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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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Futtersuche verbrachten Tages. Die zeitintensivste Aktivität weiblicher Paviane ist die Fellpflege der Männchen. Schimpansen und Bonobos widmen sich hingebungsvoll der Fellpflege und verbringen meist je etwa eine Stunde damit, das Körperhaar eines Gruppenmitgliedes sorgfältig auseinander zu teilen. Der solcherart Gepflegte sieht oft so aus wie wir, wenn wir eine gute Massage genießen – selig entspannt.
    Diese Neigung, auf Berührung mit Entspannung zu reagieren, ist nicht allen Tieren eigen. Für viele Arten bedeutet »gesellig« sein in der Nähe von Artgenossen sein und soziale Interaktionen mit ihnen zu pflegen, aber das beinhaltet nicht notwendigerweise, dass man sich häufig gegenseitig berührt. Unsere engsten tierischen Verwandten verbringen in jeder Phase ihres Lebens einen Großteil ihrer Zeit damit, sich gegenseitig zu berühren und Berührung mit angenehmer Entspannung oder Spiel zu verbinden. In freier Wildbahn sind Schimpansen und Bonobos unermüdlich auf Berührungen aus und verbringen sehr viel mehr Zeit mit gegenseitiger Berührung als die meisten anderen Spezies. Junge Schimpansen und Bonobos sind fast ständig in Körperkontakt mit ihren Müttern. Beim Aufwachsen verbringen sie viele Stunden im Spiel mit ihren Kumpels, das sehr viel Körperkontakt beinhaltet. Wenn sie älter werden und die Verspieltheit nachlässt, steigert sich die Zeit, die sie mit gegenseitiger Fellpflege verbringen.
    Verängstigte Primaten, sogar Erwachsene, kleben wie Kletten aneinander, wenn die Angst groß genug ist. Das trifft für uns genauso zu wie für andere Primatenarten. Es ist herzzerreißend einfach, Bilder verängstigter Menschen zu finden, sei es nach Naturkatastrophen oder Kriegstragödien, die sich Brust an Brust gegenseitig in den Armen liegen. Solche Bilder sind beinahe exakte Repliken der Fotos von verängstigten oder gestressten Schimpansen, die sich zum gegenseitigen Trost aneinander schmiegen. Die meisten Tiere springen aber nicht einer auf den anderen zu und umarmen sich, wenn sie Angst haben, sondern sie rennen einfach wie von der Tarantel gestochen davon. Verängstigte Pferde oder Schafe möchten wegrennen, nicht miteinander knuddeln. Verängstigte Vögel und Katzen wollen in der Regel nicht gestreichelt werden; sondern alleine gelassen werden und sich verstecken können. Der Grundsatz ist, dass unsere Spezies, genau wie andere Primaten, sehr berührungsorientiert ist und die Wichtigkeit, die wir körperlichem Kontakt beimessen, ein Teil unseres Erbes ist. Sei es ein Familienmitglied oder in Krisensituationen ein Fremder, das Bedürfnis, sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten Körperkontakt zu haben, ist tief in unserer Psyche verwurzelt. Vielleicht ist der Berührungssinn der wichtigste Sinn, den wir haben. So schwer das auch sein muss, viele Menschen lernen, auch mit Verlust von Seh-, Hör- oder Geruchssinn gut zurechtzukommen und leben erfüllte Leben. Wenn Sie aber Ihren Berührungssinn verlieren würden, würde Sie das auf eine Art und Weise von der Welt um Sie herum abschneiden, die wir uns kaum vorstellen können. Vielleicht erklärt das, warum wir manchmal einfach nicht die Hände von unseren Hunden lassen können.
    Selbst in den besten Zeiten, wenn wir nicht gestresst oder trostbedürftig sind, ist für viele von uns das Streicheln einer der wichtigsten Aspekte im Zusammensein mit einem Hund. Dieses Bedürfnis ist nicht trivial. Einfaches Streicheln kann die Physiologie unseres Körpers entscheidend beeinflussen, die Herzfrequenz und den Blutdruck senken. Es setzt endogene Opiate, körpereigene Stoffe frei, die uns beruhigen und eine wichtige Rolle für die Gesundheit spielen. Zum Glück für uns mögen die meisten Hunde es, wenn sie gestreichelt werden. Die meisten normalen, gut sozialisierten Hunde genießen es, wenn man ihnen den Bauch reibt, den Kopf massiert oder das Hinterteil kratzt. Viele Hunde lieben diese Art von Fellpflege so sehr, dass sie bereit sind, dafür zu arbeiten. Sie bellen oder heben die Pfote, um ihren Menschen daran zu erinnern, dass er ja nicht aufhören soll.
    Aber genau wie manche Menschen nicht jeden Abend schmusen möchten, so mögen auch manche Hunde kein großes Maß an Körperkontakt und liegen lieber auf einer Decke neben ihrem Besitzer als zusammengerollt an ihn geschmiegt. Manchmal passen Hund und Halter im Schmusebedürfnis nicht zusammen, wenn der Besitzer gerne knuddelt und der Hund eher distanziert ist oder umgekehrt. Manchmal werden solche

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