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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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Massagestunde umschalten. Manchmal ist ein einfaches »OK« und dann Zurücklaufenlassen zu den Spielgefährten eine tolle Möglichkeit, damit der Hund sich freut, gekommen zu sein. Es scheint Hunde ungeheuer zu beeindrucken: »Ich kann noch weiter spielen gehen? Wow, du bist echt Klasse!« Jetzt wird Spike froh darüber sein, dass er auf das »Hier« gehört hat und beim nächsten Mal noch lieber kommen. Heben Sie sich bei einem so aktiven Hund die Streicheleinheiten für später auf, wenn Sie beide es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht haben. Wenn Sie natürlich einen Hund haben, der alles dafür tun würde, auf Ihr Locken hin zu kommen und sich ein Brustkraulen abzuholen, dann funktioniert es sicher gut, wenn Sie ihn für das Kommen aus einer Spielsituation heraus mit Streicheln loben. Aber genau wie Sie möchte ihr Hund bestimmte Dinge vielleicht nur zu ihrer Zeit haben und ist von Schmusestunden mitten in einem Ballspiel nicht angetan.
    Eine andere Situation, in der man das Streicheln besser lassen sollte, ist, wenn ihr Hund sehr aufgeregt oder aufgedreht ist. Sowohl Hunde als auch Menschen haben eine Art Reizschwelle für Aufregung, ein Niveau gefühlsmäßiger Erregung, die unsere Reaktion auf Berührung verändert. Unterhalb dieser Schwelle wirkt Berührung beruhigend, wenn Ihr Hund zum Beispiel beim Tierarzt leicht ängstlich ist oder Sie selbst im Wartezimmer zur Arztpraxis nervös sind. In diesen Fällen fühlt sich Anfassen tröstend und hilfreich an.
    Für uns Primaten ist es natürlich, dass wir ein Tier durch Handauflegen beruhigen möchten, und nicht immer nur, um dem Empfänger etwas Gutes zu tun. Andere im Zustand der Erregung zu sehen, ist an sich für viele von uns schon aufregend. Jane Goodall beschrieb, dass die von ihr beobachteten Schimpansen in Zeiten der Aufregung nicht nur altruistisch waren, wenn sie versuchten, andere zu beruhigen: sie versuchten auch zu ihrem eigenen Wohl die Lage zu beruhigen. Sie nahm an, dass es Schimpansen genau wie Menschen nervös macht, andere in gefühlsmäßigem Aufruhr zu sehen. Aus diesem Grund nützt die Fellpflege, die eine sehr wichtige Funktion im Abbau sozialer Spannungen zu haben scheint, möglicherweise dem Pfleger genauso viel wie dem Gepflegten. Bei Schimpansen folgen auf Kämpfe fast immer intensive Fellpflegesitzungen. Der Primatologe Frans de Waal stellte sogar fest, dass die von ihm studierten Schimpansen mehr gegenseitige Fellpflege betrieben, wenn sie in engen Innenräumen eingesperrt waren, in denen die sozialen Spannungen erwartungsgemäß höher waren als in Freigehegen. Auf so engem Raum können angespannte Beziehungen ernste Konsequenzen haben, wenn die Tiere sich nicht gegenseitig aus dem Weg gehen können. Also verbrachten sie zum Ausgleich mehr Zeit mit der beruhigenden und besänftigenden gegenseitigen Fellpflege. Es scheint ganz natürlich zu sein, die Hand nach jemand auszustrecken, um ihn zu besänftigen und beruhigen. Vielleicht fassen auch wir unsere Hunde nicht nur deshalb an, um sie zu beruhigen, sondern auch, damit ihr Stress uns nicht ansteckt.
    Aber Berührung beruhigt nicht immer denjenigen, dem sie zuteil wird, nicht, wenn er erhitzt und aufgeregt ist. Ich habe öfter erlebt, dass Halter gebissen wurden, wenn sie versuchten, ihren aufgedrehten und erregten Hund mit Streicheln zu beruhigen. Oft sagen mir dann die Besitzer, dass sie sicher sind, der Hund habe sie nicht absichtlich gebissen, sondern müsse gedacht haben, ein anderer Hund würde ihn angreifen, als er die Berührung spürte. Manchmal nehme ich an, dass das stimmt, manchmal bin ich aber auch ziemlich sicher, dass es nicht so ist. Menschen können sich, wenn sie gefühlsmäßig geladen und frustriert sind, gegen die stellen, die sie lieben – sie schubsen Freunde weg, die es gut mit ihnen meinen, und das oft nicht sehr freundlich. Diese Art »umgelenkter« Aggression ist bei vielen Spezies häufig, von Vögeln bis hin zu Nagetieren, und es gibt keinen Grund dafür, warum sie bei Hunden etwas Überraschendes sein sollte.
    Wenn Ihr Hund zu sehr aufgeregt ist, können Sie ihn trotzdem durch Berührung beruhigen, allerdings müssen Sie sich dazu bewusst sein, wie Sie ihn berühren. Ängstliche Besitzer streicheln ihre Hunde oft in kurzen, schnell aufeinanderfolgenden Zügen an Kopf und Hals. Tun Sie das einmal bei sich selbst und spüren Sie, wie beruhigend das ist (nicht besonders). Genauso wichtig, wie den Tonfall der Stimme von den eigenen inneren Gefühlen

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