichen, aber nur von dem Rohmaterial ausgehen, das man zur Verfügung hat.
    Mangelnde Sozialisation in den wichtigen Monaten der frühen Entwicklung führt bei manchen Hunden zu Panik vor fremden Menschen, vor allem bei solchen, die bereits eine genetische Tendenz zur Scheu haben. Schon mit vier oder fünf Wochen, noch beim Züchter, müssen die Welpen Menschen kennen lernen, viele Menschen, und lernen, dass Menschen aller Formen und Größen Teil des Normalen in der Welt sind. Sobald sie in ihr neues Zuhause kommen, müssen die Welpen nicht nur mit ihren neuen Familien, sondern auch mit Gästen Zeit verbringen und, sobald es sicher möglich ist, auch hinausgehen und die Nachbarn am anderen Ende der Straße kennen lernen. Ich kann ihnen kein genaues Alter nennen, ab dem Sie Ihren Welpen mit nach draußen nehmen sollten. Jeder Besitzer muss das für sich entscheiden, denn es gibt Risiken, derer Sie sich bewusst sein müssen. Bevor beispielsweise Ihr Welpe mit etwa fünfzehn bis sechzehn Wochen vollständig immunisiert ist, sollten Sie ihn möglichst wenig Krankheitserregern wie dem der Parvovirose aussetzen. Da aber die erste und wichtigste Phase der Sozialisation mit etwa zwölf oder dreizehn Wochen vorüber ist, müssen Sie die medizinischen Risiken gegen die Verhaltensrisiken abwägen, die entstehen, wenn Sie ihren Welpen bis zum Ende der Sozialisationsphase isoliert halten. Leider schaffen diese beiden Risiken eine Konfliktsituation.
    Viele Besitzer lösen das Dilemma, indem sie den Welpen zuhause möglichst viele Menschen treffen lassen und nur an sicheren Plätzen (wie z. B. dem umzäunten Garten des Nachbarn) nach draußen gehen, bis der Welpe vollständig geimpft ist. Meistens ist das mit neun bis zehn Wochen der Fall. Vermeiden Sie potenziell mit Erregern ansteckender Krankheiten belastete Orte wie Hundewiesen in Stadtparks, bis der Welpe vollständig immunisiert ist, solange er trotzdem lernt, dass auch Menschen und Hunde außerhalb der eigenen Familie Teil seiner sozialen Gruppe sind.
    G ROSSWERDEN BRAUCHT Z EIT UND SOZIALE N ETZE
    Hören Sie nicht bei dreizehn Wochen auf. Forschungen haben gezeigt, dass die Grenzen dieser Zeitabschnitte nicht sehr fest sind. Genau wie Kinder entwickeln sich auch nicht alle Welpen in der gleichen Geschwindigkeit. Außerdem gibt es noch andere wichtige Phasen in der sozialen Entwicklung eines Hundes, was nicht überrascht, wenn man bedenkt, wie viel Erfahrung nötig ist, um in einer Spezies mit komplizierten Beziehungsstrukturen soziale Umgangsformen zu lernen. Hunde scheinen im frühen Jugendalter mit etwa sechs bis elf Monaten eine wichtige Entwicklungsphase zu durchleben, stellen Sie deshalb sicher, dass Sie die soziale Erziehung Ihres Hundes mindestens das ganze erste Lebensjahr lang

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